Sermons on “Gnade”

2. Sonntag in der Passionszeit 2020: Reminiszere – „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit“

Der heutige Sonntag trägt den Namen „Reminiszere“, was man etwas freier als den „Denke-an-Sonntag“ übersetzen könnte. Was ist das Erste, was uns dazu einfällt? „Denke an Jesus!“ – vergiss Jesus Christus, deinen Heiland und Retter, deinen Freund und Bruder nicht! Das wäre doch ein lohnendes Thema!

Doch wenn wir genauer hinhören, dann fällt uns auf: Hier geht es gar nicht um uns! Derjenige, der sich erinnern soll, das ist Gott, das sind nicht wir: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit, und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen ist.“ Es ist ein Gebet aus einem Psalm also ein Gebet des Messias, Jesus Christus, seine Bitte an den himmlischen Vater. Und weil es seine Bitte ist, ist es auch unsere, in die wir einstimmen, die wir uns zu eigen machen dürfen. Er betet mit und für uns.

Was wollen wir mit dieser Bitte erreichen? Wollen wir Gottes schlechtem Gedächtnis auf die Sprünge helfen? So könnte man unseren Text verstehen. „Denk an deine Schulbrote! Vergiss den Fahrradhelm nicht!“, so sagen die Eltern zu den Schulkindern, wenn es früh hektisch wird und sie aus trüber Erfahrung wissen, dass die Kinder dazu neigen, solche Dinge liegenzulassen. Doch wenn die Bibel davon redet, dass Gott an Dinge denken soll, wenn Beter Gott auffordern, sich zu erinnern, dann geht es weniger darum, dass Gott etwas vergessen könnte – das kann er nicht – als vielmehr darum, ihn zum Handeln zu bewegen.

Heißt es in der Bibel „Gott gedachte…“, dann sagt uns Gottes Wort, dass Gott nun eingreift, wie er es versprochen hat. „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit, und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen ist.“ Gott ist barmherzig. Er sieht unser Leid, unser Elend, unsere Not – und er kann und will sie nicht übersehen. Nein, vielmehr will er das Gute für uns. Und dieser Wille zum Guten für uns, der steht fest von Ewigkeit her. Darauf können und dürfen wir uns berufen! Das wollen wir auch heute, anhand unseres Textes tun und mit unserem Bruder und Heiland Jesus Christus bitten: Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!

1. Lass uns dein Angesicht sehen!

2. Sei mit uns auf unserer Wanderschaft!

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1. Christtag 2019: Die Herberge und die Krippe

„Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“, so lautet eins der bekannteren deutschen Weihnachtslieder. „Alle Jahre wieder“ macht uns dabei auch eins deutlich: jedes Jahr zu Weihnachten wiederholen sich Dinge: eine mehr oder wenige hektische Adventszeit, die oft genug schon als Weihnachtszeit begangen wird, der Baum, das Weihnachtsessen, die Geschenke. In vielen Familien gibt es viele – schöne und liebgewonnene Weihnachtstraditionen – die sich seit Jahrzehnten genauso wiederholen und zum Fest einfach dazugehören. Ohne sie wäre Weihnachten für viele kein Weihnachten.

Das trifft auch auf den Bibeltext zu, den wir vorhin gerade noch einmal gehört haben. Ganz gleich ob im Weihnachtsoratorium, in einer Weihnachtsgala oder im Krippenspiel der Kinder, dieser Text ist der Weihnachtstext schlechthin, denn er berichtet ja von der Geburt des Christkindes, dem wir dieses Fest verdanken. Ohne Jesus, ohne den Bericht über seine Geburt, den Lukas uns aufgeschrieben hat, gäbe es kein Christfest, wäre es nicht Weihnachten.

Ihr wisst natürlich auch, worin die Gefahr altvertrauter Worte liegt, selbst wenn sie zum Fest dazugehören. Es ist die große Gefahr, dass wir auf Autopiloten schalten, denn schließlich wissen wir ganz genau, was kommt. Wenn es also, alle Jahre wieder, heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit…“, dann wissen wir was kommt und die Versuchung ist, dass wir nicht mehr richtig zuhören. Deshalb wollen wir heute zwei wenig beachtete Worte aus der Weihnachtsgeschichte herausgreifen und uns von ihnen an die Hand nehmen lassen, um die Freude und den Trost der Weihnachtsgeschichte neu zeigen zu lassen: Die Herberge und die Krippe erfreuen und trösten uns.

1. Die Herberge und die Weihnachtsfreude.

2. Die Krippe und der Weihnachtstrost.

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3. Advent 2019: Wie Gott an Noah denkt und ihn rettet, so denkt er auch an uns und rettet uns.

Johannes der Täufer liegt im Gefängnis. Der von Gott ausgewählte Wegbereiter seines Sohnes, ist gefangen, der Tod steht ihm bevor. Und die letzten Worte, die wir aus seinem Mund in der Bibel hören, sind Worte des Zweifels. Plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, ob Jesus, den er als das Lamm Gottes (Joh 1,29) bezeugt hat, wirklich der verheißene Retter ist. „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“, lässt er Jesus durch seine Jünger fragen. Seine Erwartungen passen nicht zum Auftreten von Jesus. Er hat mit dem Gericht, dem herrlichen Ende der Welt, der Strafe über die Bösen und der Verherrlichung der Gläubigen gerechnet. Er ist der Botschafter des Herrn, aber er muss im Gefängnis liegen. Wie passt das zusammen?

Sind das nicht auch unsere Fragen? Wir sind Gottes Kinder. Gott verspricht, dass er uns lieb hat, dass er sich um uns kümmern, bei uns sein, uns niemals verlassen, uns versorgen will. Aber oft genug scheint er uns dann in unserem Leben nur allzu oft allein zu lassen. Wir sehen Gott nicht, fühlen uns allein. Ja, manchmal geht es uns wie Jakob oder der kanaanäischen Frau, dass der Feind, der Gegner in unserem Leben, Gott zu sein scheint. In den finsteren Abschnitten unseres Lebens, in unserer Trauer, in Krankheit, voller Schmerz, in Einsamkeit, wenn wir nicht mehr aus noch ein wissen, wenn wir nicht wissen, wie es weitergehen soll, ob es weitergehen wird, dann suchen wir Gott, aber wir können ihn nicht finden. Was dem Vorläufer des Messias passiert ist, passiert uns auch. Wir kommen ins Grübeln, ja ins Zweifeln. Unser heutiger Text will uns dabei helfen, denn er zeigt uns im Bericht vom Ende der Sintflut und der Rettung Noahs und seiner Familie unser eigenes Leben mit Gott.

Wie Gott an Noah denkt und ihn rettet, so denkt er auch an uns und rettet uns.

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14. Sonntag nach Trinitatis

Im Hebräerbrief stehen die Worte: „Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ (Hebr 9,27). Jeder Geburtstag bringt uns dem Tag unseres Todes einen Schritt näher. Und schließlich verlischt unser Lebenslicht, wenn wir unseren letzten Atemzug tun. Es ist der Punkt ohne Wiederkehr. Aber eigentlich ist er kein Punkt, der Tod, meine ich, denn Tag für Tag, Stunde um Stunde, Augenblick für Augenblick sterben wir ständig oder Stück für Stück.

Selbst eine kleine Erkältung erinnert uns daran, dass unser sterblicher Leib eines Tages kalt in der Erde liegen wird. Die Tage unseres Lebens – sie zählen 70 Jahre oder manchmal auch 80 Jahre – und wir kennen den ein oder anderen, dem ein noch längeres Leben geschenkt wurde. Aber wir wissen auch, wie diese Worte Moses weitergehen:

Ps 90,10: „…und wenn es köstlich gewesen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es eilt schnell dahin, als flögen wir davon.“

Die Tage unseres Lebens, sie vergehen wie im Flug. Wir fliegen zum Richterstuhl Gottes. Dort müssen wir vor dem Einen erscheinen, der alles weiß, vor dem nichts verborgen ist: keine Tat, auch wenn wir ganz allein waren, als wir sie begangen haben; kein Wort, auch wenn kein menschliches Ohr es gehört hat; ja, nicht einmal die Gedanken, die wir sorgfältig vor anderen Menschen verbergen. Unser ganzes Leben liegt wie ein aufgeschlagenes Buch vor dem, der alles weiß. Meinen wir wirklich, dass wir vor ihm irgendetwas verbergen könnten?

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Altjahresabend 2018

Irgendwie ist es jedes Jahr zu Silvester, am Altjahresabend dieselbe Frage, die doch immer neu ist. Und diese Frage lautet: „Was wird das neue Jahr bringen?“ Wenn wir ganz ehrlich sind und möglichst kurz antworten wollen, können wir sagen: „Niemand weiß es.“ Sicherlich haben die meisten von uns Wünsche, Vorstellungen, sogar schon Pläne, und ganz bestimmt auch schon einige Termine für das neue Jahr, die fest im Kalender eingeplant sind: Jubiläen, Jahrestage, Arzttermine usw.

Doch letztlich kann alles ganz anders kommen. Keiner weiß, was im neuen Jahr passieren wird. Keiner weiß, wer von uns im nächsten Jahr noch da sein wird. Umso passender ist unser heutiger Predigttext, der dieses Thema auf seine Weise an-schneidet. Jesus uns dazu auf, bereit zu sein. Und dazu erzählt Jesus ein Gleichnis aus der Umwelt seiner ersten Hörer. Er spricht von einem Herrn und von einem Hochzeitsfest und von dessen Dienern, die bereit sind, die ihn erwarten. Wir wollen ganz kurz über diesen Text schreiben:

Unser Herr kommt zu uns, um uns zu bedienen.

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1. Christtag 2018

Wahrscheinlich gibt es kein Ereignis im Leben eines Menschen, das größere Freude verbreitet als die Geburt eines Kindes. Wie oft haben wir es selbst erlebt oder folgende Szene auf unseren Bildschirmen verfolgt? Eine junge Mutter bei der Geburt und die Hebamme macht ihr Mut: „Noch einmal kräftig pressen!“ Ein aufgeregter/ besorgter/ verängstigter Vater steht daneben und erwartete das langersehnte Ereignis.

Und dann passiert es. Wir hören den ersten Schrei des Neugeborenen und das kleine Baby wird in Mamas zitternde Arme gelegt. Tränen der Freude fließen über ihre Wangen und feiert dieses erstaunliche, göttliche Geschenk des neuen Lebens. Papa schnappt sich sein Telefon und verbreitet die Geburt des Babys mit einem Fingerdruck in der ganzen Welt. Das Leben, ein neues Leben, ist es wert, gefeiert zu werden und Eltern können gar nicht anders, sie müssen ihre Freude mit anderen teilen.

Doch so groß die Freude über die Geburt eines Kindes auch ist, mal ehrlich, welcher Geburtstag wird nach mehr als 2.000 Jahren immer noch gefeiert? Bei uns Menschen ist das eher selten der Fall. Gelegentlich wird nach ein paar hundert Jahren noch an Jahrestage gedacht: diese Tage ist z. B. das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ 200 Jahre alt geworden; Karl Marx hat in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag gefeiert, aber sonst? Wer denkt noch an Geburtstage von Personen, die seit vielen Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden nicht mehr bei uns sind? Bei Lieder, Ereignissen oder auch Institutionen (Staaten z. B.) kommt das vor, aber bei einzelnen Menschen?

Umso mehr stellt sich die Frage, was an Weihnachten, am Christfest, dem Tag der Geburt Jesu Christi so besonders, so einmalig ist, dass er bis heute in der ganzen Christenheit gefeiert wird. Das Weihnachtsevangelium, das wir gestern und heute gehört haben, der Bericht des Evangelisten Lukas richtet unseren Blick dabei vor allem darauf, wie Gottes Zusagen erfüllt werden. Der lange verheißene Retter, der Nachkomme Evas, Abrahams, Jakobs, Judas und Davids wurde in Bethlehem geboren. Der Evangelist Johannes richtet seinen Blick sozusagen auf die andere Seite des Weihnachtsfestes, das, was unseren menschlichen Blicken verborgen bleibt, was wir nur mit den Augen des Glaubens erkennen können. Er schaut in der Kraft des Heiligen Geistes auf das, was uns staunen lässt, was uns anbetend, lobend, preisend, singend und fröhlich auch nach über 2.000 Jahren Weihnachten feiern lässt. Gott kommt für uns in diese Welt.

1. Er kommt als einer von uns.

2. Er kommt für uns, damit wir seine Kinder werden.

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9. Sonntag nach Trinitatis 2018 – Abschlussgottesdienst Kinderrüste

Petrus ist einer dieser Jünger, die die Geister scheiden. Die einen mögen ihn, seine nassforsche Art, die Tatsache, dass er kein Geheimnis aus dem macht, was er denkt. Sie mögen seinen Mut, sein Draufgängertum. Andere wieder haben so ihre Probleme mit diesem Jünger und Apostel: wie oft redet er, ohne nachzudenken, wie oft passiert es, dass er einen erschreckenden Mangel an Einsicht, Verständnis und Erkenntnis zeigt.

Der Apostel Petrus, wie ihn uns die Evangelien schildern, ist eine schillernde Persönlichkeit – und er ist eine Persönlichkeit, in der wir uns alle wiederfinden können. Viele der Probleme, die wir mit unserem Glauben, mit unserem Christsein, mit unserem Leben haben, finden wir in ihm wieder, in seinen Fragen, in seinen Problemen. Und unser Heiland Jesus Christus geht auf diese Dinge ein, und beantwortet dadurch auch unsere Fragen, besänftigt unsere Ängste, zeigt uns unsere Schuld, nimmt unser Versagen weg. Petrus und Jesus, Zweifel und Gnade.

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3. Sonntag in der Passionszeit 2018: Okuli – Meine Augen

Die Sonntage in der Passionszeit gehören genau genommen gar nicht zur Passionszeit. Jeder Sonntag, jeder 1. Tag der Woche, ist ein kleines Osterfest … und das Licht von Ostern strahlt schon herüber: Der Herr ist auferstanden – Jesus lebt! Jesus ist bei uns als unser Erlöser!

Seit 2.000 Jahren ist die Welt mit Gott versöhnt. Durch seinen Gehorsam, seinen Tod, seine siegreiche Auferstehung. Das ist der Kern der frohen Botschaft. So bedingungslos liebt Gott diese Welt (Joh 3,16). Darum vergibt er Sünden. Darum ist er unter uns in seiner Gnade – wenn wir jetzt sein Wort hören und wenn wir dann das Abendmahl feiern. Wenn du diesen Worten vertraust, dann gehört es dir: Dann ist der Himmel dein. Durch Christus. Durch den Glauben an ihn. So einfach ist das.

Unser Text zeigt uns nun die Folgen. Gott macht uns das größte Geschenk aller Zeiten. Er hat uns in Christus alle unsere Schulden erlassen. Und nun schickt er seinen Apostel und erinnert uns daran und ermuntert uns dazu, im Licht seiner Gnade zu leben. Lebt als Kinder des Lichts!

1. Ahmt Gottes Liebe nach!

2. Meidet das Böse!

3. Bleibt im Licht seiner Gnade!

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