Sermons on “Gottes Liebe”

1. Sonntag nach Epiphanias 2023: „Jesu Taufe erfüllt das Alte Testament.“

Es gibt „zweideutige“ Aussage und das meine ich ganz positiv. Es gibt z. B. Worte mit einer zweifachen Bedeutung, etwa die Bank. Zu der kann ich mein Geld bringen, damit sie es anlegt oder auf einem Konto bzw. in einem Schließfach verwahrt oder ich kann auf ihr sitzen, wenn sie in einem Park oder in meinem Garten steht.

Ähnliches gilt auch für Redewendungen, z. B. „Das Leben in vollen Zügen genießen.“ Man kann das wörtlich nehmen, von einem, der am liebsten in Zügen durch Deutschland oder Europa unterwegs ist, die voller Menschen sind. Meistens aber wird es im übertragenen Sinn gebraucht, von einem, der Spaß am Leben hat und es in allen Einzelheiten genießt.

Dinge, die sich unter der Oberfläche befinden, wie ein Hai unter der Wasseroberfläche des Ozeans; Worte, die oberflächlich betrachtet etwas Einfaches zeigen und sagen, aber doch durch ihre Auswahl und Stellung andeuten, dass hier mehr vor sich geht, als wir auf den ersten Blick erkennen können. Was tun wir, wenn wir so etwas bemerken? Wir stellen bohrende Fragen. Wir lesen zwischen den Zeilen. Wir kratzen an der Oberfläche, um zu sehen, was sich darunter verbirgt.

Etwas Ähnliches gab es schon zu Zeiten des Neuen Testaments. Papyrus oder Pergament als Schriftrolle verwendet, war teuer und schwer zu bekommen. Deshalb wurden Schriftrollen oft wiederverwendet. Die alte Tinte wurde abgekratzt und etwas Neues darübergeschrieben, ein bisschen wie bei modernen Tätowierungen, über die eine neue Tätowierung gestochen wird, weil sie dem Besitzer nicht mehr gefällt, nur viel offensichtlicher. Wenn man genau hinsieht, kannst man die schwache Originalschrift immer noch unter der neuen Tinte lesen, die immer noch auf der Schriftrolle klebt. Diese wiederverwendeten Schriftrollen nennt man Palimpseste (wörtlich: „wiedergeschabte“ Seiten).

Der Bericht von der Taufe Jesu ist so eine Art wiederverwendetes Pergamentstück. In diesem Bericht gibt es eine „Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit“, wie den oben genannten Hai, der unsichtbar unterwegs und nur an kleinen Dingen, wie etwa sich kräuselnden Wellen, zu erkennen ist.

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Buß- und Bettag 2022: „Komm nach Hause.“

Petrus dachte, er wäre großzügig als er Jesus fragte: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“ (Mt 18,21). Stell dir vor da ist jemand, der dich belogen, bestohlen oder verraten hat; ein Freund, der dir den Rücken zugekehrt hat, ein Geschäftspartner oder Arbeitskollege, der dich verraten hat; ein Ehepartner der dich betrügt. So einem Menschen sieben Mal zu vergeben, ihm neu zu vertrauen, weiter mit ihm zu reden und zu arbeiten – seien wir ehrlich – das wäre schon ziemlich außergewöhnlich.

Umso mehr erstaunt – vielleicht sogar entsetzt – uns die Antwort, die wir aus dem Mund Jesu hören: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal“ (Mt 18,22). Wie bitten? Haben wir uns verhört? Nein, so soll unsere Vergebung sein – ohne Grenzen, ohne Unrecht miteinander zu verrech¬nen. Warum? Jesus erklärt das mit dem Gleichnis vom bösen, unversöhnlichen Knecht. Ihm wurde eine unbezahlbare Schuld – viele Milliarden nach heutigem Geld – erlassen. Er aber war nicht bereit auch nur ein paar Tausender zu erlassen. Gott ist so großzügig, wie dieser König. Und aus diesem Blickwinkel wollen wir auch unseren heutigen Predigttext betrachten, einen Teil des Gleichnisses vom verlorenen Sohn.

Denn, so vertraut, tröstlich und schön dieser Text auch ist, wir neigen doch dazu, ihn nicht auf unseren Alltag, auf unser tägliches Leben anzuwenden. Doch stellen wir uns einmal folgendes vor: Fast auf den Tag genau fünf Jahre, nachdem er das erste Mal nach Hause zurückgekehrt war, leerte der verlorene Sohn sein Bankkonto, packte ein paar Anziehsachen zum Wechseln ein und geht wieder in das ferne Land zurück. Schon wieder. Im ersten Jahr nach seiner Rückkehr war er einfach froh, wieder zu Hause zu sein. Er leckte seine Wunden und arbeitete an den Beziehungen zu seiner Familie und den Menschen im Ort.

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10. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Jesus weint über Jerusalem“

„Männer weinen heimlich“, singt ein deutscher Sänger in einem seiner bekanntesten Lieder. – Nun sind solche Worte immer mit Vorsicht zu genießen, je nach Kulturkreis. In der Zeit und Welt, in der Jesus lebte waren Tränen, auch laute Tränen, verbunden mit Schluchzen nichts Ungewöhnliches, auch für Männer. Und trotzdem ist der Gegensatz in unserem Text auffallend.

Es ist Palmsonntag, der Sonntag vor Karfreitag und Ostern. Unter dem Jubel einer riesigen Menschenmenge, die Kleider auf die Straße gelegt haben, reitet Jesus über den Ölberg nach Jerusalem hinein. Dort – von der Höhe des Berges – hat Jesus einen unbehinderten Ausblick über die Stadt Jerusalem, Gottes eigene Stadt, mit dem herrlichen Tempel. Und im Gegensatz zu der jubelnden und feiernden Menschenmenge, weint unser Heiland, der auf einem Esel als König in diese Stadt einzieht.

Jesus weint über Jerusalem, warum? Tränen sind unter Menschen oft ein Zeichen der Hilflosigkeit. Aber Jesus weint nicht, weil er hilflos ist, sondern weil Jerusalem nicht erkannt hat, was ihr zum Frieden dient. Ist Jesus hier hilflos? Kann er nicht helfen? Will er nicht?

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1. Sonntag nach Epiphanias 2022:

Was ist ein Unterschied zwischen Gott und uns Menschen? Nun, wir Menschen neigen zur großen Geste, zu auffälligen Auftritten. Wir mögen es spektakulär. Egal ob Feiern, Filme oder andere Gelegenheiten, die meisten Menschen entscheiden sich für große Dinge, schöne Dinge, auffällige Dinge: Feuerwerk, Spezialeffekte, besondere Orte, berühmte Gäste usw.

Doch Gott tut das genaue Gegenteil. Schauen wir darauf, wie Jesus in diese Welt kommt und sie erlöst, dann sehen wir, die Gott sich klein macht, im Verborgenen, ja in den unscheinbaren, verborgenen und sogar schlechten und bösen Dingen dieser Welt wirkt. Eine Jungfrau aus Nazareth, eine Krippe in Bethlehem, das Haus eines Zimmermanns in Nazareth, ein Wanderprediger, das Kreuz auf Golgatha. Und auch der Anfang des öffentlichen Wirkens unseres Herrn geschieht ganz unscheinbar. Nur gelegentlich blitzt die Macht und Herrlichkeit Gottes auf, die Engel auf den Feldern Bethlehems, Gottes Stimme bei Jesu Taufe und Verklärung, seine Wunder.

Auch unser christliches Leben ist oft genug davon gekennzeichnet, dass wir das Wirken Gottes nur mit den Augen des Glaubens erkennen können. Weder Taufe noch Abendmahl sehen sehr spektakulär aus, keine Spezialeffekte, sondern Wasser, Brot, Wein, Gottes Wort und menschliches Handeln. Aber wie groß sind das Wunder und die Gnade, die dahinterstehen. Das wollen wir heute gemeinsam betrachten, anhand der Taufe unseres Herrn und unserer Taufe.

Vielleicht haben wir uns das schon einmal gefragt: „Jesus wurde getauft, aber warum ist das wichtig? Was hat das mit mir zu tun?“ Antwort: „Eine ganze Menge. Wie wir jetzt sehen werden.“ Der Abschnitt aus dem Markusevangelium und der aus dem Römerbrief werden uns die Verbindung zwischen der Taufe unseres Herrn und unserer eigenen Taufe unter dem Thema „Die Taufe mit unserem Herrn“ verdeutlichen.

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Heiligabend 2021: Der Anbruch eines neuen Lichtes.

Licht ist lebensnotwendig. Gerade diese Jahreszeit macht uns das deutlich. Dunkelheit reicht bestenfalls für eine Art Überwinterung aus. In diesen Tagen geht die Sonne gegen 16.00 Uhr unter und erst gegen 8.00 Uhr morgens wieder auf. Wir Menschen verbringen zwei Drittel des Tages im Finstern. Alle Arbeit, die morgens oder abends im Freien stattfinden muss, muss in der Dunkelheit erledigt werden. In manchen Gegenden, die noch weiter nördlich liegen, werden Tageslichtlampen verwendet, damit der menschliche Körper das Licht bekommt, dass er benötigt, um richtig zu funktionieren. In der Finsternis zu überleben, ist keine ganze leicht Aufgabe.

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