Sermons on “Taufe”

Reminiszere 2023: Geboren aus Wasser und Geist

Nikodemus kommt im Schutz der Dunkelheit zu Jesus. Er ist beeindruckt von dem, was er von Jesus gesehen hat. „Niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ Davon wird er angezogen. Er kommt zu Jesus und wünscht sich, dass sein Leben von Jesus bestätigt wird. Er sucht nach Bestätigung, nicht nach Vergebung.

Nikodemus ist ein frommer Mann aus dem Kreis der Pharisäer, ein Vorsteher der Juden. Er ist ein aufrechter Mann mit einem guten Ruf vor dem Volk. Aber Jesus will nichts davon hören, nicht von Nikodemus und nicht von dir oder mir. Jesus bringt Nikodemus erst einmal zu Fall, denn seine hohen und erhabenen Gedanken über sich selbst müssen zerschlagen werden und verschwinden.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Von neuem geboren zu werden, geboren aus Wasser und Geist, bedeutet, wie ein Kind zu werden, ein Kleinkind, sogar ein Säugling. D. h. alles aufzugeben, was man sich selbst aufgebaut hat, und sich allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus zu klammern. Der Aufruf Jesu zur Neugeburt ist also ein Aufruf zur Buße und zum Glauben, zum Tod und zur Auferstehung, zum Verlassen des Alten und zur Neuwerdung, zur Wiedergeburt, ja zur Bekehrung.

„Aber wie kann das sein?“ Wir können die Verwirrung des Nikodemus beinahe spüren und auch die unseres eigenen Menschen. Jesus hat ihn und uns mit Adams Fluch konfrontiert. Es ist, als würde Jesus ihm genau in diesem Augenblick etwas Erde die Stirn zeichnen.

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1. Sonntag nach Epiphanias 2023: „Jesu Taufe erfüllt das Alte Testament.“

Es gibt „zweideutige“ Aussage und das meine ich ganz positiv. Es gibt z. B. Worte mit einer zweifachen Bedeutung, etwa die Bank. Zu der kann ich mein Geld bringen, damit sie es anlegt oder auf einem Konto bzw. in einem Schließfach verwahrt oder ich kann auf ihr sitzen, wenn sie in einem Park oder in meinem Garten steht.

Ähnliches gilt auch für Redewendungen, z. B. „Das Leben in vollen Zügen genießen.“ Man kann das wörtlich nehmen, von einem, der am liebsten in Zügen durch Deutschland oder Europa unterwegs ist, die voller Menschen sind. Meistens aber wird es im übertragenen Sinn gebraucht, von einem, der Spaß am Leben hat und es in allen Einzelheiten genießt.

Dinge, die sich unter der Oberfläche befinden, wie ein Hai unter der Wasseroberfläche des Ozeans; Worte, die oberflächlich betrachtet etwas Einfaches zeigen und sagen, aber doch durch ihre Auswahl und Stellung andeuten, dass hier mehr vor sich geht, als wir auf den ersten Blick erkennen können. Was tun wir, wenn wir so etwas bemerken? Wir stellen bohrende Fragen. Wir lesen zwischen den Zeilen. Wir kratzen an der Oberfläche, um zu sehen, was sich darunter verbirgt.

Etwas Ähnliches gab es schon zu Zeiten des Neuen Testaments. Papyrus oder Pergament als Schriftrolle verwendet, war teuer und schwer zu bekommen. Deshalb wurden Schriftrollen oft wiederverwendet. Die alte Tinte wurde abgekratzt und etwas Neues darübergeschrieben, ein bisschen wie bei modernen Tätowierungen, über die eine neue Tätowierung gestochen wird, weil sie dem Besitzer nicht mehr gefällt, nur viel offensichtlicher. Wenn man genau hinsieht, kannst man die schwache Originalschrift immer noch unter der neuen Tinte lesen, die immer noch auf der Schriftrolle klebt. Diese wiederverwendeten Schriftrollen nennt man Palimpseste (wörtlich: „wiedergeschabte“ Seiten).

Der Bericht von der Taufe Jesu ist so eine Art wiederverwendetes Pergamentstück. In diesem Bericht gibt es eine „Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit“, wie den oben genannten Hai, der unsichtbar unterwegs und nur an kleinen Dingen, wie etwa sich kräuselnden Wellen, zu erkennen ist.

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4. Sonntag nach Trinitatis 2022: Lasst uns im Leiden auf das vertrauen, was Gott noch an uns tun will.

Bei einem Besuch in der Stadt Florenz, in einer Halle der dortigen Kunstakademie, ist ein besonderer Ort zu finden. Hier befindet sich die so genannte „Halle der Gefangenen“. In ihr stehen vier unvollendete Steinskulpturen. Einst arbeitete ein Künstler an diesen Marmorblöcken, aber er hörte mitten in seiner Arbeit auf. Die Kanten sind rau. Der Stein ist unförmig. Und doch kann man Figuren erkennen, vier Menschen, die aus dem Felsen auftauchen. Einige haben Gesichter. Anderen fehlen die Arme. Bei einem ist der Rumpf vollendet, aber die Beine verschwinden im unbehauenen Marmor, ebenso wie die Schultern. Was man erkennen kann, ist nur der Anfang von Figuren, ein Hauch von dem, was der große Meister geplant hatte.

Der Künstler ist der berühmte Maler, Bildhauer und Baumeister des 16. Jahrhunderts, Michelangelo. Er hat sie begonnen, aber niemals zu Ende gebracht. Es handelt sich um Sklaven, um Gefangene, die einst als Schmuck für das Grab des Papstes Julius II. gedacht waren. Aufgrund von Änderungen an den Plänen für dieses Vorhaben wurden sie von Michelangelo niemals vollendet. Sein Werk ist eingefroren in der Zeit. Das, was sie einmal waren, grobe Blöcke aus Marmor, ist nicht mehr vorhanden. Was sie sein werden, wunderschöne Skulpturen, ist noch nicht hier. Die Vergangenheit ist vergangen und doch ist sie noch da. Die Zukunft ist hier und doch ist sie noch nicht da.

Diese Steinblöcke, die anfangen wie vollkommene menschliche Figuren auszusehen, aber als solche nur zu erahnen sind, bilden einen passenden Vergleich für das, worüber Paulus in unserem Text spricht. Paulus redet vom Leiden dieser Zeit, dass wir mit der ganzen Schöpfung teilen. Und er redet von der wunderbaren Erlösung der Kinder Gottes, die schon in uns angefangen hat, aber noch nicht vollkommen ist. Wir sind dazu eingeladen zu leben, zu hoffen, auf das zu vertrauen, was noch werden soll: Lasst uns im Leiden dieser Zeit auf das vertrauen, was Gott noch an uns tun will.

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1. Sonntag nach Trinitatis: Kinder und Erben: Von den Werken des Fleisches zur Frucht des Geistes.

Vorher-Nachher-Bilder kennen wir aus der Werbung: ein schmutziges Hemd neben einem strahlend weißen, ein dicker Mann neben einem schlanken; ein schmutziges, verdrecktes Auto, neben einem, das funkelt als wäre es gerade frisch vom Band gelaufen. Wozu das alles? Diese Bilder sollen uns von der Qualität des beworbenen Produktes überzeugen.

In gewisser Weise könnte man dieses Vorher-Nachher-Bild auch für den Galaterbrief und andere Teile der Bibel übernehmen, denn Gott zeigt uns durch Paulus, wie es vor unserer Taufe um uns bestellt war und wie wir hinterher dastehen. Warum? Damit wir die große Veränderung wahrnehmen, die Gott in unserem Leben bewirkt hat. Der Apostel sagt, dass wir jetzt, durch den Glauben an Gottes Verheißung und unsere Taufe auf Christus, „Kinder und Erben“ sind.

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1. Sonntag nach Epiphanias 2022:

Was ist ein Unterschied zwischen Gott und uns Menschen? Nun, wir Menschen neigen zur großen Geste, zu auffälligen Auftritten. Wir mögen es spektakulär. Egal ob Feiern, Filme oder andere Gelegenheiten, die meisten Menschen entscheiden sich für große Dinge, schöne Dinge, auffällige Dinge: Feuerwerk, Spezialeffekte, besondere Orte, berühmte Gäste usw.

Doch Gott tut das genaue Gegenteil. Schauen wir darauf, wie Jesus in diese Welt kommt und sie erlöst, dann sehen wir, die Gott sich klein macht, im Verborgenen, ja in den unscheinbaren, verborgenen und sogar schlechten und bösen Dingen dieser Welt wirkt. Eine Jungfrau aus Nazareth, eine Krippe in Bethlehem, das Haus eines Zimmermanns in Nazareth, ein Wanderprediger, das Kreuz auf Golgatha. Und auch der Anfang des öffentlichen Wirkens unseres Herrn geschieht ganz unscheinbar. Nur gelegentlich blitzt die Macht und Herrlichkeit Gottes auf, die Engel auf den Feldern Bethlehems, Gottes Stimme bei Jesu Taufe und Verklärung, seine Wunder.

Auch unser christliches Leben ist oft genug davon gekennzeichnet, dass wir das Wirken Gottes nur mit den Augen des Glaubens erkennen können. Weder Taufe noch Abendmahl sehen sehr spektakulär aus, keine Spezialeffekte, sondern Wasser, Brot, Wein, Gottes Wort und menschliches Handeln. Aber wie groß sind das Wunder und die Gnade, die dahinterstehen. Das wollen wir heute gemeinsam betrachten, anhand der Taufe unseres Herrn und unserer Taufe.

Vielleicht haben wir uns das schon einmal gefragt: „Jesus wurde getauft, aber warum ist das wichtig? Was hat das mit mir zu tun?“ Antwort: „Eine ganze Menge. Wie wir jetzt sehen werden.“ Der Abschnitt aus dem Markusevangelium und der aus dem Römerbrief werden uns die Verbindung zwischen der Taufe unseres Herrn und unserer eigenen Taufe unter dem Thema „Die Taufe mit unserem Herrn“ verdeutlichen.

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Neujahrsfest 2021: Das neue Jahr gehört zur Christuszeit.

Türen sind dazu da, damit man hindurchgehen kann: in eine Stadt, ein Haus oder ein Zimmer. Was ist unbedingt notwendig, wenn ich durch eine Tür gehen will? Komische Frage, richtig? Logischerweise kann man nicht durch eine Tür gehen, solang sie verschlossen ist. Dieses Bild von der offenen Tür, durch die man hindurchgehen kann, lässt sich auf unseren ersten Predigttext im neuen Jahr anwenden.

Jetzt, seit Weihnachten, ist die Zeit, in der wir bei Gott willkommen sind (2. Kor 6,2), es ist das „Gnadenjahr des Herrn“ (Lk 4,19; Jes 61,2). Seit Christus kam und mit ihm „der Glaube“ stehen bei Gott die Türen offen. Damit ist auch dieses neue Jahr, das sich äußerlich nicht von anderen Jahren unterscheidet, für uns als Gnadenjahr gedacht, als ein Jahr der offenen Tür. Lasst uns heute gemeinsam bedenken: Das neue Jahr gehört zur Christuszeit. Wir sind

1. durch ihn befreit.

2. mit ihm verbunden.

3. in ihm geeint.

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2. Christtag 2021: Freut euch zu Weihnachten über eine besondere Geburt.

Weihnachten ist ein weltweites Fest geworden. Viele Menschen feiern dieses Fest – nicht weil sie etwas damit verbinden – sondern weil es ein paar freie Tage und Geschenke verspricht. Weihnachten ist ein weltweites Fest. Und damit kommt etwas zum Ausdruck, was den meisten Menschen überhaupt nicht bewusst ist. Als Christen wissen wir, dass Weihnachten für die ganze Welt geschehen ist. Jesus sagt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab…“ Und gestern haben wir in der Epistel gehört:

Tit 2,11: „Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen.“

Paulus redet in unserem heutigen Text davon, dass „er uns selig machte“ oder dass „wir gerettet wurden“ – „Christ der Retter ist da“ singen wir. Weihnachten ist keine entbehrliche Zutat, sondern lebensnotwendig, etwas, das unsere Not wendet.

Die Offenbarung der Güte Gottes ist aber nicht nur eine Wende für die Menschheit als Ganzes, also alle Menschen, sondern auch für jeden Einzelnen. So sehr Weihnachten ein weltweites Fest ist, weil Christus für alle Menschen geboren wurde, so sehr ist es ein Fest für jeden Einzelnen. Weihnachten ist ein Fest für dich, denn Christus ist für dich geboren. Lasst uns heute gemeinsam betrachten: Freut euch zu Weihnachten über eine besondere Geburt.

1. Über die Geburt Jesu in Bethlehem.

2. Über unsere Wiedergeburt in der Taufe.

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4. Sonntag nach Ostern: Kantate – „Singt dem Herrn ein neues Lied“ – Bleibt in mir.

Betonung ist wichtig! Das lernen Kinder spätestens, wenn es in der Schule darum geht, einen Text vorzulesen oder ein Gedicht vorzutragen. Ohne Betonung wird es langweilig; ich kann einem Text nur sehr schwer folgen. Diese Tatsache machte es lange Zeit sehr anstrengend, einem Computer zuzuhören, der einen Text „vorgelesen“ hat.

Betonung ist wichtig! Das kann soweit gehen, dass im Deutschen die Betonung eines Wortes über dessen Bedeutung entscheidet. Ein Fußgänger kann ich umfahren oder ich kann ihn umfahren. Fahre ich um den Fußgänger herum oder fahre ich ihn über den Haufen? Ein- und dasselbe Wort, andere Betonung, gegensätzliche Bedeutung.

Das gilt auch für unseren heutigen Predigttext. Was betonen wir hier? Besser gesagt, was betont Jesus in diesen Worten aus seiner Abschiedsrede am Gründonnerstagabend?

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1. Sonntag nach Epiphanias – Jesus lässt sich für dich taufen

Ein Christ erzählt davon, wie er vor einigen Jahren einen Freund mit zu einem Gottesdienst in seiner Gemeinde nahm. Es war ein Gottesdienst, dazu gedacht, Freunde einzuladen, die keine Christen waren. So sollte man Gelegenheit bekommen, mit seinen Freunden über den eigenen Glauben ins Gespräch zu kommen.

Dieser Christ brachte seinen Freund mit zum Gottesdienst. Aber die Sache ging nicht so aus, wie erhofft. Anstelle eines freundschaftlichen Gesprächs über den christlichen Glauben endete dieser Tag mit einem heftigen Streit. Was war geschehen?

Er berichtet: „Während des Gottesdienstes bekannten wir unsere Sünden. Als wir das taten, hörte ich, wie mein Freund nach Luft schnappte. Es geschah unmittelbar nachdem ich sagte:

‚Ich armer, elender, sündiger Mensch, bekenne dir alle meine Sünde und Missetat, womit ich deine Strafe zeitlich und ewig wohl verdient habe.‘

Obwohl meine Augen geschlossen waren, wusste ich, dass seine Augen weit aufgerissen waren. Schockiert nahm er war, was er um sich herum sah und hörte. Nach dem Gottesdienst schaute er mich an und fragte mich, warum ich hierher komme … in diese Gemeinde. Warum sollte ich mich zu einer Gemeinde halten, die mich dazu verpflichtete, solche schrecklichen Dinge zu sagen … über Gott und über mich selbst?“ Soweit dieser Christ.

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Fest der Beschneidung des Herrn 2021 – Neujahr und der Name Jesus

Es gibt Zeiten, in denen unser weltlicher Kalender und unser Kirchenjahr miteinander in Konflikt geraten. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der 31. Oktober. Sollten wir diesen Tag als den Vorabend von Allerheiligen feiern (ein wichtiger Feiertag in einigen Teilen der Welt) und als den Tag, an dem Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen hat?

Das eine denkt an die Menschen zurück, die Gott im Glauben erhalten hat, bis sie die Seligkeit erreicht haben. Der Thesenanschlag ist ebenfalls Anlass zu danken, Dank dafür, dass Gott uns immer wieder das reine Evangelium schenkt, die frohe Botschaft von unserer Rettung. Oder sollten wir diesen Tag doch lieber als Halloween feiern, mit all den Kostümen und Süßigkeiten, die dieser Tag mit sich bringt? Natürlich sind die beiden miteinander verbunden.

Es gibt auch andere Daten im Kalender, wo der weltliche und der geistliche Bereich miteinander kollidieren, und, wenn wir etwas genauer hinschauen, werden wir erkennen, dass auch sie miteinander verbunden sind. Zu diesen Daten gehört auf jeden Fall der 1. Januar. Hier lässt sich sowohl der Beginn eines neuen Kalenderjahres als auch ein kleines, wenig bekanntes Fest feiern, dass den etwas sperrigen Namen „Fest der Beschneidung und Namensgebung Jesu“ trägt.

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