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2. Advent 2019: Gott ruft Noah und kündigt das Gericht der Sintflut an.
„Der König ist tot, es lebe der König.“ So wurde in Frankreich offiziell verkündet, dass ein König gestorben und dessen Nachfolger automatisch die Krone und damit die Herrschaft übernommen hatte. Ein neuer Mann auf dem Thron, aber dieselbe Herrschaft. Bis heute gebrauchen wir diesen Ausdruck, wenn wir sagen wollen, dass Dinge gleichbleiben, auch wenn Einzelheiten sich geändert haben.
Am heutigen 2. Sonntag in der Adventszeit richten wir den Blick in die Zukunft. Der „kommende Heiland“ war am letzten Sonntag unser Thema und gewisser Weise ist er das auch heute. Jesus ist zu Weihnachten in die Welt gekommen, um uns zu erlösen und er wird wiederkommen, um diese Erlösung herrlich zu vollenden. Darauf blicken die Lesungen des heutigen Tages. Wir leben in der Zeit nach seinem ersten Kommen zu Weihnachten und vor seinem zweiten Kommen am Jüngsten Tag. Womit wir bei den französischen Königen wären. Denn unser heutiger Text berichtet uns von der Ankündigung der Sintflut, dem ersten großen weltweiten Gericht Gottes über eine sündige Welt und davon, wie Noah mit seiner Familie gerettet wurde.
Letztes Mal hatten wir davon gehört, wie Eva, nach dem Sündenfall, bei der Geburt ihres ersten Sohnes, Kain, im Vertrauen auf die Verheißung Gottes – einen Menschen zu schicken, der in der Lage sein würde, Satan zu besiegen und uns zu erlösen – einen „frommen Fehler“ begeht und ihren Erstgeborenen für die Erfüllung dieser Weissagung hält, für den verheißenen Retter, für Jesus.
Auch Noahs Vater, Lamech, glaubte dasselbe. Zu seiner Zeit war die Erwartungshaltung auf den kommenden Retter noch viel größer als nach dem Sündenfall. Da ist zuerst Henochs Himmelfahrt, von der Kapitel 5 berichtet. Die Menschen konnten deutlich sehen, dass Gott am Werk ist. Der Herr greift ein, er lässt die Dinge nicht einfach vor sich hinlaufen. Die Spannung steigt, er wird etwas Außergewöhnliches tun. Der zweite Punkt ist Tod des ersten Menschen. Adam stirbt nach 930 Jahren. Und die erste berichtete Geburt nach dem Tod Adams ist ein Baby namens Noah.
Deswegen ist Lamech so aufgeregt, denn auch er glaubt an die Verheißung. Dieser Vater denkt, dass sein Sohn endlich der von Gott gesandte Same ist, der den Menschen Ruhe und Erlösung bringen wird. Deswegen nannte er ihn Noah, „Ruhe“, denn er erhoffte sich Ruhe von der Mühe und Arbeit auf dem Acker, den der Herr verflucht hat (vgl. 1. Mose 3,16ff). Lamech sieht Noah und glaubt, dass sein Sohn verheißene diese Ruhe ist. Er ist endlich, nach einer Wartezeit von beinahe 1.000 Jahren, der verheißene Retter.
Natürlich irrt sich Lamech, aber doch ist Noah der, durch den Gott die Menschheit rettet, vor der weltweiten Zerstörung durch die Flut. Im Alten Testament sehen wir, wie Ereignisse sich wiederholen. Frühere bilden spätere Ereignisse ab. Noah ist wie ein zweiter Adam: Er ist der Anfang einer neuen Menschheit; der Vater von drei Söhnen; in der Arche herrschte wieder vollkommene Gemeinschaft mit den Tieren, wie in Eden. Ganz ähnlich verläuft die weitere Geschichte Gottes mit seinem Volk.
Die Israeliten im Alten Testament gingen sozusagen rückwärts in die Zukunft. Sie schauten nach hinten. Aufgrund dessen, was schon geschehen war, wussten sie genau was kommt. Auch wir sollen das Alte Testament nicht in erster Linie als Geschichte lesen, als das, was einmal, vor langer Zeit in einem weit entfernten Land geschehen ist, für uns heute und hier aber keinerlei Bedeutung mehr hat. Nein, hier redet Gott selbst mit uns.
Und seine Botschaft lautet, dass er auch in Zukunft so sein wird, wie er in der Vergangenheit war. Mit diesem gnädigen, barmherzigen und treuen Gott kann es keine Überraschungen geben, auch wenn unsere Lebensumstände für sich genommen einzigartig sind. Gott bleibt sich selbst treu. Er ist unveränderlich in seiner Barmherzigkeit, Treue und Liebe zu seiner Schöpfung, auch nachdem sie von ihm abgefallen ist. Und so wollen wir heute betrachten: Gott ruft Noah und kündigt das Gericht der Sintflut an. Das zeigt uns:
1. Die Ursache für Gottes Gericht.
2. Das Mittel unserer Rettung.
3. Die große Geduld Gottes.