Sermons on “Stellvertretung”

1. Sonntag nach Epiphanias 2022:

Was ist ein Unterschied zwischen Gott und uns Menschen? Nun, wir Menschen neigen zur großen Geste, zu auffälligen Auftritten. Wir mögen es spektakulär. Egal ob Feiern, Filme oder andere Gelegenheiten, die meisten Menschen entscheiden sich für große Dinge, schöne Dinge, auffällige Dinge: Feuerwerk, Spezialeffekte, besondere Orte, berühmte Gäste usw.

Doch Gott tut das genaue Gegenteil. Schauen wir darauf, wie Jesus in diese Welt kommt und sie erlöst, dann sehen wir, die Gott sich klein macht, im Verborgenen, ja in den unscheinbaren, verborgenen und sogar schlechten und bösen Dingen dieser Welt wirkt. Eine Jungfrau aus Nazareth, eine Krippe in Bethlehem, das Haus eines Zimmermanns in Nazareth, ein Wanderprediger, das Kreuz auf Golgatha. Und auch der Anfang des öffentlichen Wirkens unseres Herrn geschieht ganz unscheinbar. Nur gelegentlich blitzt die Macht und Herrlichkeit Gottes auf, die Engel auf den Feldern Bethlehems, Gottes Stimme bei Jesu Taufe und Verklärung, seine Wunder.

Auch unser christliches Leben ist oft genug davon gekennzeichnet, dass wir das Wirken Gottes nur mit den Augen des Glaubens erkennen können. Weder Taufe noch Abendmahl sehen sehr spektakulär aus, keine Spezialeffekte, sondern Wasser, Brot, Wein, Gottes Wort und menschliches Handeln. Aber wie groß sind das Wunder und die Gnade, die dahinterstehen. Das wollen wir heute gemeinsam betrachten, anhand der Taufe unseres Herrn und unserer Taufe.

Vielleicht haben wir uns das schon einmal gefragt: „Jesus wurde getauft, aber warum ist das wichtig? Was hat das mit mir zu tun?“ Antwort: „Eine ganze Menge. Wie wir jetzt sehen werden.“ Der Abschnitt aus dem Markusevangelium und der aus dem Römerbrief werden uns die Verbindung zwischen der Taufe unseres Herrn und unserer eigenen Taufe unter dem Thema „Die Taufe mit unserem Herrn“ verdeutlichen.

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Invokavit: „Er ruft zu mir“ – 2021: Hinaus in die Wüste

Heute ist der erste Sonntag in der Fastenzeit. Das heutige Evangelium berichtet von der Versuchung Christi in der Wüste. Unser Predigttext hält uns die weniger bekannte Version nach Markus vor Augen. Es ist der kürzeste und knappste dieser drei Berichte, der uns trotzdem viel zu sagen hat. Begleiten wir also unseren Herrn „in die Wüste“. Markus schreibt:

„Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste; und er war in der Wüste vierzig Tage und wurde versucht von dem Satan und war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.“

Jesus kommt an den Jordan, wird vom Täufer getauft, der Heilige Geist kommt auf ihn herab, um ihn als den Christus zu salben, und die Stimme des Vaters sagt zu Jesus:

„Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“

Vom Geist bevollmächtigt, vom Vater bestätigt – Jesus ist startklar! Es gibt viel zu tun: predigen, lehren und heilen. Lasst uns loslegen. Doch halt! Zuerst passiert etwas. Etwas, das man nicht erwarten würde.

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1. Sonntag nach Epiphanias 2019

Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr den ersten Teil unseres Predigttextes hört, aber wenn ich genauer auf seine Worte höre, muss ich feststellen: Ich glaube, ich mag Johannes den Täufer nicht besonders. Es ist nicht seine eigenartige Kleidung aus Kamelhaaren mit einem Ledergürtel oder seine merkwürdige Diät aus Heuschrecken und wildem Honig, die mich abstößt. Ich kenne viele Leute, die eigenartige Kleidung tragen und noch viel eigenartigere Dinge essen. Nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass Johannes mich mit Feuer bedroht, derentwegen ich Johannes lieber meiden würde. Er redet von Gottes Zorn, der wie ein heißes, unauslöschliches Feuer brennt und der Grund für diesen Zorn bin ich – ich, mit meinem Leben.
Dabei hat die Christenheit, vor allen Dingen hier im Westen, die letzten zwei bis drei Jahrhunderte alles getan, um das Thema des zornigen Gottes zu vermeiden oder doch zumindest abzuschwächen. Johannes predigt:

„In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird seine Tenne fegen und wird den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“

Wenn er solche Worte sagt, dann wird immer wieder schnell versucht auf seine Liebe zu verweisen: Gott liebt alle Menschen!“ Oder: „Gott hasst zwar die Sünde, aber er liebt den Sünder!“ usw. Man hat alles in seiner Macht Stehende getan, um die Botschaft vom zornigen Gott abzuschwächen. Schließlich leben wir nicht mehr im finsterste Mittelalter. Es besteht also kein Grund mehr, die Menschen mit der Botschaft vom zornigen Gott zu erschrecken oder gar einzuschüchtern.

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