Sermons on “Freiheit”

17. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Gottes Wort ist nicht gebunden.“

Fühlt ihr euch auch manchmal eingeengt oder zurückgehalten, als wäret ihr die Gefangenen von Dingen, die zu mächtig sind, um sie zu überwinden?

Es könnte am Alter liegen. Du spürst, wie die fortschreitenden Jahre ihren Tribut von dir fordern. Vielleicht ist es eine Krankheit. Du kommst über eine Sache hinweg, und dann ist es etwas anderes. Mehr Tabletten, mehr Arztbesuche. Du fühlst dich wie ein Gefangener in deinem eigenen Körper. Oder vielleicht ist es ein schlechtes Gewissen, das dich belastet. Du spürst dein eigenes Versagen. Deine vergangenen Sünden verfolgen dich immer wieder.

Und dann ist da noch der nahende Tod. Wir wissen nicht, wann er kommt, egal wie alt wir sind. Wir singen: „Wer heut ist frisch, gesund und rot, ist morgen krank, ja wohl gar tot.“ (LG 337,6). Die Unausweichlichkeit des Todes kann uns auf diese Art und Weise heimsuchen. All diese Dinge – die Traurigkeit und der Kummer des Lebens, die fehlende Verbundenheit mit Menschen, von denen wir wissen, dass wir ihnen näher sein sollten, das Gefühl der Entfremdung von Gott, das sich in unserem Hinterkopf festgesetzt hat – all diese Dinge sind wie Ketten, die sich um uns legen, uns zurückhalten, uns beschweren und uns fesseln.

„Aber Gottes Wort ist nicht gebunden!“ Und durch dieses Wort befreit dich Gott von deinen Ketten und macht dich in seiner Liebe lebendig. Heute möchte ich, dass du dieses befreiende Wort hörst, das Gott für dich hat. Das finden wir wieder und wieder in der Heiligen Schrift.

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14. Sonntag nach Trinitatis 2020 – Wir leben in der von Gott geschenkten Freiheit.

„Freiheit!“ ist eines der politischen und gesellschaftlichen Schlagworte unserer Zeit. „Freiheit“ als wichtiges Gut, als Menschenrecht, wird überall beschworen, aber längst nicht überall geachtet, nicht einmal in einem Land wie in Deutschlang. Freiheit war vor 30 Jahren das Ziel vieler Demonstrationen. Jetzt haben wir die Freiheit und sehen doch auch, dass es einen Preis dafür gibt. Ja, wir müssen auch lernen, dass es nicht so einfach ist, frei zu sein und frei zu leben.

Auch in der Bibel ist Freiheit ein großes Thema; die Freiheit von der Sünde, die Freiheit vom Tod, die Freiheit vom Gesetz. Und auch hier sehen wir, dass wir dieses großartige Geschenk erhalten, aber dass es gar nicht so einfach ist, darin zu leben. Man könnte über unseren Text schreiben. Wir leben in der von Gott geschenkten Freiheit.

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Pfingstsonntag: „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“ – 2020: Pfingsten im Licht des Alten Testaments

Heute feiern wir Pfingsten. Und vielleicht geht es euch ja wie wir, dass wir uns fragen: Warum Pfingsten? Nicht „warum“ wie in: Warum feiern wir Pfingsten? Sondern wie in: Warum hat Jesus den Heiligen Geist gerade an diesem Fest ausgegossen? Und, nachdem ihr den heutigen Predigttext gehört habt: Was hat dieser Text mit Pfingsten zu tun?

Auch wenn der Name „Pfingsten“ im Alten Testament so nicht auftaucht, so haben wir doch in unserem Text aus dem 3. Buch Mose die Einsetzung des alttestamentlichen Pfingstfestes vor uns. Pfingsten kommt ja aus dem Griechischen und bedeutet nichts weiter als „der fünfzigste Tag“. Fünfzig Tage nach Ostern gießt Jesus seinen Heiligen Geist über die Jünger aus. Und wir fragen uns, was bedeutet das für uns? Pfingsten im Licht des Alten Testaments.

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6. Sonntag in der Passionszeit 2018: Palmarum – Palmsonntag

Ihr seid alle Herren, ja, auch die Frauen! Auch wenn wir heute nicht mehr so reden, wisst ihr vielleicht, was damit gemeint ist. Du bist ein Herr, du bist einer, der neben dir sitzt auch.
Vielleicht hältst du dich nicht für einen Herrn. Weder bist du Landbesitzer, du hast keine besonderen Titel oder Ämter, gehörst nicht zu den Reichen und Wohlhabenden. Ganz im Gegenteil. Du bist einfach nur ein ganz normaler Rentner, Arbeitnehmer oder Schüler. Du hast keine wirkliche Kontrolle über dein Leben, denn es gibt immer jemand anderes, der die ganze Macht besitzt, der dir sagt, was du zu tun oder zu lassen hast.

So geht es wohl den meisten von uns. Zum größten Teil denken wir, dass wir alles andere sind, nur nicht die Herren. Auf der Rangleiter stehen wir eher im unteren Bereich, denn es gibt immer irgendjemanden, der über mir steht.

Doch vielleicht sollten wir darüber noch einmal etwas genauer nachdenken. „Du bist ein Herr!“ Ein Herr ist nicht einfach nur jemand, der über dir steht. Ein Herr ist jemand, der Macht jedweder Art über irgendjemanden zu irgendeiner Zeit ausübt. Du steigst z. B. in dein Auto und fährst nach Hause. Doch anstatt dich an die Regeln zu halten und 70 km/h zu fahren, fährst du 95 km/h, denn deine Zeit ist ja viel kostbarer als die Sicherheit eines anderen. Du bist auch ein Herr, wenn du dich auf der Autobahn weigerst einen anderen Fahrer in der linken Spur in „deine“ Spur einbiegen zu lassen.
Du bist ein Herr, wenn du dich in der Schlange am Supermarkt vordrängelst oder nicht einen Gedanken daran verschwendest, einen anderen vorzulassen. Du bist ein Herr, wenn du dir das letzte Stück Schokokuchen nimmst, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob jemand anders vielleicht auch noch ein zweites Stück haben möchtet. Schließlich hattest du erst vier Stücke.

Du bist ein Herr, wenn du nach einem langem, stressigen Tag nach Hause kommst und dein Mann, deine Frau oder deine Kinder wollen etwas von dir und du hast einfach keine Zeit, keine Lust, keine Kraft. Du bist ein Herr, wenn du einkaufen gehst und du entscheidest, was du kaufst, was du dir gönnst, aber den Bedürftigen lässt du außen vor. Der kann selber sehen, wo er bleibt.

Immer dann, wenn wir eine Entscheidung treffen, die auch auf andere Menschen Auswirkungen hat, verhalten wir uns wie ein Herr. Ja, auch dann wenn wir Entscheidungen treffen, die Auswirkungen auf die Schöpfung haben, deren Verwalter wir sind, die Gott uns anvertraut hat, verhalten wir uns als Herr, besonders dann, wenn wir nicht über die Auswirkungen unserer Entscheidungen nachdenken. Was kaufe ich, was werfe ich weg, brauche ich das wirklich usw.

Luther hat das sehr genau verstanden. In seiner Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520 schreibt er:

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.“

In Christus bist du vollkommen frei. Niemand kann etwas von dir verlangen, niemand kann etwas fordern. Du kannst alles tun, du bist ein Herr über alle Dinge. So sieht die Wirklichkeit deines Lebens als Christ aus, auch wenn du oder deine Umwelt das nicht erkennt. Doch hier wird es spannend. Denn eine Frage gilt es noch zu stellen, nämlich die Frage: Welche Art von Herr bist du? Darum geht es dem Apostel Paulus in unserem heutigen Text.

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4. Sonntag in der Passionszeit 2018: Lätare – Freut euch

Die Welt des Apostels Paulus war Sklaverei ganz selbstverständlich. Sklaven waren Teil des Alltags. In den letzten 2.000 Jahren hat es immer wieder Bemühungen gegeben, Sklaverei abzuschaffen. In manchen Teilen der Welt ist es gelungen, in anderen noch nicht, oder die Sklaverei feiert durch die Hintertür einen erneuten Einzug. Wir dürfen Gott dankbar sein, dass wir selber in unserem Land frei sein dürfen, dass wir keine Sklaven sind.

Auch im Geistlichen sind wir frei. Christus hat uns befreit – von der Sünde, vom Teufel und damit auch vom Tod. Das feiert der heutige Sonntag. Lätare – „Freue dich!“ – ruft uns zur Freude auf über das, was Jesus am Kreuz und zu Ostern erreicht hat – Freiheit für uns Menschen und ewiges Leben im Himmel. Wie tragisch, wenn Menschen diese Freiheit nicht annehmen oder wieder wegwerfen wollen. Davor warnt unser heutiger Text und er ruft uns auf zur Freude über das, was wir haben: Freue dich, du Kirche des Neuen Testaments!

1. Christus hat dich befreit.

2. Gott schenkt dir immer neue Kinder.

3. Dir ist ein herrliches Erbe verheißen.

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