Sermons on “Dienst”

2. Sonntag nach Ostern – Miserikordias Domini: „Die Güte des Herrn“ – 2021: Zwei Ostertatsachen.

Der folgende Vorschlag ist nicht ernst gemeint, aber er funktioniert. Man könnte unseren Predigttext aus dem 24. Kapitel des Lukasevangeliums streichen und es würde sich ganz normal lesen lassen. Hören wir einmal hin. Die Emmausjünger sind zurückgekommen und Lukas schreibt.

Und sie kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! … Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war…“

Und dann fährt Lukas fort, ihnen Jesu Worte zu berichten. Ein Ausleger bezeichnete die Verse 37-43 als „Schwelle“ dessen, was darauf folgt, beinahe so, als ob man sie überschreitet, mit einem Schritt, um möglichst schnell zu dem zu kommen, was wirklich wichtig ist.

Was berichten uns diese Verse? Zuerst berichten sie uns, dass die Jünger nicht wirklich erwarteten, dass Jesus am Leben ist. Jesus sagte: „Friede sei mit euch!“ und ihre Antwort: Sie erschraken, fürchteten sich und glaubten, ein Gespenst zu sehen! „Sie erschraken…“, hier steht dasselbe Verb wie 2. Mose 19, als der Berg Sinai zitterte und bebte und die Kinder Israels sich davor fürchten ihn zu berühren, damit sie nicht sterben. Sie erschraken, dasselbe Verb, wie weiter vorn im Lukasevangelium, wo Jesus sagt, sie sollen nicht erschrecken, wenn sie von Kriegen und Aufruhr hören (21,9). Sie verstanden es nicht! Sie erwarteten es nicht! Das ist offensichtlich.

Aber was ist die Botschaft der Verse 37-43? Diese Verse sollen zwei eng miteinander verbundene Tatsachen deutlich machen. Es ist interessant, dass wir diese Verse nicht brauchen, um diese zwei Tatsachen zu erkennen, aber Lukas berichtet sie uns trotzdem! Sieben Verse, um es festzustellen, sieben Verse, die wir nicht unbedingt benötigen. Aber Lukas will, dass wir wissen, was er gleich am Anfang seines Evangeliums dem Theophilus über seine Gründe für die Abfassung dieses Evangeliums schreibt: „Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, … damit du den sicheren Grund der Lehre erfährst“ (Lk 1,1+4).

Hier sind die zwei Tatsachen, eng miteinander verbunden:

Jesus ist nicht mehr tot! Tatsache 1.

Und Tatsache 2: Er hat einen echten Körper!

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Judika: „Schaffe mir Recht, Gott“ 2021 – Nicht sich dienen lassen, sondern dienen.

Manche Dinge ändern sich nie. Ganz gleich wieviel Zeit vergeht, ganz gleich wie sehr sich die Lebensumstände geändert haben – manche Dinge ändern sich nie. Menschen altern und sterben. So ist der Lauf der Dinge in dieser Welt. Seit mit Adam und Eva die Sünde in die Welt gekommen ist, sterben wir Menschen, denn der Tod ist der Lohn für unsere Sünde. Die Abfolge von Leben und Tod gehört zu den Gesetzmäßigkeiten unserer Welt.

Manche Dinge ändern sich nie. Seit es Schulen und Schüler gibt, versuchen Schüler mit möglichst wenig Anstrengung ihr Ziel zu erreichen. D. h. Abschreiben, Betrügen und Abkürzungen gehören zur Schule und zu Schülern, seit es Schulen gibt. Die Methode, die Themen und die Mittel verändern sich ständig, von Wachstäfelchen über Schiefertafeln über Papier hin zu Tabletts oder PCs, der Wunsch möglichst wenig lernen und arbeiten zu müssen, bleibt – Kinder versuchen zu schummeln.

Das gilt auch für andere Dinge, von denen unser Text eines anspricht. Im Römischen Reich gab es, schon lange vor den Kaisern, eine Ämterlaufbahn. D. h. um für die höchsten Ämter in Rom gewählt oder bestimmt zu werden, musste man unten anfangen und sich nach oben vorarbeiten. Vom Militärtribun bis hin zum Konsul war es ein langer und teurer Weg. Aber die Menschen gingen ihn und dieser Weg wurde auch außerhalb der Hauptstadt Rom nachgeahmt, z. B. in der römischen Kolonie Philippi. Der Apostel Paulus nimmt in seinem Brief an die Christen dort Bezug darauf.

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6. Sonntag in der Passionszeit 2018: Palmarum – Palmsonntag

Ihr seid alle Herren, ja, auch die Frauen! Auch wenn wir heute nicht mehr so reden, wisst ihr vielleicht, was damit gemeint ist. Du bist ein Herr, du bist einer, der neben dir sitzt auch.
Vielleicht hältst du dich nicht für einen Herrn. Weder bist du Landbesitzer, du hast keine besonderen Titel oder Ämter, gehörst nicht zu den Reichen und Wohlhabenden. Ganz im Gegenteil. Du bist einfach nur ein ganz normaler Rentner, Arbeitnehmer oder Schüler. Du hast keine wirkliche Kontrolle über dein Leben, denn es gibt immer jemand anderes, der die ganze Macht besitzt, der dir sagt, was du zu tun oder zu lassen hast.

So geht es wohl den meisten von uns. Zum größten Teil denken wir, dass wir alles andere sind, nur nicht die Herren. Auf der Rangleiter stehen wir eher im unteren Bereich, denn es gibt immer irgendjemanden, der über mir steht.

Doch vielleicht sollten wir darüber noch einmal etwas genauer nachdenken. „Du bist ein Herr!“ Ein Herr ist nicht einfach nur jemand, der über dir steht. Ein Herr ist jemand, der Macht jedweder Art über irgendjemanden zu irgendeiner Zeit ausübt. Du steigst z. B. in dein Auto und fährst nach Hause. Doch anstatt dich an die Regeln zu halten und 70 km/h zu fahren, fährst du 95 km/h, denn deine Zeit ist ja viel kostbarer als die Sicherheit eines anderen. Du bist auch ein Herr, wenn du dich auf der Autobahn weigerst einen anderen Fahrer in der linken Spur in „deine“ Spur einbiegen zu lassen.
Du bist ein Herr, wenn du dich in der Schlange am Supermarkt vordrängelst oder nicht einen Gedanken daran verschwendest, einen anderen vorzulassen. Du bist ein Herr, wenn du dir das letzte Stück Schokokuchen nimmst, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob jemand anders vielleicht auch noch ein zweites Stück haben möchtet. Schließlich hattest du erst vier Stücke.

Du bist ein Herr, wenn du nach einem langem, stressigen Tag nach Hause kommst und dein Mann, deine Frau oder deine Kinder wollen etwas von dir und du hast einfach keine Zeit, keine Lust, keine Kraft. Du bist ein Herr, wenn du einkaufen gehst und du entscheidest, was du kaufst, was du dir gönnst, aber den Bedürftigen lässt du außen vor. Der kann selber sehen, wo er bleibt.

Immer dann, wenn wir eine Entscheidung treffen, die auch auf andere Menschen Auswirkungen hat, verhalten wir uns wie ein Herr. Ja, auch dann wenn wir Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf die Schöpfung haben, deren Verwalter wir sind, die Gott uns anvertraut hat, verhalten wir uns als Herr, besonders dann, wenn wir nicht über die Auswirkungen unserer Entscheidungen nachdenken. Was kaufe ich, was werfe ich weg, brauche ich das wirklich usw.

Luther hat das sehr genau verstanden. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 schreibt er:

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

In Christus bist du vollkommen frei. Niemand kann etwas von dir verlangen, niemand kann etwas fordern. Du kannst alles tun, du bist ein Herr über alle Dinge. So sieht die Wirklichkeit deines Lebens als Christ aus, auch wenn du oder deine Umwelt das nicht erkennt. Doch hier wird es spannend. Denn eine Frage gilt es noch zu stellen, nämlich die Frage: Welche Art von Herr bist du? Darum geht es dem Apostel Paulus in unserem heutigen Text.

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