Sermons on “Heiliger Geist”

Trinitatisfest 2024: Das Tor ins Königreich Gottes.

Vielleicht wart ihr schon einmal auf einer Burg oder ihr habt Bilder davon gesehen. Wozu dient eine Burg? Zur Verteidigung! Das kann man bis heute an den hohen, dicken Mauern, festen Türmen, den Toren und schmalen Wegen erkennen, die zur Burg hinaufführen. Eine Burg musste so erbaut werden – und an einem Ort – dass mögliche Gegner und Feinde nur sehr schwer Zugriff erlangen konnten. Wenn ich die Mauer nicht erreichen kann, kann ich sie auch nicht durchbrechen. Wenn der Weg zum Tor so schmal ist, dass nur wenige Soldaten nebeneinander laufen können, dann wird es schwierig, das Tor zu durchbrechen.

Wie sieht es mit dem ewigen Leben aus? Wie sieht es mit dem Reich Gottes aus? Gleicht es auch einer Burg, einer uneinnehmbaren Festung, in die man – wenn überhaupt – nur unter größten Mühen und Anstrengungen eindringen kann? Wenn man sich die Kirche oder Gemeinde Gottes anschaut, sieht man manchmal eine gewisse Wagenburgmentalität. Wagenburgen wurden von den Siedlern, die in den Westen der USA zogen, am Abend errichtet, um sich vor angreifenden Raubtieren oder Indianern zu schützen. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch die Kirche sich einigelt, Türen und Tore verrammelt, damit die Christen unter sich bleiben können. Oder die Menschen denken, Gottes Reich ist eine Burg, die es zu erstürmen und zu erobern gilt.

Doch ist das auch Gottes Wunsch und Wille? Ist sein Reich eine uneinnehmbare, unzugängliche Burg oder Festung? Für seine Feinde ja, aber nicht für die, die nach Gottes Willen hineinkommen sollen. Viele Menschen reden heute von einem „Gott“ oder einem „höheren Wesen“, doch ihre Gedanken haben nichts mit Gott zu tun, dem einen Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dieser dreieinige Gott hat uns erlöst und will, dass möglichst alle Menschen in sein Reich kommen. In unserem heutigen Text sehen wir aus der ersten Hälfte des Gesprächs von Jesus mit Nikodemus das Tor in dieses Reich Gottes. Das Tor ins Königreich Gottes. Es hat zwei Seiten:

1. Der Menschensohn wird ans Kreuz erhöht.

2. Das Wasser und der Geist in der Taufe.

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Pfingstmontag 2024: „Wir gehören Gott, dem Herrn.“

„Wem gehörst du?“ „Ich gehöre niemand!“ wäre wohl die mehr oder weniger empörte Antwort, die wir erzielen würden, wenn wir eine Umfrage mit diesem Wortlaut starten würden. Wir leben in einer Zeit, die die Freiheit des Einzelnen auf ihre Fahnen geschrieben hat. Menschen dürfen kein Eigentum sein. Sklaverei ist geächtet. Was ich tue oder lasse, darf mir niemand vorschreiben. Grenzen, die noch vor kurzem unüberwindbar schienen, werden eingerissen. – Soweit die Theorie.

Natürlich gibt es auch heute noch Menschen, die anderen Menschen gehören, selbst in unserem Land, wir nennen das nur nicht mehr so. Die einen haben so viele Schulden, dass sie ganz von der Bank abhängig sind. Andere sind als Flüchtlinge oder sogar gegen ihren Willen in unser Land gekommen. Hier werden sie gnadenlos ausgebeutet: als Prostituierte oder bei Arbeiten, die kein anderer machen will.

Und wir, sind wir wirklich frei? – Wem gehörst du? Als Gott einst das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten befreite, tat er es mit den Worten: „Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen!“ (2. Mose 9,1). Gott befreite sein Volk, aber er befreite sie zum Dienst. Sie waren nicht ihr eigener Herr, sondern sie waren frei, dem zu dienen, der sie befreit hatte.

Diesen Gedanken greift der Prophet Jesaja auf. War sein Volk Jahrhunderte vorher in der Sklaverei in Ägypten, mussten sie nun in der Verbannung in Babylon leiden. Auch hier tobte der Kampf um ihre innere Einstellung. Sie sollten nicht nur äußerlich in Babylon leben, sondern auch innerlich dazugehören. Heute würden wir vielleicht sagen: „Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing.“ oder davon reden, „mit den Wölfen zu heulen“.

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Okuli 2023: Lebendiges Wasser.

Ein kluger Mann. Eine durstige Frau. Ein blinder Bettler. Eine trauernde Schwester. In jeder Lesung geht es um einen bestimmten Menschen, dem Jesus begegnet ist. Jeder Einzelne wurde verändert. Sie lebten in Zeiten und an Orten, die weit von unseren entfernt sind, und doch haben wir viel mit ihnen gemeinsam. Wir sind klug. Wir sind durstig. Wir sind in vielen Dingen blind. Wir trauern.

Der Text dieser Woche dreht sich um die durstige Frau, die Samariterin am Jakobsbrunnen. Sie kam zum Brunnen, weil sie Durst hatte. Deswegen war sie mit ihrem Krug und einen ledernen Schöpfeimer unterwegs, um Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen. Aber das war noch nicht alles. Ihr Gespräch mit Jesus zeigte, dass ihr Durst über ihre körperlichen Bedürfnisse hinausging und sie auch bleibende, ewige Bedürfnisse hatte.

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Reminiszere 2023: Geboren aus Wasser und Geist

Nikodemus kommt im Schutz der Dunkelheit zu Jesus. Er ist beeindruckt von dem, was er von Jesus gesehen hat. „Niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.“ Davon wird er angezogen. Er kommt zu Jesus und wünscht sich, dass sein Leben von Jesus bestätigt wird. Er sucht nach Bestätigung, nicht nach Vergebung.

Nikodemus ist ein frommer Mann aus dem Kreis der Pharisäer, ein Vorsteher der Juden. Er ist ein aufrechter Mann mit einem guten Ruf vor dem Volk. Aber Jesus will nichts davon hören, nicht von Nikodemus und nicht von dir oder mir. Jesus bringt Nikodemus erst einmal zu Fall, denn seine hohen und erhabenen Gedanken über sich selbst müssen zerschlagen werden und verschwinden.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Von neuem geboren zu werden, geboren aus Wasser und Geist, bedeutet, wie ein Kind zu werden, ein Kleinkind, sogar ein Säugling. D. h. alles aufzugeben, was man sich selbst aufgebaut hat, und sich allein aus Gnade durch den Glauben an Jesus zu klammern. Der Aufruf Jesu zur Neugeburt ist also ein Aufruf zur Buße und zum Glauben, zum Tod und zur Auferstehung, zum Verlassen des Alten und zur Neuwerdung, zur Wiedergeburt, ja zur Bekehrung.

„Aber wie kann das sein?“ Wir können die Verwirrung des Nikodemus beinahe spüren und auch die unseres eigenen Menschen. Jesus hat ihn und uns mit Adams Fluch konfrontiert. Es ist, als würde Jesus ihm genau in diesem Augenblick etwas Erde die Stirn zeichnen.

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Pfingstsonntag: „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“ – 2020: Pfingsten im Licht des Alten Testaments

Heute feiern wir Pfingsten. Und vielleicht geht es euch ja wie wir, dass wir uns fragen: Warum Pfingsten? Nicht „warum“ wie in: Warum feiern wir Pfingsten? Sondern wie in: Warum hat Jesus den Heiligen Geist gerade an diesem Fest ausgegossen? Und, nachdem ihr den heutigen Predigttext gehört habt: Was hat dieser Text mit Pfingsten zu tun?

Auch wenn der Name „Pfingsten“ im Alten Testament so nicht auftaucht, so haben wir doch in unserem Text aus dem 3. Buch Mose die Einsetzung des alttestamentlichen Pfingstfestes vor uns. Pfingsten kommt ja aus dem Griechischen und bedeutet nichts weiter als „der fünfzigste Tag“. Fünfzig Tage nach Ostern gießt Jesus seinen Heiligen Geist über die Jünger aus. Und wir fragen uns, was bedeutet das für uns? Pfingsten im Licht des Alten Testaments.

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8. Sonntag nach Trinitatis 2018

Zwischen Theorie und Praxis gibt es große Unterschiede. Es ist ein großer Unterschied zu wissen, wie man ein Auto fährt – und es tatsächlich zu tun. Es ist ein großer Unterschied, zu wissen, wie man einen Braten zubereitet – und tatsächlich einen guten Braten zuzubereiten. Zur Praxis gehört nicht nur Wissen, sondern auch viel Erfahrung und Übung.

Ähnlich ist es mit unserem Leben als Christen, als Kinder Gottes. Wir wissen, was Gott von uns erwartet: Er möchte, dass wir ein Leben nach seinem Willen führen. Aber dieses Wissen in die Tat umzusetzen ist oft genug leichter gesagt als getan. Deshalb brauchen wir immer wieder Ermunterung, Ermahnung und Zuspruch. In unserem heutigen Text ruft uns der Apostel Paulus zu: Lebt als Kinder Gottes! Das bedeutet dreierlei:

1. Wir sind dem alten Menschen nichts schuldig.

2. Wir werden vom Geist Gottes angetrieben.

3. Wir sind zu Erben Gottes bestimmt.

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Pfingstmontag 2018: Die Ausgießung des Heiligen Geistes

In unserem Herrn Jesus Christus, der uns seinen Geist verheißen hat, liebe Pfingst-Gemeinde. In der zweiten Bitte des Vaterunsers beten wir: „Dein Reich komme!“ An was für ein Reich denken wir dabei? Wo ist dieses Reich zu finden? Wie kommt dieses Reich zu uns?

Viele denken bei dem Begriff „Reich“ an etwas Sichtbares – ein äußerliches Reich mit Grenzen, Gesetzen und einem König. Martin Luther zeigt uns im Kleinen Kate-chismus, dass Gottes Reich anders ist. Auf die Frage, wie Gottes Reich zu uns kommt, antwortet Luther:

Wenn der himmlische Vater uns seinen Hei-ligen Geist gibt, dass wir seinem heiligen Wort durch seine Gnade glauben und da-nach leben hier zeitlich und dort ewiglich.
Gottes Reich ist also kein äußerliches, sichtbares Reich. Dieses Reich kann man auf keiner Landkarte finden. Kein Reisebüro der Welt verkauft Flugtickets in dieses Reich. Man kann diese Reich auch nicht durch kluge Politik oder mit Gewalt auf dieser Welt aufrichten. Nein, das Reich Gottes ist Gottes besondere Regierungsweise in den Herzen, in denen er durch den Heiligen Geist den Glauben anzündet, der dem heiligen Wort Gottes ver-traut. Dieser Geist heiligt sie, dass sie gerne nach Got-tes Willen leben wollen.

Jesu Jünger hatten damit so ihre Probleme. Immer wie-der stritten sie darum, wer im Reich Gottes der Größte wäre und wem die Ehrenplätze zustehen. Sie hofften, dass Jesus ein äußerliches Reich aufbauen würde. Dann wären wohl sie die Mitglieder seiner Regierungsmann-schaft geworden. Jesus verweist sie auf den Heiligen Geist: Er sagt ihnen nur: Wartet auf den verheißenen Tröster – den Heiligen Geist. Der Geist würde sie bereit machen, als seine Zeugen in die Welt zu gehen und sein Reich zu bauen.

Diese Verheißung ging zu Pfingsten in Erfüllung. Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes verstummen die Fra-gen der Jünger. Stattdessen erleben wir die Jünger nun als Diener im Reich Gottes – und zwar nicht Würdenträger – sondern als Boten. Sie verkündigen das Evangeli-um vom Heil in Christus. Durch eben dieses Evangelium wird der Heilige Geist denen gegeben, die an Jesus als ihren Heiland glauben. Und die wiederum werden selber zu Zeugen der frohen Botschaft. So breitet Gott sein Reich aus – durch den Geist, der im Wort und durch das Wort gegeben wird.

Gestern haben wir gehört, wie damals der Heilige Geist mit sichtbaren und hörbaren Gaben über die Jünger ausgegossen wurde. Sie und die Gläubigen, die versammelt waren, bekamen Kraft Jesu Zeugen zu werden. Alle in Jerusalem hörten in ihrer eigenen Sprache, wie sie von den „großen Taten Gottes“ erzählten.

Seit die Jünger mit der Kraft des Heiligen Geistes ausge-rüstet sind, beginnen sie zu verstehen: Sie arbeiten nun auf das gleiche Ziel hin, das Jesus immer vor Augen hatte: Nicht mehr ein äußerliches Reich mit Ehrenplätzen für sie selber. Nein, nun waren sie Zeugen Jesu gewor-den. Sie verstanden: Gottes Reich kommt, wo das Evangelium verkündigt wird. Dort wirkt Gott durch sei-nen Geist den Glauben in den Herzen der Menschen und baut sein Reich.

In der Kraft des Heiligen Geistes predigten die Apostel und die anderen Gläubigen zu Pfingsten nun das, was Jesus schon immer verkündigt hatte. Der Heilige Geist macht uns zu Strömen lebendigen Wassers.

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Trinitatisfest: „Die heilige Dreieinigkeit“ 2017

Vielleicht wart ihr schon einmal auf einer Burg oder ihr habt Bilder davon gesehen. Wozu dient eine Burg? Zur Verteidigung! Das kann man bis heute an den hohen, dicken Mauern, festen Türmen, den Toren und schmalen Wegen erkennen, die zur Burg hinaufführen. Eine Burg musste so erbaut werden – und an einem Ort – dass mögliche Gegner und Feinde nur sehr schwer Zugriff erlangen konnten. Wenn ich die Mauer nicht erreichen kann, kann ich sie auch nicht durchbrechen. Wenn der Weg zum Tor so schmal ist, dass nur wenige Soldaten nebeneinander laufen können, dann wird es schwierig, das Tor zu durchbrechen.

Wie sieht es mit dem ewigen Leben aus? Wie sieht es mit dem Reich Gottes aus? Gleicht es auch einer Burg, einer uneinnehmbaren Festung, in die man – wenn überhaupt – nur unter größten Mühen und Anstrengungen eindringen kann? Wenn man sich die Kirche oder Gemeinde Gottes anschaut, sieht man manchmal eine gewisse Wagenburgmentalität. Wagenburgen wurden von den Siedlern, die in den Westen der USA zogen, am Abend errichtet, um sich vor angreifenden Raubtieren oder Indianern zu schützen. Manchmal kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auch die Kirche sich einigelt, Türen und Tore verrammelt, damit die Christen unter sich bleiben können. Oder die Menschen denken, Gottes Reich ist eine Burg, die es zu erstürmen und zu erobern gilt.

Doch ist das auch Gottes Wunsch und Wille? Ist sein Reich eine uneinnehmbare, unzugängliche Burg oder Festung? Für seine Feinde ja, aber nicht für die, die nach Gottes Willen hineinkommen sollen. Viele Menschen reden heute von einem „Gott“ oder einem „höheren Wesen“, doch ihre Gedanken haben nichts mit Gott zu tun, dem einen Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dieser dreieinige Gott hat uns erlöst und will, dass möglichst alle Menschen in sein Reich kommen. In unserem heutigen Text sehen wir aus der ersten Hälfte des Gesprächs von Jesus mit Nikodemus das Tor in dieses Reich Gottes. Das Tor ins Königreich Gottes. Es hat zwei Seiten:

1. Der Menschensohn wird ans Kreuz erhöht.

2. Das Wasser und der Geist in der Taufe.

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Pfingstmontag: „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“ 2017

Am heutigen Pfingstmontag haben wir das Ende der ersten Hälfte des Kirchenjahres fast erreicht. Die großen Feste: Weihnachten, Karfreitag, Ostern und nun Pfingsten haben wir gefeiert. In der nächsten Woche kommt noch das Trinitatisfest und dann beginnt die zweite Hälfte, mit den kleineren Festen. Ein halbes Jahr lang haben wir gesehen wie Gottes Sohn als Mensch geboren wurde, wie er lebte, heilte, lehrte, litt und starb. Wir haben fröhlich seine Auferstehung gefeiert und dann gehört, wie er zum Himmel aufgefahren ist.

Gestern haben wir von der sichtbaren Ausgießung des Heiligen Geistes gehört, mit der die Verkündigung dessen, was Jesus getan hat, in alle Welt ange-fangen hat. Heute schauen wir zurück und fragen uns: Was hat Christus uns gelassen? Zunächst scheint es etwas ernüchternd zu sein. Statt seiner sichtbaren Gegenwart haben wir – Worte, einfache Worte. Sie stehen in der Bibel, seinem Wort und wir hören sie aus dem Mund von Pastoren oder Mitchristen. Doch zu Pfingsten sehen wir eben auch, dass er uns seinen Geist schenkt, der durch diese Worte wirkt und gibt, was diese Worte sagen. Unser heutiger Predigttext ist ein Vers aus dem Evangelium für den Pfingstmontag, einem Abschnitt aus dem Ge-spräch, das Jesus mit Nikodemus geführt hat. Und auch wenn der Heilige Geist in diesem zweiten Teil des Gesprächs, den wir heute gehört haben, nicht namentlich genannt wird, steht er doch im Hintergrund.

Der Bibelvers, den wir noch einmal gehört haben ist auf den ersten Blick einfach, unscheinbar und doch ist er atemberaubend. Diese Worte sind so atemberaubend, dass sie sogar einen besonderen Namen haben. Dieser Vers wird als das Evangelium in der Nussschale bezeichnet, weil dieser eine Satz das ganze Evangelium enthält und wunderbar zusammenfasst. Lasst uns heute gemeinsam bedenken:

Es ist atemberaubend, wie sehr Gott uns liebt!

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