Sermons on “Wiederherstellung”

Reformationsfest 2019 – Wir feiern Reformation, denn Gott macht uns neu.

Heute wollen wir gemeinsam das Reformationsfest feiern; doch was gibt es heute eigentlich zu feiern? Vor zwei Jahren war dieser Tag ein landesweiter Feiertag, denn es gab ein rundes Jubiläum zu begehen: 500 Jahre Reformation. Heute ist für die meisten Menschen in unserem Land einfach nur ein arbeitsfreier Tag, der in diesem Jahr besonders günstig liegt. Mit nur einem zusätzlichen Urlaubstag hat man ein schönes langes Wochenende: vier Tage frei. Immer weiter verbreitet sich Halloween, ein Feiertag, der aus den USA zu uns gekommen ist. Besonders Kinder lieben diesen Tag, bietet er doch die Möglichkeit ein zweites Faschingsfest zu feiern und viele Extrasüßigkeiten zu ergattern.

Doch wir feiern Reformationsfest. Aber was feiern wir eigentlich? Nun die Geschichte ist vertraut, aber deswegen nicht weniger wichtig. Heute vor 502 Jahren schlug der Augustinermönch und Theologieprofessor im nahen Wittenberg 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Diese Tür war zugleich das schwarze Brett der Universität. Jeder, der über ein bestimmtes Thema eine öffentliche Diskussion führen wollte, konnte es nutzen. Luthers Thesen richteten sich gegen den Ablasshandel innerhalb der römisch-katholischen Kirche und den Missbrauch dieser Einrichtung.

Viele Menschen kauften Ablassbriefe nicht länger um sich von den zeitlichen Sündenstrafen der Kirche zu befreien, sondern im festen Glauben daran, sich aus der Hölle freikaufen zu können. Aus diesem unbedeutenden Ereignis: ein kleiner Theologieprofessor an einer unbedeutenden Universität – sie war erst ein paar Jahre vorher gegründet worden – in einer winzigen Stadt am Rand des großen römischen Kaiserreiches deutscher Nation, der 95 Thesen zur Diskussion stellte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das, was an jenem 31. Oktober 1517 begann zu einem Flächenbrand, der weite Teile Deutschlands und Europas erfasst hatte: Die Reformation oder Wiederherstellung.

Was feiern wir also heute? Viel ist in den vergangenen Jahren über die Bedeutung der Reformation geredet, geschrieben und berichtet worden: ihre Bedeutung für die Deutschen; für die deutsche Sprache (Luthers Bibelübersetzung), für die Freiheit, als Anfang unserer modernen Zeit usw. Auch ihre Schattenseiten wurden dabei nicht ausgespart. Und all diese Dinge hängen mehr oder weniger auch mit der Person Luthers und der Reformation, die er und seine Mitarbeiter angestoßen und teilweise mitgetragen haben zusammen. Doch, liebe Festgemeinde, wenn wir nur davon reden, dann brauchen wir den heutigen Tag nicht mehr als Feiertag, denn dann fehlt ihm jede christliche Bedeutung.
Die große Bedeutung der Reformation liegt darin, dass Gott durch sie das Evangelium wieder ans Licht gebracht hat, dass vorher verdunkelt und versteckt oder sogar verloren gegangen war. Insofern ist die Reformation tatsächlich eine Wiederherstellung. Die Botschaft, dass Christus unser Bruder geworden ist, um uns zu erlösen, um uns freizukaufen von unserer Sünde und unserer Schuld, die war in weiten Teilen der Christenheit verloren gegangen. Verborgen und versteckt unter z. T. jahrhundertealten menschlichen Traditionen und Ansichten, die menschliche Gedanken über Gott und unsere Rettung in den Mittelpunkt stellten. Heute wollen wir anhand unseres Textes, der eher kein typischer Reformationstext ist, genau darüber nachdenken. Was ist Reformation und was bedeutet sie für uns heute? Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?

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