Sermons on “Erlösung”

20. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Die Großzügigkeit Gottes.“

Es ist die letzte Woche vor Jesu Tod, die Karwoche. Wie Wellen in Sturm, die gegen den Strand oder einen Felsenabhang anbranden, branden die Angriffe der Pharisäer, Schriftgelehrter und Priester gegen Jesus an. Wieder und wieder versuchen sie ihn zu Fall zu bringen, während sie es nicht wagen, Jesus zu verhaften, aus Angst vor dem Volk. In dieser Zeit erzählt Jesus dieses Gleichnis, einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen sich gleichgültig, ängstlich oder offen feindselig von ihm abwandten. Es ist auch ein Gleichnis für unsere Zeit, ein Gleichnis über die Großzügigkeit Gottes, und was geschieht, wenn man sie verachtet.

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5. Sonntag nach Trinitatis 2022: Das Leben in dieser gegenwärtigen, bösen Welt.

Aufstehen, Anziehen, Frühstücken, Arbeiten, Essen, Trinken, Autofahren, Gartenarbeit, Lesen, Musik hören, Fernsehen, Freude, Trauer, Leid, Schmerz, Spielen, Ausziehen, Schlafengehen – mit diesen Worten könnte man – grob gesagt – die meisten unserer Tage, mit wenigen Worten beschreiben. Dabei spielt es, oberflächlich betrachtet, zunächst auch keine Rolle, ob ein Mensch Christ ist, ob er an Jesus glaubt, zu Jesus gehört, oder nicht. In sehr vielen Dingen unterscheidet sich das Leben eines Christen nicht von dem eines Nichtchristen: beide essen, beide trinken, beide schlafen, beide werden krank, beide werden gesund, beide werden alt, beide sterben.

Und doch gibt es Unterschiede und zwar nicht nur unter der Oberfläche, wo sie erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind oder da, wo sie nur Gott sehen kann. Nein, unser Verhalten untereinander, als Glaubensgeschwister, unser Verhalten gegenüber anderen Menschen soll sich deutlich von dem unserer Umwelt abheben.

Dabei geht es um die Gründe, aus denen wir bestimmte Dinge tun, nämlich aus Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen, weil Gott unser Leben auf seine gute Art und Weise geordnet hat. Es geht aber auch darum, Dinge zu tun und zu sagen, die unsere Umwelt nicht versteht, weil sie allem entgegenlaufen, was sie glaubt oder für richtig hält.

Der Apostel Petrus beschäftigt sich in seinem ersten Brief an die verfolgten Christen in Kleinasien, der heutigen Türkei, viel mit diesen Dingen. Unser Predigttext steht am Ende der so genannten Haustafel, wo Petrus sich mit einzelnen Gruppen in der Gemeinde beschäftigt hat: Männer, Frauen, Sklaven, Kinder. Nun, am Ende der Haustafel, wendet er sich wieder an alle Christen. Er redet von den Dingen, die alle angehen. Und es geht ihm um das Leben in dieser gegenwärtigen, bösen Welt.

1. Tut das Gute!
2. Leidet bereitwillig!

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Gründonnerstag: Die Einsetzung des heiligen Abendmahls 2021 – Jesus ist der Gott, der sich die Hände schmutzig macht.

Es gibt einen Brauch in der katholischen Kirche, der wohl vielen Menschen in den Sinn kommt, wenn sie diese Worte aus dem Johannesevangelium hören – auch wenn dieser Brauch zu den letzten beiden Osterfesten ausfallen musste: Der Papst geht ins Gefängnis und wäscht Gefangenen die Füße. Das ist wohl das Erste, was vielen Menschen einfällt, wenn sie diesen Text hören. Das macht aber auch die große Gefahr deutlich, die mit diesem Text verbunden ist.

Was ist die große Gefahr bei Bibeltexten wie dem Evangelium des heutigen Festtages? Die große Gefahr solcher Texte besteht darin, dass wir sie zu einer Moralerzählung umdeuten. Unser Blick richtet sich nur noch und ausschließlich auf das, was wir tun sollen. Jesus sagt, dass er uns ein Beispiel gegeben hat. Nun ist das nicht falsch. Denn genau das hat Jesus ja gesagt. Nachdem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, auch dem widersprechenden Petrus und dem verräterischen Judas, erklärt er es seinen Jüngern noch einmal eindeutig. Er wird von ihnen Herr und Meister genannt – und das zu Recht. Und ja, Jesus ist tatsächlich unser Vorbild, wenn es darum geht, wie wir hier in dieser Welt leben sollen.

Doch wenn wir nur noch darauf schauen, wenn wir nur noch fragen, wie wir als Kinder Gottes in dieser Welt zu leben haben, dann wird es verkehrt. Dann verwandeln wir die gute Nachricht dieses Tages, die frohe Botschaft der Heiligen Schrift, in eine Last, ein Gesetz, die es zu tragen, das es zu erfüllen gilt. Und so wollen wir zuallererst den Blick auf Jesus richten, um zu sehen, was er für uns tut, denn Jesus ist der Gott, der sich die Hände schmutzig macht.

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Judika: „Schaffe mir Recht, Gott“ 2021 – Nicht sich dienen lassen, sondern dienen.

Manche Dinge ändern sich nie. Ganz gleich wieviel Zeit vergeht, ganz gleich wie sehr sich die Lebensumstände geändert haben – manche Dinge ändern sich nie. Menschen altern und sterben. So ist der Lauf der Dinge in dieser Welt. Seit mit Adam und Eva die Sünde in die Welt gekommen ist, sterben wir Menschen, denn der Tod ist der Lohn für unsere Sünde. Die Abfolge von Leben und Tod gehört zu den Gesetzmäßigkeiten unserer Welt.

Manche Dinge ändern sich nie. Seit es Schulen und Schüler gibt, versuchen Schüler mit möglichst wenig Anstrengung ihr Ziel zu erreichen. D. h. Abschreiben, Betrügen und Abkürzungen gehören zur Schule und zu Schülern, seit es Schulen gibt. Die Methode, die Themen und die Mittel verändern sich ständig, von Wachstäfelchen über Schiefertafeln über Papier hin zu Tabletts oder PCs, der Wunsch möglichst wenig lernen und arbeiten zu müssen, bleibt – Kinder versuchen zu schummeln.

Das gilt auch für andere Dinge, von denen unser Text eines anspricht. Im Römischen Reich gab es, schon lange vor den Kaisern, eine Ämterlaufbahn. D. h. um für die höchsten Ämter in Rom gewählt oder bestimmt zu werden, musste man unten anfangen und sich nach oben vorarbeiten. Vom Militärtribun bis hin zum Konsul war es ein langer und teurer Weg. Aber die Menschen gingen ihn und dieser Weg wurde auch außerhalb der Hauptstadt Rom nachgeahmt, z. B. in der römischen Kolonie Philippi. Der Apostel Paulus nimmt in seinem Brief an die Christen dort Bezug darauf.

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Letzter Sonntag nach Epiphanias 2021 – Jesu Verklärung ist die Brücke zwischen Epiphanias- und Passionszeit

Heute feiern wir das Fest der Verklärung des Herrn. Es erinnert an den Tag, an dem unser Herr Jesus Christus auf einem Berg verherrlicht wurde, das heißt, sein Aussehen wurde verändert. Die Verklärung markierte einen Wendepunkt, in seinem Leben und vor allem in seinem öffentlichen Dienst. So markiert auch dieses Fest einen Wendepunkt, einen Drehpunkt im Kirchenjahr. Wir feiern die Verklärung immer am letzten Sonntag nach Epiphanias statt, kurz vor dem Beginn der Fastenzeit. Das Kirchenjahr spiegelt die Berichte des Evangeliums wider und auch unser Leben.

Und so wollen wir heute über die Verklärung als Brücke zwischen Epiphanias und der Passionszeit nachdenken und sehen, wie dieser Bericht von jenem wunderbaren Ereignis, aber auch sein Standort im Kirchenjahr dazu gedacht ist, unseren Glauben an den verklärten Christus zu stärken.

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Erntedankfest 2020 – Dankt Gott, der uns aus Gnade schafft und erlöst.

Wir alle vergessen immer wieder Dinge. Oft genug geht es uns so, dass wir uns Dinge aufschreiben: Einkaufszettel, Geburtstage, Hochzeitstage, Termine für Feiern usw. Steht es in unserem Kalender oder auf einem Zettel, dann ist es leichter, sich daran zu erinnern und möglichst nichts zu vergessen.

Ihr wisst aber auch alle, dass wir trotzdem immer wieder Dinge vergessen, in der Eile, im Stress, weil wir nicht daran denken wollen oder weil wir durch die vielen Dinge, die unsere Aufmerksamkeit erfordern einfach nicht daran denken. Das geht allen Altersgruppen so: Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Alten.

Doch eine Sache vergessen wir alle gern, auch wenn uns unsere Eltern von klein auf immer wieder darauf hingewiesen, dazu angehalten und erzogen haben – wir vergessen „Danke!“ zu sagen. Und meistens passiert uns da weniger gegenüber anderen Menschen, sondern vor allem gegenüber Gott. Ganz schnell geht es uns so, dass wir das, was Gott uns schenkt als selbstverständlich hinnehmen, dass wir über der Gabe den Geber vergessen.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das tägliche Brot, Arbeit, Kraft, Gesundheit, Familie, Freunde oder um unsere Erlösung, die Vergebung unserer Schuld und das ewige Leben handelt. Deswegen feiern wir Erntedank, mit Betonung auf dem zweiten Wortteil. Da die wenigsten von uns noch in der Landwirtschaft arbeiten, und auch nur wenige viel in ihren Gärten anbauen, konzentriert sich dieser Tag mehr und mehr auf den Dank.

Lasst uns heute anhand unseres Predigttextes über das Danken reden, denn dazu fordert er uns ja auch auf. Dankt Gott, der uns aus Gnade schafft und erlöst.

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10. Sonntag nach Trinitatis 2020 – Das Passahmahl – Ein Bild unserer Erlösung.

Eines der wichtigsten Feste im alten Volk Israel war das Passahfest. Kein Jude hätte es verpasst. Bis heute gehört dieses Fest zu den ganz wichtigen Feiertagen unter Juden, ganz gleich ob gläubig oder nicht, auch wenn die Feier heute anders abläuft als zu den Zeiten, als es in Jerusalem noch einen Tempel gab. Das Passahfest ist der Unabhängigkeitstag der alten Israeliten, der Tag der Erlösung aus Ägypten; der Tag der Vorschau auf den kommenden Messias. Dieses Fest zeigt, was für einen Gott die Israeliten haben, wie er zu ihnen steht.

Doch das gilt auch für uns, denn aus Gottes Gnade, dürfen auch wir zu seinem Volk gehören. Im Einklang mit der alttestamentlichen Geschichte von Gottes Volk, hat Gott auch im Neuen Testament einen besonderen Tag und ein besonderes Mahl eingesetzt, um an seine große Gnade zu erinnern und sie zu schenken. Genau deshalb hat Jesus auch bei der Feier des letzten Passahmahls, das Abendmahl, das Passahmahl der neutestamentlichen Kirche eingesetzt. Wir wollen diese beiden heute miteinander vergleichen: Das Passamahl – Bild unserer Erlösung.

1. Die Voraussetzung unserer Erlösung.

2. Der Trost unserer Erlösung.

3. Die Auswirkung unserer Erlösung.

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3. Sonntag nach Ostern: Jubilate – „Jauchzt dem Herrn!“ – 2020: Gott beruft Mose und nennt uns seinen Namen.

„Jubilate!“ heißt dieser Sonntag: „Jauchzt! Jubelt!“ Nun könnten wir denken, dass wir im Augenblick wohl kaum oder doch zumindest wenig Grund zum Jubeln und Jauchzen haben. Die meisten machen sich Sorgen um ihre Gesundheit, viele um ihr Einkommen oder ihren Arbeitsplatz oder ihre Kinder. Was ist da Grund zum Jubeln? Nun, wir feiern immer noch die Osterzeit: Jesus ist auferstanden! Er lebt! Damit rettet er uns von unserer Schuld zum ewigen Leben! Er herrscht auch hier und heute in unserer Zeit und Welt. Er hält das Ruder fest in den von Nägeln durchbohrten Händen. Das ist Grund zum Jauchzen! Das sehen wir schon im Alten Testament, wo Gott Mose beruft und uns seinen Namen nennt!

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3. Advent 2019: Wie Gott an Noah denkt und ihn rettet, so denkt er auch an uns und rettet uns.

Johannes der Täufer liegt im Gefängnis. Der von Gott ausgewählte Wegbereiter seines Sohnes, ist gefangen, der Tod steht ihm bevor. Und die letzten Worte, die wir aus seinem Mund in der Bibel hören, sind Worte des Zweifels. Plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, ob Jesus, den er als das Lamm Gottes (Joh 1,29) bezeugt hat, wirklich der verheißene Retter ist. „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“, lässt er Jesus durch seine Jünger fragen. Seine Erwartungen passen nicht zum Auftreten von Jesus. Er hat mit dem Gericht, dem herrlichen Ende der Welt, der Strafe über die Bösen und der Verherrlichung der Gläubigen gerechnet. Er ist der Botschafter des Herrn, aber er muss im Gefängnis liegen. Wie passt das zusammen?

Sind das nicht auch unsere Fragen? Wir sind Gottes Kinder. Gott verspricht, dass er uns lieb hat, dass er sich um uns kümmern, bei uns sein, uns niemals verlassen, uns versorgen will. Aber oft genug scheint er uns dann in unserem Leben nur allzu oft allein zu lassen. Wir sehen Gott nicht, fühlen uns allein. Ja, manchmal geht es uns wie Jakob oder der kanaanäischen Frau, dass der Feind, der Gegner in unserem Leben, Gott zu sein scheint. In den finsteren Abschnitten unseres Lebens, in unserer Trauer, in Krankheit, voller Schmerz, in Einsamkeit, wenn wir nicht mehr aus noch ein wissen, wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen soll, ob es weitergehen wird, dann suchen wir Gott, aber wir können ihn nicht finden. Was dem Vorläufer des Messias passiert ist, passiert uns auch. Wir kommen ins Grübeln, ja ins Zweifeln. Unser heutiger Text will uns dabei helfen, denn er zeigt uns im Bericht vom Ende der Sintflut und der Rettung Noahs und seiner Familie unser eigenes Leben mit Gott.

Wie Gott an Noah denkt und ihn rettet, so denkt er auch an uns und rettet uns.

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Tag der Himmelfahrt des Herrn 2019

Der heutige Feiertag zählt zu den „vergessenen“ Feiertagen. Ähnlich wie Pfingsten oder das Trinitatisfest, wissen die meisten Menschen mit dem heutigen Feiertag nichts mehr anzufangen. Um uns herum feiert man Männer- oder Vatertag. Die meisten freuen sich einfach nur darüber, dass sich die Gelegenheit bietet, mit nur einem Urlaubstag für morgen, vier Tag frei zu haben, nicht arbeiten zu müssen. An dieser Stelle sollten wir uns die Frage stellen: Wissen wir eigentlich noch, was „Christi Himmelfahrt“ für jeden von uns bedeutet?

Natürlich ist uns die Geschichte bekannt, wir haben sie gerade im heutigen Evangelium gehört: 40 Tage nach Ostern geht Jesus mit seinen Jüngern auf den Ölberg, wo er ihnen den Auftrag zur weltweiten Mission erteilt, um dann sichtbar zum Himmel aufzufahren. Zwei Engel erscheinen und erklären den Jüngern, was geschehen ist. Unser Text aus dem Propheten Jesaja kann uns dabei helfen die Frage zu beantworten: Was bedeutet Himmelfahrt des Herrn für uns heute? Zwei Dinge können wir unserem Text entnehmen:

1. Jesus ist der Hohe und Erhabene, der in der Ewigkeit wohnt.

2. Jesus ist der Gnädige und Barmherzige, der bei uns wohnt.

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