Sermons on “Traurigkeit”

10. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Jesus weint über Jerusalem“

„Männer weinen heimlich“, singt ein deutscher Sänger in einem seiner bekanntesten Lieder. – Nun sind solche Worte immer mit Vorsicht zu genießen, je nach Kulturkreis. In der Zeit und Welt, in der Jesus lebte waren Tränen, auch laute Tränen, verbunden mit Schluchzen nichts Ungewöhnliches, auch für Männer. Und trotzdem ist der Gegensatz in unserem Text auffallend.

Es ist Palmsonntag, der Sonntag vor Karfreitag und Ostern. Unter dem Jubel einer riesigen Menschenmenge, die Kleider auf die Straße gelegt haben, reitet Jesus über den Ölberg nach Jerusalem hinein. Dort – von der Höhe des Berges – hat Jesus einen unbehinderten Ausblick über die Stadt Jerusalem, Gottes eigene Stadt, mit dem herrlichen Tempel. Und im Gegensatz zu der jubelnden und feiernden Menschenmenge, weint unser Heiland, der auf einem Esel als König in diese Stadt einzieht.

Jesus weint über Jerusalem, warum? Tränen sind unter Menschen oft ein Zeichen der Hilflosigkeit. Aber Jesus weint nicht, weil er hilflos ist, sondern weil Jerusalem nicht erkannt hat, was ihr zum Frieden dient. Ist Jesus hier hilflos? Kann er nicht helfen? Will er nicht?

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5. Sonntag nach Ostern: Rogate – „Bittet, so werdet ihr nehmen“ – 2019

Die Eltern verreißen, die Kinder bleiben bei Oma und Opa. Oder der große Bruder geht für ein Jahr ins Ausland. Die Eltern versprechen den Kindern zu schreiben, anzurufen und ihnen etwas Schönes mitzubringen. Der Bruder verspricht seinen kleineren Geschwistern regelmäßig zu schreiben und ab und zu auch etwas aus dem fernen Land, in das er reißt, zu schicken. Wir geben Versprechen, aber können wir sie auch halten?

Heute ist der Sonntag vor Himmelfahrt. Bald feiern wir wieder, wie Jesus sichtbar zum Himmel aufgefahren ist, zu seinem Vater. Er sitzt auf seinem Thron zur Rechten des Vaters und herrscht zum Besten seiner Kirche über die Welt. Seit diesem Tag geht die Kirche, gehen wir Christen, mit der frohen Botschaft von der Erlösung hinaus in alle Welt und beten zugleich darum, dass unser Herr wiederkommt, um nun auch sichtbar über alle Welt zu herrschen.

Doch in der Zwischenzeit verzweifeln wir nicht. Wir wissen, dass Jesus jeden Augenblick wiederkommen kann, dass seine Zeit und sein Plan anders aussehen als unsere. Doch Jesus lässt uns nicht allein. An anderer Stelle in seinen Abschiedsreden am Gründonnerstag ist die Rede davon, dass er uns den Heiligen Geist, den Tröster senden will. Zugleich hat er seiner Kirche sein Versprechen gegeben, immer bei ihr zu sein, bis ans Ende dieser Welt. Jesus hat seinen Jüngern und seiner Kirche aber auch andere Verheißungen gegeben.

Und anders als bei uns Menschen, dürfen wir uns darauf verlassen, dass Gott seine Zusagen und Versprechen einhält. Eines dieser Versprechen, genauer gesagt eine doppelte Verheißung finden wir in unserem heutigen Predigttext. Jesus sagte sie seinen Jüngern unmittelbar vor seinem Tod und seiner Auferstehung, aber sie treffen auf alle Nachfolger Jesu zu. Und diese beiden Verheißungen wollen wir uns nun gemeinsam anschauen.

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4. Sonntag nach Ostern: Kantate – „Singt dem Herrn!“ – 2019

Jemand hat einmal von Christen gesagt: „Christ werden heißt nicht, dass du eine Persönlichkeitstransplantation bekommst.“ Oder mit anderen Worten gesagt: „Mein Problem ist, dass ich mich selbst überall mit hinnehme, wo ich hingehe.“ Manchmal reden wir als Christen so, als wäre eine bestimmte Art von Persönlichkeit besser als andere. Wenn unser Glaube wirklich stark ist, dann wäre wir alle diese Art von Persönlichkeit.

Als Christ bis du bist selbstbewusst und leidenschaftlich und voller Freude. Am Sonntag Kantate – „Singt!“ – könnte man auch sagen, du hast immer ein Lied auf den Lippen, ein Loblied für Gott. Doch ist das wirklich so? Sollte alle Christen dieselbe Art von Persönlichkeit haben, sollten wir immer fröhlich, zuversichtlich, glücklich sein?

Geht es euch an dieser Stelle wie mir, dass man sich unwillkürlich fragt: „Wirklich? Ist das wirklich so, auch in meinem Leben? Gibt es nicht viele Tage, an denen ich nicht besonders fröhlich war? Und ich vermute, dass das auch auf die Apostel zutraf, die Jesus zuerst in jener Nacht reden hörten.

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Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr 2018

Beerdigungen sind in unserer Zeit äußerst unbeliebt. Immer mehr Menschen werden anonym beerdigt. Keiner kümmert sich mehr um das Grab eines Verstorbenen. Urnenbeisetzungen, Gräber auf der grünen Wiese oder in der freien Natur werden dagegen immer beliebter. Der Tod wird immer mehr zum Tabuthema. Man gibt viel Geld aus für Ärzte und Medikamente, die das Unaus-weichliche hinauszögern. Noch mehr Geld geben wir für Unterhaltungskünstler und Sportler aus, die uns live o-der im Fernsehen von diesem Thema ablenken. Wir wol-len uns amüsieren und zerstreuen, um möglichst nicht darüber nachzudenken, dass jedes Leben früher oder später einmal zu Ende geht.

Gerade deshalb sind die letzten Sonntage im Kirchenjahr so wichtig. Passend zur Jahreszeit: Herbst, kühlere Temperaturen, weniger Licht, dem zu Ende gehenden Kalenderjahr, greifen sie die Themen auf, die am Ende des menschlichen Lebens und am Ende unserer Welt stehen: Tod, Auferstehung, letztes Gericht, Gottes neue Welt. Ja, wenn wir einen lieben Menschen zu Grabe tra-gen müssen, dann können wir der Wahrheit nicht länger ausweichen, dass wir alle sterben werden und sterben müssen.

Auch in unserer Gemeinde sind in diesem Jahr Glaubensgeschwister gestorben, ebenso in den einzelnen Familien. Und die Frage ist nun, wie verhalten wir uns, wie gehen wir – nicht so sehr als Menschen, sondern vor allem als Christen, als Kinder Gottes – damit um. Wir dürfen uns hier von Gott selbst trösten lassen, nicht mit leeren Worten, sondern mit Worten, hinter denen das große Wunder der Liebe Gottes zu seiner gefallenen Schöpfung steht. Gott will uns nicht dem Tod überlassen. Die Worte des Apostels Paulus an die Christen in Thessalonich sind bis heute aktuell und haben bis heute Kraft: Gott tröstet uns angesichts toter Gotteskinder. Er ruft uns zu:

1. Seid nicht traurig!

2. Wir schlafen nur!

3. Wir werden wieder leben!

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3. Sonntag nach Ostern: Jubilate („Jauchzt Gott alle Länder“) 2017

Einer der bekannteren Choräle aus unserem Gesangbuch beginnt mit den Worten: „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesus Christ!“ Ich weiß von einem Fall, in dem ein Paar sich für sei-nen Traugottesdienst diesen Choral als Chorstück gewünscht und dafür viel Kopfschütteln geerntet haben. Freude und Leid oder Traurigkeit und Freu-de, das sind Gegensätze, die unserer Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen. Entweder ich bin fröhlich oder traurig, entweder ich leide oder ich freue mich. Beides passt doch überhaupt nicht zusammen.

In unserem heutigen Predigttext wird uns gezeigt, wie Traurigkeit und Freude zusammenhängen und was Ostern damit zu tun hat. Wir wollen heute gemeinsam betrachten:

Ostern verwandelt unsere Traurigkeit in Freude.

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5. Sonntag nach Trinitatis 2016

Das Leben ist nicht immer leicht. Der Blick in die Nachrichten stimmt uns im Augenblick alles andere als froh. Da erfahren wir von Bombenanschlägen, Krieg, Bürgerkrieg, Hunger, Armut, Krankheit und Flucht! Die Angst vor der Zukunft wächst bei vielen Menschen in unserem Land – auch bei uns.

Vielleicht gibt es auch in unserem eigenen Leben so manches, was uns Angst macht – die eigene Gesundheit oder die Gesundheit eines lieben Menschen. Die nicht vorhandene oder bedrohte eigenen Arbeitsstelle oder die der Kinder. Auch als Christen blicken wir nicht immer voll Freude in die Zukunft. Auch wir klagen. Doch selbst dann, wenn es ganz dicke kommt, wenn es keinen Ausweg mehr zu geben scheint sollen wir den Mut nicht sinken lassen und nicht hoffnungslos werden. Der Prophet Jeremia ruft uns zu: Wir Christen können auf den Herrn hoffen!

1. Wir hoffen in aller Art von Trauer!

2. Wir hoffen wegen Gottes Erbarmen.

3. Wir hoffen wegen Gottes beständiger Liebe.

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4. Sonntag in der Passionszeit: Lätare („Freut euch“) 2016

Liebe Gemeinde, der heutige Sonntag fällt auf. Obwohl alle Sonntag in der Passionszeit auf Ostern hinweisen, vorausschauen auf dieses große Wunder, so sind sie doch auch eng mit Karfreitag verbunden. Der heutige Sonntag ruft zur Freude auf: „Freut euch!“. Damit fällt er auf, wie ein buntes Sommerkleid auf einer Beerdigung. Und doch können beide sehr passend sein. Der heutige Eingangspsalm zeigt uns warum:

„Freut euch mit dem Volk Gottes und seid fröhlich, alle, die ihr es lieb habt! Freut euch mit ihm, alle, die ihr traurig gewesen seid. Denn so spricht der Herr: ‚Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.‘“ (Jes 66,10.13a; Ps 122,1).

Ein buntes Sommerkleid bei einer Beerdigung würden wir alle wohl als unpassend empfinden, besonders wenn es die Witwe oder eines der Kinder eines Verstorbenen tragen würde. Und doch wäre es für einen Christen angemessen. Ja, wir sind traurig, wenn ein lieber Mensch stirbt. Das ist gut und richtig. Aber wir wissen auch, was es mit dem Tod eines Christen auf sich hat. Ein Mensch, der stirbt, geht uns nur voraus. Er ist bei seinem Heiland, wo er ewig lebt. Wir werden ihn widersehen. Der Tod ist nur eine Tür, der Weg ins neue Leben mit Gott. Deshalb können wir in aller Trauer fröhlich sein, auch wenn wir in Trauerkleidung zu einer Beerdigung gehen. – Paulus redet in unsrem Text auch von Freude mitten in der Traurigkeit. Die Freude in der Traurigkeit der christlichen Buße unter dem Kreuz.

1. Paulus freut sich über die göttliche Traurigkeit.
2. Paulus zeigt uns das göttliche Wesen dieser Traurigkeit.

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