Sermons on “Gottes Wort”

18. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Bleibt in der Heiligen Schrift!“

In unserem heutigen Predigttext, wahrscheinlich dem Abschiedsbrief des Apostels Paulus – legt er seinem Schüler Timotheus und uns – Gottes Wort ans Herz. Er ermuntert ihn dazu, weiter die Heilige Schrift zu lesen und zu lernen, fest an das Wort Gottes zu glauben und die Lehren der Bibel in der Form eines gottgefälligen Lebens umzusetzen. Lasst uns also heute Morgen über diese Abschiedsworte des Apostels nachdenken: „Bleibt in der Heiligen Schrift“.

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17. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Gottes Wort ist nicht gebunden.“

Fühlt ihr euch auch manchmal eingeengt oder zurückgehalten, als wäret ihr die Gefangenen von Dingen, die zu mächtig sind, um sie zu überwinden?

Es könnte am Alter liegen. Du spürst, wie die fortschreitenden Jahre ihren Tribut von dir fordern. Vielleicht ist es eine Krankheit. Du kommst über eine Sache hinweg, und dann ist es etwas anderes. Mehr Tabletten, mehr Arztbesuche. Du fühlst dich wie ein Gefangener in deinem eigenen Körper. Oder vielleicht ist es ein schlechtes Gewissen, das dich belastet. Du spürst dein eigenes Versagen. Deine vergangenen Sünden verfolgen dich immer wieder.

Und dann ist da noch der nahende Tod. Wir wissen nicht, wann er kommt, egal wie alt wir sind. Wir singen: „Wer heut ist frisch, gesund und rot, ist morgen krank, ja wohl gar tot.“ (LG 337,6). Die Unausweichlichkeit des Todes kann uns auf diese Art und Weise heimsuchen. All diese Dinge – die Traurigkeit und der Kummer des Lebens, die fehlende Verbundenheit mit Menschen, von denen wir wissen, dass wir ihnen näher sein sollten, das Gefühl der Entfremdung von Gott, das sich in unserem Hinterkopf festgesetzt hat – all diese Dinge sind wie Ketten, die sich um uns legen, uns zurückhalten, uns beschweren und uns fesseln.

„Aber Gottes Wort ist nicht gebunden!“ Und durch dieses Wort befreit dich Gott von deinen Ketten und macht dich in seiner Liebe lebendig. Heute möchte ich, dass du dieses befreiende Wort hörst, das Gott für dich hat. Das finden wir wieder und wieder in der Heiligen Schrift.

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8. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Das Wunder des Glaubens.“

Viele Ausdrücke der Bibel sind sprichwörtlich geworden. Einer davon ist: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Himmelreich kommt.“ Um dieses Wort Jesu ranken sich viele Legenden. Viele Ausleger und Prediger, die ihnen folgen, reden von einem kleinen Tor in der Stadtmauer Jerusalems, durch das nur Fußgänger gehen konnten. Kamele dagegen mussten entladen werden und auf den Knien durchrutschen. Ihre Schlussfolgerung: Es ist nicht leicht in den Himmel zu kommen, aber wenn du dich ganz klein machst und Hilfe hast, geht es.

Auch die Jünger waren entsetzt: „Wer kann dann gerettet werden?“, fragten sie. Jesus: „Bei den Menschen ist es unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“ Es hat dieses Tor niemals gegeben. Aber Übertreibung veranschaulicht. Kein Mensch kann aus eigener Kraft glauben oder im Glauben bleiben. Man könnte sagen,

Glaube ist unmöglich. Wenn man innehält und über all die Dinge nachdenkt, die dem Glauben entgegenstehen, ist es erstaunlich, dass überhaupt jemand von uns ihn hat. An das Evangelium von Jesus Christus und alles, was damit zusammenhängt, zu glauben, auf die Güte und die Verheißungen Gottes zu vertrauen, trotz all der Dinge, die uns vom Glauben abhalten – das ist einfach erstaunlich. Deshalb wollen wir heute über „das Wunder des Glaubens“ sprechen.

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2. Sonntag nach Epiphanias 2022: „Hin zur Weisung und hin zur Offenbarung!“

Wir leben in unruhigen Zeiten. Ganz gleich wohin wir in unserer Welt auch schauen, im Fernsehen, in der Zeitung, im Internet, es sind überwiegend schlechte Nachrichten zu hören. Vom alles beherrschenden Thema der letzten zwei Jahre abgesehen: es steigen die Preise, der Ton zwischen den Völkern wird immer rauer, mancher redet schon ganz offen vom Krieg – und das nicht irgendwo weit weg, sondern hier, mitten in Europa.

Doch meist müssen wir gar nicht auf die weite Welt schauen. Es genügt, der Blick ins eigene Umfeld. Nun würden die meisten von uns wohl immer noch sagen, dass es uns ganz gut geht oder dass er dankbar ist, für alles, was er haben durfte. Doch spätestens im Blick auf unsere Kinder oder Enkelkinder, oder Menschen, die uns am Herzen liegen, fangen wir dann doch an, uns Sorgen zu machen.

Werden meine Kinder ihre Arbeitsstelle behalten? Wird der liebe Mensch wieder gesund werden? Werden meine Enkel eine Ausbildungsstelle finden? Werden sie ihre Prüfungen bestehen? Werden sie einen guten Ehepartner finden und glücklich werden? Solche und ähnliche Fragen stellen wir uns wohl alle mehr oder weniger und wir kennen auch das dumpfe Gefühl ungelöster Fragen und Probleme, das Gefühl, das Leben nicht in der Hand zu haben.

In eine solche Lage hinein ist auch unser Predigttext zuerst entstanden. Als Jesaja diese Worte von Gott empfing, wurden die unmittelbaren Nachbarn Judas, das Nordreich Israel, gerade von den Assyrern, einer damaligen Supermacht, unterworfen. Besorgt, voller Ungewissheit und Angst, blickten die Menschen auch im Südreich Juda in die Zukunft. Wie würde es weitergehen? Was würde die Zukunft bringen? Was Gott seinem Volk zu sagen hat, war nicht nur damals aktuell, es ist bis heute gültig. „Hin zur Weisung und hin zur Offenbarung!“

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Ostermontag – Die Auferstehung des Herrn – 2021: „Wie er euch gesagt hat.“

„Der Herr ist auferstanden!“; „Jesus lebt!“ So, oder so ähnlich kann man es auf unzähligen christlichen Osterkarten lesen. Und bis heute grüßen sich Christen in der ganzen Welt mit dem alten Ostergruß: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Die Verkündigung seiner Auferstehung entlockt uns eine fröhliche Antwort des Glaubens. Und das zu Recht. Das ist der Mittelpunkt unserer großartigen Hoffnung als Christen, dass Christus, unser Herr, die Sünde und den Tod für uns besiegt hat und uns die zuversichtliche Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung und das ewige Leben gegeben hat.

Das macht unseren heutigen Predigttext, das Osterevangelium, so eigenartig. Es endet nicht so, wie wir es gerne hätten. Wir wollen, dass die Frau am Grab, die gerade diese großen Worte gehört haben mit uns rufen: „Er ist auferstanden? Halleluja!“ Wir wollen, dass sie mit neuem Schwung und einem vertrauensvollen, zuversichtlichen Herzen vom Grab weggehen, bereit, jedem, den sie treffen, die gute Nachricht zu erzählen, die sie gerade gehört haben.

Aber das tun sie nicht. Unser Text endet ganz anders. Stattdessen werden sie von Zittern und Entsetzen ergriffen. Der Osterberichtet endet mit den uns sehr unwahrscheinlich erscheinenden Worten: „denn sie fürchteten sich.“ Also wirklich, Markus, musst du diesen Bericht so enden lassen? Nimm dir doch lieber ein Beispiel an den anderen Evangelisten!

Doch auch dieses kurze Ende funktioniert. Es passt zum restlichen Markusevangelium. Und es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Grundlage unseres Glaubens und unserer Hoffnung: das zuverlässige und gewisse Worte Jesu. Das kommt in einem kleinen Satz zum Ausdruck, den der Engel benutzt, wenn er, sich auf Jesus beziehend, sagt: „Wie er euch gesagt hat.“

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2. Sonntag nach Epiphanias – Ich mache euch zu Menschenfischern.

Wo sind die Fische? Das ist eine Frage, die sich heute viele stellen. Und, nein, es geht nicht um Karpfen oder Forellen. Es geht um Menschen. Wo sind die Fische? Warum sehen wir sie nicht in der Kirche, so wie früher? Wessen Schuld ist es? Wir schrumpfen, seit Jahren, seit Jahrzehnten. Vielleicht brauchen wir ja ein anderes Netz, wenn wir kein Wachstum sehen?

Das sind Fragen, die sich uns stellen können, wenn wir über unseren heutigen Predigttext nachdenken. Dort nutzt Jesus selbst den Menschen-als-Fisch-Vergleich, als er Fischer zu seinen Jüngern beruft:

Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: „Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!“ Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

Hier sind einige der Fragen, die wir heute versuchen wollen zu beantworten: Wer sind die Fischer? Wie passen wir in diesen Text, du und ich? Was ist mit den ganzen Fischen passiert? Brauchen wir ein anderes Netz? Was ist unser Netz? Gibt es in der Kirche Wachstum?

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2. Sonntag nach Weihnachten 2021 – „Wisst ihr nicht …?“

„Wisst ihr nicht …?“ – gibt es einen schärferen Tadel aus dem Mund Jesu als diese Worte? „Wisst ihr nicht, Maria und Josef?“ Haben wir nicht erst vor ein paar Tagen davon gehört, wie sie voller Staunen und Begeisterung auf das Kind in der Krippe geschaut haben? Hat der Engel Gabriel ihnen nicht ganz genau gesagt, wer dieses Kind sein würde? Maria und Josef wussten mehr über diesen Jesus als irgendjemand sonst. Doch Jesus sagt zu ihnen:

„Wisst ihr nicht …?“

Ja, es ist eine vertraute Geschichte. Jedes Jahr fand in Jerusalem das Passahfest statt. Jedes Jahr folgte Jesus seinen Eltern Maria und Josef von Jerusalem wieder nach Hause, nach Nazareth. Doch dieses Jahr ist alles anders. Jesus bleibt in Jerusalem zurück, im Tempel. Dort hört er auf die Lehrer und versetzt jedermann mit seinen Fragen in Erstaunen – drei Tage lang!

Seine Eltern merken schließlich, dass er nicht dort ist, wo sie es annahmen und so machten sie sich auf die Suche nach ihm. Und nachdem sie ihn gefunden hatten, tun sie das, was Eltern in solchen Fällen tun. Sie schreien ihn an. Wenn dies eine dieser Comicbibeln wäre, dann würde es jetzt Hausarrest setzen. „Drei Wochen lang keine Playstation, Jesus!“ Zweifellos habt ihr ein Bild in eurem Kopf, wie Jesu Mutter ihn von oben her anschaut, ihn anschreit und er antwortet voller Unverständnis:

„Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“

Lukas berichtet uns nicht ausdrücklich, was Maria und Josef dachten. Aber er macht deutlich, dass sie erwarteten, dass Jesus ihnen folgte. Und Maria fühlte sich ganz gewiss im Recht, als sie Jesus tadelte. Sie hatten bestimmte Erwartungen, die Jesus erfüllen sollte. Und ihnen beiden kam es überhaupt nicht den Sinn, dass er etwas anderes tun würde. Klingt vertraut? Maria und Josef waren vielleicht die ersten, aber bestimmt nicht die letzten, die sich eigene Gedanken darüber machten, was Jesus tun sollte.

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4. Advent 2020 – Wir belauschen das Gespräch zwischen Gabriel und Maria

Unser Leben ist voller Gespräche. Jeden Tag reden wir mit Familienmitgliedern und Freunden, mit Arbeitskollegen und Nachbarn, Klassen- und Spielkameraden. Die Themen, um die es dabei geht, sind meistens vorhersehbar. Wir reden über das Wetter, über unsere Kinder, Enkel oder Urenkel. Es geht um die Arbeit, die Schule oder um die Politik. Auch die Gesundheit ist immer ein Thema. Heute würden wir wohl Corona, Weihnachtspläne und Ausgangssperren hinzufügen. Die meisten dieser Gespräche haben eines gemeinsam, schon am nächsten Tag erinnern wir uns höchstens noch daran, dass wir sie geführt haben, wissen aber längst nicht mehr, worum es dabei eigentlich ging.

Doch es gibt auch andere Gespräche; Gespräche, an die wir uns sehr wohl erinnern, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Das letzte Gespräch mit unserem Vater oder unserer Mutter, vor ihrem Tod. Das lange Gespräch mit deinem zukünftigen Ehepartner, ehe er oder sie ja gesagt hat. Es gibt Gespräche, die dazu geführt haben, dass jemand noch einmal einen völlig neuen Beruf erlernt oder ein Studium begonnen hat; die Wahl unseres Wohnortes oder der Name unseres Kindes. Diese Art von Gesprächen bleibt uns im Gedächtnis. Wir könnten sie nicht einmal dann vergessen, wenn wir es wöllten. Sie haben unser Leben für immer verändert.

Im Mittelpunkt unserer heutigen Predigt steht ebenfalls ein Gespräch und ganz sicher gehört es zur zweiten Art, der Art von Gesprächen, die sich dem Gedächtnis einprägen. Hier ist ein einfaches Mädchen vom Land, ein Teenager, im Gespräch mit einem mächtigen Boten Gottes. Und der Evangelist Lukas, berichtet am Anfang seines Buches, dass er genau nachgeforscht hat über die Ereignisse, von denen er berichtet. So hat er sicher auch mit Maria gesprochen, die ihm von diesem Gespräch berichtet hat. Lasst uns dieses Gespräch belauschen, das Gespräch zwischen dem Engel Gabriel und der Jungfrau Maria.

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Pfingstsonntag: „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“ – 2020: Pfingsten im Licht des Alten Testaments

Heute feiern wir Pfingsten. Und vielleicht geht es euch ja wie wir, dass wir uns fragen: Warum Pfingsten? Nicht „warum“ wie in: Warum feiern wir Pfingsten? Sondern wie in: Warum hat Jesus den Heiligen Geist gerade an diesem Fest ausgegossen? Und, nachdem ihr den heutigen Predigttext gehört habt: Was hat dieser Text mit Pfingsten zu tun?

Auch wenn der Name „Pfingsten“ im Alten Testament so nicht auftaucht, so haben wir doch in unserem Text aus dem 3. Buch Mose die Einsetzung des alttestamentlichen Pfingstfestes vor uns. Pfingsten kommt ja aus dem Griechischen und bedeutet nichts weiter als „der fünfzigste Tag“. Fünfzig Tage nach Ostern gießt Jesus seinen Heiligen Geist über die Jünger aus. Und wir fragen uns, was bedeutet das für uns? Pfingsten im Licht des Alten Testaments.

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6. Sonntag nach Ostern: Exaudi – „Herr, höre meine Stimme“ – 2020: Gott allein tut sein Werk und steht treu zu seinem Wort.

Was tun wir, wenn es eng wird? Wenn wir nicht mehr aus noch ein wissen? Wenn wir uns einsam und verlassen fühlen? Wenn wir spüren, wie die Verzweiflung in uns hochkriecht? Wir beten, vielleicht sogar mit den Worten des heutigen Eingangspsalms:

„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe. Mein Herz hält dir vor dein Wort: ‚Ihr sollt mein Antlitz suchen.‘ Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir.“

Hier scheint uns diese Stimmung eines verzweifelten Christen gut wiedergegeben zu sein. Er bittet Gott, ihn zu hören, wenn er ihn anruft. Aber er scheint sich nicht sicher zu sein, ob Gott ihn wirklich hört. Deshalb hält er ihm seinen Befehl vor, dass er ja genau deswegen zu ihm kommt und ihn bittet. Er schließt mit den Worten, dass Gott sich nicht vor ihm verstecken möge.

Ist das nicht genau das, was wir als Kinder Gottes immer wieder erleben. Es gibt gute Zeiten, da läuft in unserem Leben alles mehr oder weniger glatt. Auch in Glaubensdingen haben wir durchaus das Gefühl zu wachsen, und im Leben immer wieder auch Dinge richtig zu machen. Doch dann bricht alles wie ein Kartenhaus um uns herum zusammen. Die guten Zeiten enden, wir oder ein lieber Mensch werden krank, Freunde wenden sich ab, auf Arbeit läuft es schlecht. Und dann – sozusagen als Krönung – scheint sich auch Gott vor uns zu verbergen. Wir haben das Gefühl, dass er unsere Gebete nicht mehr zu hören scheint, dass alles sich gegen uns wendet; ja, manchmal scheint Gott selbst der Feind zu sein.

Doch Gott tut sein Werk und steht treu zu seinem Wort.

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