Geschichte

1924 entstand in Lodz die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Polen. Den Gründungsmitgliedern war die lutherische Lehre ein Herzensanliegen. Ihnen ging es um deren Bewahrung. Es bestand eine enge Beziehung zur Ev.-Luth. Freikirche in Sachsen und deren Theologischer Hochschule in Berlin-Zehlendorf. Alle Pastoren der Ev.-Luth. Freikirche haben dort ihr Studium absolviert. 1939 begann der Krieg und die Grenze zwischen Polen und Deutschland verschwand. Die Beziehungen der beiden Kirchen vertieften sich. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges mussten alle Einwohner deutscher Herkunft die polnische Heimat verlassen, darunter auch die Pastoren und Gemeindeglieder der Ev.-Luth. Freikirche in Polen.

Ende 1945 trafen sich Pastoren des Sächsischen Bezirks der Ev.-Luth. Freikirche mit ihren Amtsbrüdern aus Polen. Viele Pastoren der freikirchlichen Gemeinden waren zum Heeresdienst einberufen worden, so dass die Amtsbrüder aus Polen eine wichtige Unterstützung waren.

Lerle August01

August Lerle

Pastor August Lerle kam nach Altengesees-Lothra  in Thüringen. Pastor Helmut Schlender blieb in Schönfeld im Erzgebirge. Neben der Arbeit in den neuen Gemeinden waren sie auch sehr darum bemüht, die neuen Adressen ihrer früheren Gemeindeglieder zu erfahren. Besonders Pastor August Lerle hatte bald zu seinen ehemaligen Gemeindegliedern Kontakt. Trotz seines schwachen Augenlichtes entschloss er sich im Vertrauen auf Gott, Reisen zu den Umsiedlern zu unternehmen. Am 12. September 1946 begann er seine erste Reise. Auf seiner dritten Reise im Januar 1947 kam er nach Luckenwalde, Sernow, Heinsdorf und Jüterbog. August Lerle hielt einen Vortrag über die Erhaltung der treuen lutherischen  Kirche. Es folgten eine Diskussion und ein Gottesdienst. Auf diese Art und Weise entstanden unsere heutigen Predigtplätze. Es hielten sich auch Umsiedler dazu, die in Polen nicht zur Ev.-Luth. Freikirche gehörten, denen aber das lutherische Bekenntnis wichtig war. Die 6. Reise im Juni 1947 führte Pastor Lerle nach Luckenwalde und Sernow. Dort fand Konfirmandenunterricht und am 6. Juli ein Konfirmationsgottesdienst statt.

Pastor August Lerle gründete Predigtplätze z.B. auch in Bad Wilsnack, Dabergotz, Havelberg, Pössneck, Damerow und Hohen Pritz. Er  führte diese Reisen unter den schwersten Bedingungen durch. Halberblindet fuhr er im Winter bei Kälte und Schnee mit dem Fahrrad, um die weit zerstreuten Gemeindeglieder zu betreuen. Die Eisenbahnzüge fuhren sehr unregelmäßig, so dass der Gottesdienstplan häufig umgestellt werden musste. Später bekam er Hilfe von seinem Sohn Pastor Dr. Ernst Lerle, der ihn nun ab und zu unterstützte. Am 4. Advent 1948 übernahm er die Betreuung einiger Gemeinden und Predigtplätze.

Am 9. Januar 1949 gründete sich die Freikirchliche Evangelisch-Lutherische Immanuelgemeinde in Jüterbog. In dieser wurden insgesamt 15 Gemeinden gegründet, die zum Teil sehr weit voneinander entfernt waren. Es kam zur Bildung des Diasporabezirkes der Ev.-Luth. Freikirche („Diaspora“ heißt „in der Zerstreuung“). Da die wenigen Pastoren des Diasporabezirkes den Kinder- und Konfirmandenunterricht zu selten halten konnten, erteilten Gemeindeglieder als Katecheten ehrenamtlich den Kindern Christenlehre. Die Pastoren August und Ernst Lerle vermittelten in einem Bibelkurs theoretische  und praktische Hilfen für die Durchführung der Kinder- und Konfirmandenunterweisung.

Schlender

Helmut Schlender

Ende 1952 betreute August Lerle die Gemeinden in Gräfendorf, Sernow, Schlenzer, Nonnendorf und Hohen Pritz bei Wismar, ebenso etliche Predigtplätze in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und im Oderbruch. Pastor Helmut Schlender betreute die  Gemeinden in Heinsdorf und Jüterbog und weitere Predigtplätze in Luckenwalde, bei Dresden, im Kreis Schwerin und bei Wismar. Am 2. Mai 1954 wurde Pastor Johannes Wilde in Sernow ordiniert. Er wurde zum Seelsorger der Gemeinden und Predigtplätze in der Prignitz gewählt.

Johannes Wilde (Ordination)

Johannes Wilde

Die Jahre 1953-1956 waren von  einer starken Abwanderung nach Westdeutschland gekennzeichnet. Beinahe die Hälfte aller Gemeindeglieder verließen die DDR, ehe die Mauer gebaut wurde und die Grenzen endgültig geschlossen wurden.

Anfang Oktober 1957 erlitt August Lerle einen Schlaganfall, darum war der einjährige Einsatz des Praktikanten Helmut Kaufmann, der eine diakonische Ausbildung machte, eine wesentliche Hilfe. Später studierte er am Theologischen Seminar in Leipzig. Er wurde am 1. Advent 1963 in Jüterbog ordiniert und übernahm die Gemeinden Sernow, Schlenzer, Gräfendorf, Jüterbog, und den Predigtplatz in Herzberg. Er wohnte in Jüterbog. Im Februar 1965 wurde Pastor August Lerle heimgerufen. Pastor Kaufmann diente den Gemeinden bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000. Am 14. Dezember 2001 wurde er heimgerufen. Die Gemeinden in Nonnendorf,  Reinsdorf und Dahme (Mark) wurden ab 1964 von Vikar Artur Ortel betreut, der dann auch hierher berufen und ordiniert wurde (29.06.1966). Bis 2000 diente er diesen Gemeinden.

Karsten Drechsler

Karsten Drechsler

Am 3. September 2000 wurde Pfarrer Müller, der von 1981-98 in Altengesees und Saalfeld gedient hatte und von 1989-2000 in Nerchau in Jüterbog ordiniert. 2001 ist er aus dem Dienst unserer Gemeinde ausgeschieden. Seit dem 23. Februar 2003 dient Pastor Karsten Drechsler. Heute gehören zur Immanuelgemeinde im Niederen Fläming vier Predigtplätze: Jüterbog, Sernow, Nonnendorf und Niebendorf-Heinsdorf (Dahme/ Mark).

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