Sermons on “Lukasevangelium”

Letzter Sonntag nach Epiphanias 2023: Jesus wird für uns verklärt.

„Was für ein Text! Das ist doch mal ein Text ganz nach unserem Geschmack!“ könnten oder wollen wir vielleicht ausrufen. Ist das nicht genau das, was wir uns erhoffen? Jesus zeigt sich in seiner ganzen Herrlichkeit! Hier muss doch jeder erkennen, dass Jesus mehr ist als ein großer Lehrer, dem man zuhören sollte. Hier wird doch zweifelsfrei erkennbar, dass er Gottes eigener Sohn, dass er selbst Gott ist, in aller Macht und Herrlichkeit. Wir können es an ihm selbst sehen, sein Gesicht verändert sich und seine Kleidung leuchtet in überirdischem Licht. Dazu erscheinen die zwei größten Propheten des Alten Testaments – Mose und Elia – um mit ihm zu reden. Durch ihre Anwesenheit bezeugen sie seine Herrlichkeit.

Doch – wie so oft mit Gottes Wort – lohnt sich ein zweiter, genauerer Blick. Er zeigt uns eine ganz andere, aber deswegen nicht weniger herrliche und umso tröstlichere Botschaft. Vorher hat Jesus ein Art Umfrage unter seinen Jünger veranstaltet. Sie sollten ihm sagen, für wen die anderen Leute ihn hielten. Der Höhepunkt ist dann das Bekenntnis des Apostels Petrus, als Sprecher aller zwölf Jünger, dass Jesus der Christus Gottes (V. 20), der verheißene Messias und Retter sei. Doch die Vorstellungen der Zwölf sind noch unvollkommen, gefärbt von den Vorstellungen ihrer Zeit. Dort wurden vor allem die Verheißungen eines herrlichen Königs gesehen, der alle Feinde Gottes besiegen und wegfegen würde.

Und so schließt Jesus die erste von mehreren Leidensankündigungen an, wo er seinen Jüngern sein Ziel deutlich darstellt (V. 22):

„Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tag auferstehen.“

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Neujahrstag – Tag der Beschneidung und Namensgebung des Herrn 2023: Der Schlüssel zu Jesu Ohr

Heute feiern wir nicht nur den Anfang eines Kalenderjahres, sondern auch die Beschneidung und Namensgebung unseres Heilandes Jesus Christus. Für jeden jüdischen Jungen ist der 8. Tag der erste große Eintrag im Kalender seines Lebens. Schon im Alten Testament hatte Gott Abraham befohlen, dass jedes Junge am 8. Tag beschnitten und so in das Volk Gottes aufgenommen werden sollte.

Zwei Dinge sind also heute wichtig: Jesus wurde beschnitten und er erhielt nun auch offiziell den Namen „Jesus“, so wie Gott es durch seinen Engel befohlen hatte. Heute wollen wir uns einmal mit dem Namen „Jesus“ beschäftigen, um dem Trost, der für uns darin liegt.

Der ein oder andere von euch weiß es vielleicht, aber es gibt in unserer Kirche noch einen anderen Pastor, der „Karsten“ heißt, auch wenn er „Carsten“ geschrieben wird. Doch das spielt keine Rolle, wenn wir im selben Raum sind, ruft einer „Karsten“, dann drehe ich mich um und muss oft genug feststellen, dass sie nach „Carsten“, dem anderen, dem mit „C“ gerufen haben. Aber das macht nichts, ich musste mich trotzdem umdrehen und nachsehen.

Den Namen eines anderen Menschen zu kennen, bedeutet, den Schlüssel zu seinem Ohr zu haben. Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob ich einen anderen Menschen mit den Worten: „Hey du, ja, du mit den kurzen Haaren und dem roten Pullover.“ anspreche, oder ob ich ihn bei seinem Namen rufen kann. Nenne ich seinen Namen, wird er sofort reagieren.

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2. Christtag 2022: „Die beiden Seiten von Weihnachten.“

Was für ein Fest ist Weihnachten? Ist es das Fest der Familie? Das Fest des Konsums? Das Fest der Liebe? Das Fest der Freude? Was macht Weihnachten aus? Da gibt es Weihnachts- und Adventsmärkte; Einkaufsbummel und Einkaufsstress; Geschenke und Freude, besinnliche Lieder; große Gefühle; Weihnachtsparty oder ruhige Feier in der Familie. Ist Weihnachten das Fest der Familie?

Die Hirten, die nach der Begegnung mit den Engeln nach Bethlehem eilen, und die Mutter Gottes, Maria, die alles still in sich aufnimmt, zeigen uns, was Weihnachten ist. Es gibt da nämlich zwei Seiten, die für uns zu diesem Fest dazugehören. Lasst uns heute gemeinsam betrachten: Die beiden Seiten von Weihnachten.

1. Weihnachten ist für mich.

2. Weihnachten ist für alle Menschen.

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1. Christtag 2022: „Die Herberge und die Krippe.“

„Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind“, so lautet eins der bekannteren deutschen Weihnachtslieder. „Alle Jahre wieder“ macht uns dabei auch eins deutlich: jedes Jahr zu Weihnachten wiederholen sich Dinge: eine mehr oder wenige hektische Adventszeit, die oft genug schon als Weihnachtszeit begangen wird, der Baum, das Weihnachtsessen, die Geschenke. In vielen Familien gibt es viele – schöne und liebgewonnene Weihnachtstraditionen – die sich seit Jahrzehnten genauso wiederholen und zum Fest einfach dazugehören. Ohne sie wäre Weihnachten für viele kein Weihnachten.

Das trifft auch auf den Bibeltext zu, den wir vorhin gerade noch einmal gehört haben. Ganz gleich ob im Weihnachtsoratorium, in einer Weihnachtsgala oder im Krippenspiel der Kinder, dieser Text ist der Weihnachtstext schlechthin, denn er berichtet ja von der Geburt des Christkindes, dem wir dieses Fest verdanken. Ohne Jesus, ohne den Bericht über seine Geburt, den Lukas uns aufgeschrieben hat, gäbe es kein Christfest, wäre es nicht Weihnachten.

Ihr wisst natürlich auch, worin die Gefahr altvertrauter Worte liegt, selbst wenn sie zum Fest dazugehören. Es ist die große Gefahr, dass wir auf Autopiloten schalten, denn schließlich wissen wir ganz genau, was kommt. Wenn es also, alle Jahre wieder, heißt: „Es begab sich aber zu der Zeit…“, dann wissen wir was kommt und die Versuchung ist, dass wir nicht mehr richtig zuhören. Deshalb wollen wir heute zwei wenig beachtete Worte aus der Weihnachtsgeschichte herausgreifen und uns von ihnen an die Hand nehmen lassen, um die Freude und den Trost der Weihnachtsgeschichte neu zeigen zu lassen: Die Herberge und die Krippe.

1. Die Herberge und die Weihnachtsfreude.

2. Die Krippe und der Weihnachtstrost.

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Buß- und Bettag 2022: „Komm nach Hause.“

Petrus dachte, er wäre großzügig als er Jesus fragte: „Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“ (Mt 18,21). Stell dir vor da ist jemand, der dich belogen, bestohlen oder verraten hat; ein Freund, der dir den Rücken zugekehrt hat, ein Geschäftspartner oder Arbeitskollege, der dich verraten hat; ein Ehepartner der dich betrügt. So einem Menschen sieben Mal zu vergeben, ihm neu zu vertrauen, weiter mit ihm zu reden und zu arbeiten – seien wir ehrlich – das wäre schon ziemlich außergewöhnlich.

Umso mehr erstaunt – vielleicht sogar entsetzt – uns die Antwort, die wir aus dem Mund Jesu hören: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal“ (Mt 18,22). Wie bitten? Haben wir uns verhört? Nein, so soll unsere Vergebung sein – ohne Grenzen, ohne Unrecht miteinander zu verrech¬nen. Warum? Jesus erklärt das mit dem Gleichnis vom bösen, unversöhnlichen Knecht. Ihm wurde eine unbezahlbare Schuld – viele Milliarden nach heutigem Geld – erlassen. Er aber war nicht bereit auch nur ein paar Tausender zu erlassen. Gott ist so großzügig, wie dieser König. Und aus diesem Blickwinkel wollen wir auch unseren heutigen Predigttext betrachten, einen Teil des Gleichnisses vom verlorenen Sohn.

Denn, so vertraut, tröstlich und schön dieser Text auch ist, wir neigen doch dazu, ihn nicht auf unseren Alltag, auf unser tägliches Leben anzuwenden. Doch stellen wir uns einmal folgendes vor: Fast auf den Tag genau fünf Jahre, nachdem er das erste Mal nach Hause zurückgekehrt war, leerte der verlorene Sohn sein Bankkonto, packte ein paar Anziehsachen zum Wechseln ein und geht wieder in das ferne Land zurück. Schon wieder. Im ersten Jahr nach seiner Rückkehr war er einfach froh, wieder zu Hause zu sein. Er leckte seine Wunden und arbeitete an den Beziehungen zu seiner Familie und den Menschen im Ort.

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Reformationsfest 2022: „Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?“

Heute wollen wir gemeinsam das Reformationsfest feiern; doch was gibt es heute eigentlich zu feiern? 2017 war dieser Tag ein landesweiter Feiertag, denn es gab ein rundes Jubiläum zu begehen: 500 Jahre Reformation. Heute ist es für die meisten Menschen in unserem Land einfach nur ein arbeits-freier Tag, der in diesem Jahr besonders günstig liegt. Mit nur einem zusätzlichen Urlaubstag hat man ein schönes langes Wochenende: vier Tage frei. Immer weiter verbreitet sich Halloween, ein Feiertag, der aus den USA zu uns gekommen ist.

Die große Bedeutung der Reformation liegt darin, dass Gott durch sie das Evangelium wieder ans Licht gebracht hat, dass vorher verdunkelt und versteckt oder sogar verloren gegangen war. Inso-fern ist die Reformation tatsächlich eine Wieder-herstellung. Die Botschaft, dass Christus unser Bruder geworden ist, um uns zu erlösen, um uns freizukaufen von unserer Sünde und unserer Schuld, die war in weiten Teilen der Christenheit verloren gegangen. Verborgen und versteckt unter z. T. jahrhundertealten menschlichen Traditionen und Ansichten, die menschliche Gedanken über Gott und unsere Rettung in den Mittelpunkt stell-ten. Heute wollen wir anhand unseres Textes, der eher kein typischer Reformationstext ist, genau darüber nachdenken. Was ist Reformation und was bedeutet sie für uns heute? Oder, mit anderen Worten gefragt: Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?

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10. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Jesus weint über Jerusalem“

„Männer weinen heimlich“, singt ein deutscher Sänger in einem seiner bekanntesten Lieder. – Nun sind solche Worte immer mit Vorsicht zu genießen, je nach Kulturkreis. In der Zeit und Welt, in der Jesus lebte waren Tränen, auch laute Tränen, verbunden mit Schluchzen nichts Ungewöhnliches, auch für Männer. Und trotzdem ist der Gegensatz in unserem Text auffallend.

Es ist Palmsonntag, der Sonntag vor Karfreitag und Ostern. Unter dem Jubel einer riesigen Menschenmenge, die Kleider auf die Straße gelegt haben, reitet Jesus über den Ölberg nach Jerusalem hinein. Dort – von der Höhe des Berges – hat Jesus einen unbehinderten Ausblick über die Stadt Jerusalem, Gottes eigene Stadt, mit dem herrlichen Tempel. Und im Gegensatz zu der jubelnden und feiernden Menschenmenge, weint unser Heiland, der auf einem Esel als König in diese Stadt einzieht.

Jesus weint über Jerusalem, warum? Tränen sind unter Menschen oft ein Zeichen der Hilflosigkeit. Aber Jesus weint nicht, weil er hilflos ist, sondern weil Jerusalem nicht erkannt hat, was ihr zum Frieden dient. Ist Jesus hier hilflos? Kann er nicht helfen? Will er nicht?

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Altjahresabend 2021: Eine großartige Art und Weise Dinge zu beenden.

Unser heutiger Text ist die Geschichte von Maria und Josef, die das Jesuskind im Tempel darstellen, und die Geschichte von Simeon und Hanna. Wie wir sehen werden, ist das, was in dieser Geschichte geschieht, „eine großartige Art, Dinge zu beenden“. Und das gilt nicht nur für die beteiligten Personen, sondern auch für uns.

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Himmelfahrtsfest 2021: Himmelfahrt, das „vergessene“ Fest?

Willkommen zum „vergessenen“ Fest! Heute feiern wir die Himmelfahrt unseres Herrn. Aber es gibt einen Grund, es, wie ich sage, das „vergessene“ Fest zu nennen. Denn, obwohl Christi Himmelfahrt im Kirchenjahr zu den großen Festen zählt, ist die traurige Tatsache, dass in den letzten Jahrzehnten viele Christen mehr und mehr vergessen, dieses wichtige Fest zu feiern.

Früher konnte man in jeder Kirche einen Himmelfahrtsgottesdienst finden. Aber es wird immer schwieriger Kirchen zu finden, die heute Gottesdienst feiern. Und wo man sie findet, sind es meist nur ein paar Hartgesottene, die auftauchen. Ein Problem ist: Die Himmelfahrt unseres Herrn wird immer vierzig Tage nach Ostern gefeiert. Das bedeutet, dass dieses Fest immer auf einen Donnerstag fällt. Und es ist schon schwer genug, Menschen dazu zu bringen, am Sonntag in die Kirche zu kommen, geschweige denn an einem Donnerstag.

Übrigens gibt es noch ein weiteres großes Fest im Kirchenjahr, das es genauso schwer hat: Epiphanias. Es wird zwölf Tage nach Weihnachten gefeiert, fällt also immer auf den 6. Januar, was bedeutet, dass es fast immer auf einen Wochentag fällt. Außerdem ist es Anfang Januar kalt und dunkel, was die Zahl der Gottesdienstbesucher noch weiter verringert. Man könnte also sagen, dass Epiphanias und Christi Himmelfahrt die beiden vergessenen Feste sind.

Heute wollen wir sehen, warum es so wichtig und segensreich ist, diesen Tag nicht zu vergessen. Denn die Himmelfahrt unseres Herrn ist ein wunderbares Ereignis. „Aufgefahren in den Himmel“, diese Worte finden sich in jedem der drei altkirchlichen Glaubensbekenntnisse! Heute wollen wir sehen, warum wir an die Himmelfahrt unseres Herrn denken und uns daran erfreuen.

Ein Grund – es gibt noch andere – warum wir uns an dieses Fest erinnern und uns darüber freuen, lautet: Die Himmelfahrt unseres Herrn sagt uns, dass Christus in und durch seine Kirche wirkt, durch das Evangelium. Der Bericht des Evangelisten Lukas zeigt, wie Christus seine Jünger auf den Dienst vorbereitet, den die Kirche nach seiner Himmelfahrt ausüben wird.

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2. Sonntag nach Ostern – Miserikordias Domini: „Die Güte des Herrn“ – 2021: Zwei Ostertatsachen.

Der folgende Vorschlag ist nicht ernst gemeint, aber er funktioniert. Man könnte unseren Predigttext aus dem 24. Kapitel des Lukasevangeliums streichen und es würde sich ganz normal lesen lassen. Hören wir einmal hin. Die Emmausjünger sind zurückgekommen und Lukas schreibt.

Und sie kehrten zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! … Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war…“

Und dann fährt Lukas fort, ihnen Jesu Worte zu berichten. Ein Ausleger bezeichnete die Verse 37-43 als „Schwelle“ dessen, was darauf folgt, beinahe so, als ob man sie überschreitet, mit einem Schritt, um möglichst schnell zu dem zu kommen, was wirklich wichtig ist.

Was berichten uns diese Verse? Zuerst berichten sie uns, dass die Jünger nicht wirklich erwarteten, dass Jesus am Leben ist. Jesus sagte: „Friede sei mit euch!“ und ihre Antwort: Sie erschraken, fürchteten sich und glaubten, ein Gespenst zu sehen! „Sie erschraken…“, hier steht dasselbe Verb wie 2. Mose 19, als der Berg Sinai zitterte und bebte und die Kinder Israels sich davor fürchten ihn zu berühren, damit sie nicht sterben. Sie erschraken, dasselbe Verb, wie weiter vorn im Lukasevangelium, wo Jesus sagt, sie sollen nicht erschrecken, wenn sie von Kriegen und Aufruhr hören (21,9). Sie verstanden es nicht! Sie erwarteten es nicht! Das ist offensichtlich.

Aber was ist die Botschaft der Verse 37-43? Diese Verse sollen zwei eng miteinander verbundene Tatsachen deutlich machen. Es ist interessant, dass wir diese Verse nicht brauchen, um diese zwei Tatsachen zu erkennen, aber Lukas berichtet sie uns trotzdem! Sieben Verse, um es festzustellen, sieben Verse, die wir nicht unbedingt benötigen. Aber Lukas will, dass wir wissen, was er gleich am Anfang seines Evangeliums dem Theophilus über seine Gründe für die Abfassung dieses Evangeliums schreibt: „Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, … damit du den sicheren Grund der Lehre erfährst“ (Lk 1,1+4).

Hier sind die zwei Tatsachen, eng miteinander verbunden:

Jesus ist nicht mehr tot! Tatsache 1.

Und Tatsache 2: Er hat einen echten Körper!

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