Sermons on “Altes Testament”

11. Sonntag nach Trinitatis 2024: Wir sind getaufte Gotteskinder.

„Wer bin ich?“ Diese Frage ist wohl so alt wie die Menschheit selbst. Immer wieder haben Menschen sich gefragt, wer sie sind. Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

Nun, unser Text aus dem zweiten Buch Mose hilft uns dabei, diese Frage für uns zu beantworten. Neben der Einsetzung des Passahmahles und dem Auszug aus Ägypten als Folge der 10. Plage gehört er zu den „Gründungs¬texten“ des Gottesvolkes, die im Verlauf der Bibel immer wieder angeführt und ausgelegt werden. Er zeigt anhand der Rettung des Volkes Israel am Schilfmeer, wer sie sind und waren. Da wir auch zu Gottesvolk gehörten, trifft das auch auf uns zu. Israeliten sind die, die Gott durch das Schilfmeer geführt, dort gerettet und bewahrt hat. So ist es auch bei uns. Wir sind getaufte Gotteskinder!

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1. Sonntag nach Epiphanias 2023: „Jesu Taufe erfüllt das Alte Testament.“

Es gibt „zweideutige“ Aussage und das meine ich ganz positiv. Es gibt z. B. Worte mit einer zweifachen Bedeutung, etwa die Bank. Zu der kann ich mein Geld bringen, damit sie es anlegt oder auf einem Konto bzw. in einem Schließfach verwahrt oder ich kann auf ihr sitzen, wenn sie in einem Park oder in meinem Garten steht.

Ähnliches gilt auch für Redewendungen, z. B. „Das Leben in vollen Zügen genießen.“ Man kann das wörtlich nehmen, von einem, der am liebsten in Zügen durch Deutschland oder Europa unterwegs ist, die voller Menschen sind. Meistens aber wird es im übertragenen Sinn gebraucht, von einem, der Spaß am Leben hat und es in allen Einzelheiten genießt.

Dinge, die sich unter der Oberfläche befinden, wie ein Hai unter der Wasseroberfläche des Ozeans; Worte, die oberflächlich betrachtet etwas Einfaches zeigen und sagen, aber doch durch ihre Auswahl und Stellung andeuten, dass hier mehr vor sich geht, als wir auf den ersten Blick erkennen können. Was tun wir, wenn wir so etwas bemerken? Wir stellen bohrende Fragen. Wir lesen zwischen den Zeilen. Wir kratzen an der Oberfläche, um zu sehen, was sich darunter verbirgt.

Etwas Ähnliches gab es schon zu Zeiten des Neuen Testaments. Papyrus oder Pergament als Schriftrolle verwendet, war teuer und schwer zu bekommen. Deshalb wurden Schriftrollen oft wiederverwendet. Die alte Tinte wurde abgekratzt und etwas Neues darübergeschrieben, ein bisschen wie bei modernen Tätowierungen, über die eine neue Tätowierung gestochen wird, weil sie dem Besitzer nicht mehr gefällt, nur viel offensichtlicher. Wenn man genau hinsieht, kannst man die schwache Originalschrift immer noch unter der neuen Tinte lesen, die immer noch auf der Schriftrolle klebt. Diese wiederverwendeten Schriftrollen nennt man Palimpseste (wörtlich: „wiedergeschabte“ Seiten).

Der Bericht von der Taufe Jesu ist so eine Art wiederverwendetes Pergamentstück. In diesem Bericht gibt es eine „Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit“, wie den oben genannten Hai, der unsichtbar unterwegs und nur an kleinen Dingen, wie etwa sich kräuselnden Wellen, zu erkennen ist.

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