Sermons on “Johannesevangelium”

6. Sonntag nach Ostern: Exaudi („Herr, höre meine Stimme“) 2017

Je älter wir werden, je mehr Erfahrungen wir im Leben sammeln, desto deutlicher merken wir, dass im Leben selten alles schwarz oder weiß ist. Ganz im Gegenteil! Meistens ist es so, dass es viele Grauschattierungen gibt: im Verhalten der Menschen untereinander, im Miteinander von Ländern und Völkern. Es kann z. B. geschehen, dass jemand etwas Gutes tut, aber nach und nach finden wir heraus, dass er aus völlig falschen, ja, bösen, Beweggründen getan hat.

Umso überraschender ist es dann, wenn Gott uns sagt, dass es in seiner Beziehung zu uns Menschen keine Grauzonen gibt, sondern nur schwarz und weiß. Jesus macht z. B. deutlich, dass kein Mensch ihm gegenüber neutral sein kann. Er sagt: „Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich.“ (Mt 12,30). Auch die Frage, die der Prophet Elia vor langer Zeit dem Volk Gottes auf dem Berg Karmel stellte, macht das deutlich: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten?“ (1. Kön 18,21). Und Jesus sagt dann: „Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten.“ (Mt 6,24).

Am Himmelfahrtstag haben wir gehört, dass Jesus seiner Kirche, seinen Christen den Auftrag erteilt hat, das Evangelium, die frohe Botschaft von der Erlösung der Menschen, in der ganzen Welt zu verkündigen. Dieser Auftrag erging zunächst an die Apostel, dann aber auch an jeden von uns. Und so, wie es in unserem Verhältnis zu Gott nur schwarz oder weiß, ja oder nein, geben kann, ist es auch hier. Ein Christ ist immer auch ein Zeuge, ein Bote Gottes. Was Jesus zuerst und auf besondere, einzigartige Weise den Aposteln aufgetragen hat, hat er dann auch uns aufgetragen. Dieser Auftrag ist untrennbar mit unserem Christsein, mit unserem christlichen Glauben verbunden. Das wollen wir heute bedenken: „Auch ihr seid meine Zeugen.“

1. Ein Wort, das direkt an die Apostel gerichtet wurde.

2. Ein Wort, das auch auf uns zutrifft.

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3. Sonntag nach Ostern: Jubilate („Jauchzt Gott alle Länder“) 2017

Einer der bekannteren Choräle aus unserem Gesangbuch beginnt mit den Worten: „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ!“ Ich weiß von einem Fall, in dem ein Paar sich für sei-nen Traugottesdienst diesen Choral als Chorstück gewünscht und dafür viel Kopfschütteln geerntet haben. Freude und Leid oder Traurigkeit und Freu-de, das sind Gegensätze, die unserer Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen. Entweder ich bin fröhlich oder traurig, entweder ich leide oder ich freue mich. Beides passt doch überhaupt nicht zusammen.

In unserem heutigen Predigttext wird uns gezeigt, wie Traurigkeit und Freude zusammenhängen und was Ostern damit zu tun hat. Wir wollen heute gemeinsam betrachten:

Ostern verwandelt unsere Traurigkeit in Freude.

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2. Sonntag nach Ostern: Miserikordias Domini („Die Güte des Herrn“) 2017

Zu den bekanntesten Worten aus der Bibel gehört sicherlich folgender Satz:

„Der HERR ist mein Hirte…“

Der 23. Psalm, aus dem dieser Satz stammt, ist auch vielen Menschen bekannt, die von der Bibel eher nichts wissen oder halten. Es ist das wunderbare Bild von Gott, als einem Hirten, der sich um seine Herde, seine Schafe kümmert. Im Verlauf der Jahrtausende hat es zahllose Kinder Gottes in schweren Zeiten getröstet und gestärkt.

Am heutigen Hirtensonntag, dem Sonntag der Güte Gottes, greift das Sonntagsevangelium dieses Bild auf. Jesus wendet es auf sich an und sagt: „Ich bin der gute Hirte.“ Während der 23. Psalm das Bild eines Hirten viel breiter fasst, schaut Jesus vor allem darauf, wie ein Hirten seine Herde schützt. Wir wollen diesen Text heute gemeinsam unter dem folgenden Thema betrachten:

Jesus ist unser guter Hirte, der uns beschützt.

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1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti („Wie die neugeborenen Kinder“) 2017

„Das weiß doch jedes Kind.“ So sagen wir, wenn wir deutlich machen wollen, dass etwas leicht zu erkennen ist, wenn es sich um etwas handelt, was jeder Mensch weiß. „Das weiß doch jedes Kind, dass ein Toter nicht wieder aufsteht.“ So kann man die Meinung vieler unserer Mitmenschen zum Thema Tod und Auferstehung zusammenfassen.

Doch die leibliche Auferstehung Jesu zu Ostern und un-sere Auferstehung am letzten Tag dieser alten Welt sind das Kernstück unseres christlichen Glaubens. Wie passt das, was jedes Kind weiß und unser christlicher Glaube zusammen? In unserem heutigen Predigttext macht Johannes es uns deutlich. Er zeigt uns:

Die Botschaft vom Auferstandenen und ihre Augenzeugen.

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5. Sonntag in der Passionszeit: Judika („Schaffe mir Recht, Gott“) 2017

Mit dem heutigen Sonntag beginnt die eigentliche Passionszeit. In dieser Zeit sehen wir Jesus im Stand der tiefsten Erniedrigung. Er wird verspottet, ist voller Wunden und Geiselstriemen. Blutüberströmt, auf dem Kopf die Dornenkrone hängt er am Kreuz. Voller Qualen und Schmerzen, die über unser Verstehen und Begreifen gehen, sehen wir ihn dort. Als ein Verbrecher wird er am Kreuz hingerichtet, wo er schließlich das Haupt im Tod neigt.

Doch trotz aller Wunden und aller Schande ist Jesus immer noch Gottes Sohn. So wie er nicht aufhörte Gott zu sein als er Mensch wurde, so blieb er auch in den Stunden seiner größten Not und Leiden der Herr vor aller Zeit, der Heilige in Israel und Geber des Lebens. Damit wir es auch in der Passionszeit nicht vergessen, wer der misshandelte Jesus und der sterbende Christus ist, hat christliche Kirche für diese Zeit besonders Evangelien gewählt, die uns seine göttliche Herrlichkeit zeigen. Das können wir auch im heutigen Sonntagsevangelium sehen: Unser Herr offenbart seine Herrlichkeit vor seinen Feinden.

1. Indem er ihnen seine Sündlosigkeit zeigt.

2. Indem er ihnen seine Geduld beweist.

3. Indem er ihnen sein Heil anbietet.

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2. Sonntag nach Epiphanias 2017

Eine Hochzeit ist ein schönes Fest, ganz gleich ob es sich um die eigene, die der eigenen Kinder oder Enkel handelt, oder ob wir nur zur Hochzeit von guten Freunden oder Bekannten eingeladen werden. Ein fröhlicher Anlass – Mann und Frau, die den Bund fürs Leben geschlossen haben – ein gutes Essen und die Gesellschaft von Familie, Freunden und Bekannten an diesem besonderen Tag, machen eine Hochzeit zu etwas ganz Besonderem.

Zu so einer Hochzeit waren auch Jesus und seine Jünger, zu diesem Zeitpunkt waren es fünf, und die Mutter Jesu eingeladen. Die Hochzeit fand in Kana statt, etwa 10 Kilometer von Nazareth entfernt. Nun stellen wir uns vor, du und ich hätten ebenfalls eine Einladung erhalten, an dieser Hochzeit damals in Kana teilzunehmen. Schick angezogen, mit unserem kleinen Hochzeitsgeschenk in der Hand, kommen wir dort an. Das Haus ist geschmückt, fröhliche Musik erklingt. Die Diener sind damit beschäftigt, den Gästen das Essen zu bringen. Alle sind guter Laune und feiern zusammen mit dem Paar. Wir bereiten uns auf ein paar schöne Tage vor, denn damals wurde eine Hochzeit für gewöhnlich sieben Tage lang gefeiert.

Der bemerkenswerteste Gast aber ist Jesus. Seit einer Woche ist er nun öffentlich unterwegs. Er war draußen am Jordan, bei Johannes dem Täufer, wo er sich hatte taufen lassen. Und Johannes hatte mit dem Finger auf ihn gezeigt und deutlich gemacht: Jesus ist der auf den wir gewartet haben, er ist der für den ich den Weg bereiten sollte.

Joh 1,29: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!“

Das hatte der Täufer seinen Jüngern gesagt. Daraufhin waren zwei von ihnen mit Jesus gegangen und hatte auch andere eingeladen. Nun waren sie alle hier zusammen auf diesem Hochzeitsfest. Und damit sieht es so aus, als würde es keine gewöhnliche Hochzeitsfeier werden. Du und ich auf der Hochzeit zu Kana.

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Heiligabend 2016

In den Wochen vor Weihnachten pflegen wir die unterschiedlichsten Tradi-tionen, die sich von Familie zu Familie unterscheiden. Da gibt es den Adventskranz, der mit seiner zunehmenden Anzahl von Lichter zeigt, wie viele Sonntage es noch bis zum Weih-nachtsfest sind. Oder, besonders bei Kindern beliebt, der Adventskalender. Den gibt es mit Türchen, Socken, Sternen oder kleinen Tüten. Jeden Tag wird eines davon aufgemacht und die Kinder wissen ganz genau, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind.
Am Heiligabend wird nach der Christvesper beschert und dann gibt es was zu essen. Auch da gehen die Bräuche weit auseinander. Die einen essen Mittag Linsen mit Bratwurst und abends gibt es Hase, Gans, Ente oder Pute mit Klößen und Rotkohl. Bei anderen ist Kartoffel-salat mit Würstchen Tradition. Als ich Kind war, haben wir erst am ersten Feiertag beschert, früh, vor dem gemeinsamen Frühstück, wo der Christstollen angeschnitten wurde, ehe wir zum Gottesdienst gegangen sind.

Am Weihnachtsmorgen ziehen wir uns festlich an, und ziehen los, um die Geburt unseres Königs zu feiern. Der Nachmittag gehört der Familie. Am zweiten Feiertag feiern wir noch einmal im Gottesdienst Weihnachten. Mittags gibt es dann die reichlichen Reste vom Vor-tag. Wir rufen die Lieben an, die wir am ersten Feiertag nicht gesehen oder von denen wir nichts gehört haben. Wir nutzen den freien Tag für einen ausgiebigen Mittagsschlaf.

All unsere Advents- und Weihnachtsbräuche – und ich bin mir sicher, dass viele von ihnen noch ein paar beisteuern könnten – unterscheiden sich so grundlegend davon, wie das Leben Jesu nach Weihnachten aussah. Ich staune jedes Mal aufs Neue, wenn ich die Worte lese, die der Heilige Geist durch den Apostel Johannes aufgeschrieben hat: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Ich staune über Gottes Liebe, weil er sein Zuhause, seine Wohnung bei seinem Volk aufschlägt. Freiwillig verlässt Gottes Sohn seine Herrlichkeit, lässt die Regie-rung des Universums, das Lob und den Dienst der Engel, alle Annehmlichkeiten, Ehre und Reichtümer, die ihm zustehen, hinter sich, um in unserer Welt zu leben.

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Pfingstsonntag: „Ausgießung des Heiligen Geistes“ 2016

Anwälte haben heute meistens keinen guten Ruf. Aus Fernsehserien aber auch aus den Nachrichten, wo über spektakuläre Fälle berichtet wird, bleiben einem vor allen Dingen negative Dinge im Gedächtnis: Schlammschlachten, der Versuch den eigenen Mandanten um jeden Preis freizubekommen, selbst wenn er schuldig ist und sei es über Verfahrensfragen. Zwar gibt es auch Anwälte, die alles für ihre Mandanten tun, was in ihrer Macht steht. Doch meistens bleiben uns die negativen Fälle im Gedächtnis haften.

Heute feiern wir gemeinsam das Pfingstfest. Und unser heutiger Predigttext spricht auch von einem Anwalt. Jesus verspricht seinen Jüngern, dass er ihnen den Heiligen Geist senden wird. Er will sie nicht allein zurücklassen, sondern ihnen den Heiligen Geist geben. Nun hatten die Jünger den Heiligen Geist schon, denn niemand kann Jesus den Herrn nennen, ohne durch die Kraft des Heiligen Geistes. Doch Jesus verspricht ihnen den Geist noch auf eine andere Art und Weise. Er redet vom Paraklet, den er schicken will. Dieses griechische Wort kennen wir vor allem nach Luthers Übersetzung als „Tröster“. Das ist auch ein wichtiger Teil der Bedeutung dieses Wortes. Es heißt aber eben auch „Anwalt“ oder „Fürsprecher“. Am heutigen Pfingstsonntag, dem Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes, wollen wir gemeinsam betrachten: Der Heilige Geist ist unser Anwalt und Tröster.

1. Er bringt uns die rettende Wahrheit.
2. Er bringt uns zu Christus.
3. Er erfreut uns, weil uns die Liebe des Vaters und des Sohnes gehört.

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