Sermons on “Gnade”

4. Sonntag nach Trinitatis 2024: Gott gibt uns nicht auf!

Manchmal sind schlechte Nachrichten schlimmer als das Böse, von dem sie uns berichten. Vielleicht kennen sie das auch, wenn eine Nachricht nach der anderen hereinkommt und jede ist schlimmer als die letzte, oder fühlt sich zumindest so an, einfach, weil wir uns so sehr eine gute Nachricht wünschen, aber es kommen einfach noch mehr schlechte.

Das macht auch die – sprichwörtlich gewordenen – Hiobsbotschaften so furchtbar. Abgesehen von ihrem Inhalt ist schon die Tatsache, dass eine unmittelbar auf die andere folgt, so schrecklich. Hiob hätte sich wohl nichts sehnlicher gewünscht als eine gute Nachricht oder wenigstens eine Pause von den schlechten Nachrichten. Doch unaufhaltsam folgte eine Katastrophe auf die nächste.

Ganz ähnlich geht es uns, wenn wir die Berichte über die Plagen in Ägypten hören. Auch wenn wir nicht direkt betroffen sind, ist doch diese scheinbar nie endende Folge von Katastrophen und schlechten Nachrichten ermüdend. Wir fühlen uns wie ein Marathonläufer – am Ende unserer Kräfte – aber noch nicht am Ende der Strecke, angekommen. Doch genau darin liegt auch eine Absicht, und eine Erkenntnis, wie hart das menschliche Herz ist, wie lange es dauert, bis Pharao nachgeben muss – und zugleich dürfen wir hier auch Gottes Gnade und Liebe erkennen. Gott gibt uns nicht auf!

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Sexagesimä – „60 Tage vor Ostern“ 2023: „Seht das Licht, seid das Licht!“

Vor Kurzem, in der Epiphaniaszeit, haben wir die folgenden Worte aus dem 4. Kapitel des Matthäusevangeliums gehört:

Mt 4,16: „Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.“

Das große Licht, das sie sahen, das Licht, das ihnen aufgegangen war, war Jesus, als er seinen Dienst des Predigens, Lehrens, Heilens und Sammelns von Jüngern begann. Jesus Christus ist das Licht, das in der Finsternis leuchtet. Wie er später selbst sagte:

Joh 8,12: „Ich bin das Licht der Welt.“

In unserem heutigen Predigttext sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Was stimmt nun? Ist Jesus das Licht der Welt oder sind wir, seine Jünger, das Licht der Welt? In solchen Fällen lautet die Antwort, wie so oft: „Ja, beides“. Jesus ist das Licht der Welt. Und wir, seine Jünger, sind auch das Licht der Welt. Aber immer in der richtigen Reihenfolge. Zuallererst ist Jesus selbst das Licht. Und erst in zweiter Linie sind wir das Licht der Welt. Und so lautet unser Thema heute Morgen: „Seht das Licht, seid das Licht!“.

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Septuagesimä – „70 Tage vor Ostern“ 2023: Dein sehr großer Lohn.

Als unser Herr die Menschenmenge sieht, setzt er sich auf den Berg. Wie Mose vor langer Zeit ist unser Erlöser gekommen, um zu lehren, damit sie hören und glauben, dass Gott ihre Not gesehen, ihre Schreie gehört und ihre ewige Erlösung durch das Opfer seines Sohnes gewollt hat. Und es ist nicht der Berg Sinai, auf dem der Heiland sitzt. Das Gesetz kam durch Mose, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.

Der Erlöser fängt an, seine Jünger zu lehren. Die Worte, die wir heute Morgen hören, sind die sogenannten Seligpreisungen. Diese Worte sind nur die Einleitung zur Bergpredigt Jesu, einer Predigt, die drei ganze Kapitel lang ist. Um die Bergpredigt zu verstehen, muss man die Seligpreisungen kennen. Denn hier klingt der Sohn Davids wie König David. Der hatte geschrieben:

„Selig ist der Mann, der Lust hat am Gesetz des HERRN!“ (Ps 1).

Ja, selig ist der, der Freude an Gottes Tora, seiner Unterweisung, seinem Gesetz und seinem Evangelium hat. Eine solche Seligkeit wünscht sich der Erlöser für dich. Deshalb öffnet er seinen Mund, um zu lehren. Deshalb haben wir uns heute Mor-gen versammelt, um zu hören.

Die Welt lehnt die Seligpreisungen Christi als Schwäche und unpraktisch ab. Solche Worte wer-den wir nie in der Rede eines Politikers hören oder bei unseren Politikern entdecken. In den Augen der Welt ist keine der Seligpreisungen Christi groß und sie werden auch niemanden in den Augen der Welt groß machen. Die Welt strebt mehr nach Größe als nach Rechtschaffenheit. Die Welt will Macht, hungert nach körperlichen Freuden, dürstet nach Ruhm, will Rache und prahlt mit ihrem Dreck. Die Welt versteht die Seligpreisungen nicht und damit auch nicht die Bergpredigt, weil sie Jesus nicht versteht.

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1. Advent 2022: „Dein König, Jesus Christus, kommt zu dir, um dir zu helfen.“

Wissen sie, warum „Schach“ als das königliche Spiel bezeichnet wird? Das hängt zum einen mit der Entstehungsgeschichte dieses Spiels zusammen. Es stammt wohl aus dem heutigen Iran. Dort hieß der König „Schah“, wovon sich unser Wort Schach ableitet. Der andere Grund ist folgender. Es gibt viele verschiedene Figuren in diesem Spiel: Die Bauern rücken unerbittlich, in großer Zahl vor, die Läufer kann man hin und her ziehen; die Springer springen quer, vorwärts und rückwärts, die Türme ziehen gerade. Die Dame kann in einem Zug das ganze Feld überqueren, sie zu besitzen ist der größte Vorteil, sie zu verlieren der herbste Verlust. Doch die wichtigste Figur ist der König. Wird der König genommen, ist das Spiel aus und verloren, auch wenn noch so viele Figuren auf dem Feld stehen.

So ist es nicht nur bei diesem Spiel, sondern auch in unserem Leben. Ohne unseren König macht diesen Leben keinen Sinn. Ohne unseren König, Jesus Christus, kann in unserem Leben noch so viel los sein, es ist alles sinnlos. Der große Unterschied ist der, dass jeder, der auch nur ein klein wenig Ahnung vom Sachspiel hat, das weiß. Es ist die allererste Regel, die man lernt: Der König ist die wichtigste Spielfigur. Ihn gilt es um jeden Preis zu schützen. Doch ist uns das in unserem Leben auch immer so bewusst? Wissen wir, dass es ohne unseren König nicht geht?

Mit dem heutigen Sonntag beginnt ein neues Kirchenjahr. Wieder wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten die großen Taten Gottes bedenken, der uns von Herzen liebt und uns erlöst hat, der uns nicht uns selbst überlassen hat, sondern der uns retten will. Den Anfang macht die Adventszeit. Hier denken wir darüber nach, dass Gott selbst zu uns kommt. Dein König, Jesus Christus, kommt zu dir, um dir zu helfen.

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Reformationsfest 2022: „Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?“

Heute wollen wir gemeinsam das Reformationsfest feiern; doch was gibt es heute eigentlich zu feiern? 2017 war dieser Tag ein landesweiter Feiertag, denn es gab ein rundes Jubiläum zu begehen: 500 Jahre Reformation. Heute ist es für die meisten Menschen in unserem Land einfach nur ein arbeits-freier Tag, der in diesem Jahr besonders günstig liegt. Mit nur einem zusätzlichen Urlaubstag hat man ein schönes langes Wochenende: vier Tage frei. Immer weiter verbreitet sich Halloween, ein Feiertag, der aus den USA zu uns gekommen ist.

Die große Bedeutung der Reformation liegt darin, dass Gott durch sie das Evangelium wieder ans Licht gebracht hat, dass vorher verdunkelt und versteckt oder sogar verloren gegangen war. Inso-fern ist die Reformation tatsächlich eine Wieder-herstellung. Die Botschaft, dass Christus unser Bruder geworden ist, um uns zu erlösen, um uns freizukaufen von unserer Sünde und unserer Schuld, die war in weiten Teilen der Christenheit verloren gegangen. Verborgen und versteckt unter z. T. jahrhundertealten menschlichen Traditionen und Ansichten, die menschliche Gedanken über Gott und unsere Rettung in den Mittelpunkt stell-ten. Heute wollen wir anhand unseres Textes, der eher kein typischer Reformationstext ist, genau darüber nachdenken. Was ist Reformation und was bedeutet sie für uns heute? Oder, mit anderen Worten gefragt: Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?

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20. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Die Großzügigkeit Gottes.“

Es ist die letzte Woche vor Jesu Tod, die Karwoche. Wie Wellen in Sturm, die gegen den Strand oder einen Felsenabhang anbranden, branden die Angriffe der Pharisäer, Schriftgelehrter und Priester gegen Jesus an. Wieder und wieder versuchen sie ihn zu Fall zu bringen, während sie es nicht wagen, Jesus zu verhaften, aus Angst vor dem Volk. In dieser Zeit erzählt Jesus dieses Gleichnis, einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen sich gleichgültig, ängstlich oder offen feindselig von ihm abwandten. Es ist auch ein Gleichnis für unsere Zeit, ein Gleichnis über die Großzügigkeit Gottes, und was geschieht, wenn man sie verachtet.

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14. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Gott will keine verhärteten Herzen.“

Man hört immer wieder davon, dass Menschen an einem Schlaganfall sterben. Eine der Ursachen heißt: Arteriosklerose. D. h. in den Arterien lagert sich Material lagert an, es kommt zu Verengungen und schließlich zur Unterversorgung des Organismus. In vielen Fällen geht diese Krankheit tödlich aus.

Dabei ist es eine Krankheit, die sich durchaus, zumindest in den meisten Fällen vermeiden ließe. Sie ist eine Wohlstandkrankheit, hervorgerufen durch zu viel und falsches Essen, Trinken und Rauchen sowie einem gefährlichen Bewegungsmangel. Deshalb erfolgt immer wieder der Aufruf, sich gesund zu ernähren und sich zu bewegen.

Im Geistlichen gibt es eine ähnliche „Krankheit“. In einer Auseinandersetzung mit den Pharisäern über die Ehescheidung sagte Jesus:

Mt 19,8: „Mose erlaubte die Ehescheidung, weil eure Herzen hart sind, aber ursprünglich war sie nicht Gottes Wille.“

Im griechischen Urtext ist hier die Rede von der Sklerokardia, der Härte der Herzen. Es ist die geistliche Krankheit, unter der alle Menschen seit dem Sündenfall leiden. Vor Gott sind unsere Herzen hart. Diese Krankheit hatten wir auch. Aber als Christen hat Gott uns davon befreit. Doch durch eine falsche und, geistlich gesehen, ungesunde Lebensweise, können wir wieder davon befallen werden. So ruft uns unser Text zu: Gott will keine verhärteten Herzen.

1. Heute ist Gnadenzeit.

2. Einst wird Gerichtszeit sein.

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Septuagesimä: „70 Tage vor Ostern“ – Du bist berufen und erwählt.

Worin besteht der Unterschied zwischen einem Einkauf und einem Geschenk? Nun, die Antwort ist ganz einfach: bei einem Einkauf muss ich alles selbst machen. Ich muss mir aussuchen, was ich kaufe, muss hingehen, um es einzukaufen und am Ende muss ich die Rechnung bezahlen. Bei einem Geschenk erhalte ich etwas Schönes von einem Menschen, der mir etwas Gutes tun will. Er sucht das Geschenk aus, er bezahlt die Rechnung.

Was wir in unserem Alltag meist ohne große Probleme verstehen, bereitet uns in Glaubensfragen manchmal Kopfzerbrechen. Denn wenn es darum geht, wie ein Mensch mit Gott ins Reine kommt, dann kann man Sätze hören wie: „Du musst dich für Jesus entscheiden!“ Doch ist das so? Was muss ich tun, damit Jesus mir etwas schenkt?

Unser Text scheint uns zu sagen: Halte dich an die siebenfache Liste, die Petrus hier aufschreibt und alles geht in Ordnung – oder doch nicht? Wie ist das mit Gott und uns? Welche Vorbedingungen gilt es zu erfüllen, damit wir von Gott beschenkt werden? Unser Text zeigt uns eine verkehrte Welt, die uns vielleicht zunächst verwirrt, aber für uns letztlich doch tröstlich ist. Er zeigt: Du bist berufen und erwählt.

1. Mach deine Berufung und Erwählung fest.

2. Lass dir deine Berufung und Erwählung reichlich gewähren.

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Altjahresabend 2021: Eine großartige Art und Weise Dinge zu beenden.

Unser heutiger Text ist die Geschichte von Maria und Josef, die das Jesuskind im Tempel darstellen, und die Geschichte von Simeon und Hanna. Wie wir sehen werden, ist das, was in dieser Geschichte geschieht, „eine großartige Art, Dinge zu beenden“. Und das gilt nicht nur für die beteiligten Personen, sondern auch für uns.

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5. Sonntag nach Ostern – Rogate: „Bittet!“ – Wir sind Gottes Freunde.

Was macht einen Christen aus? Woran erkenne ich einen Christen? Diese Frage lässt sich verschieden beantworten. Wir können auf die Dinge schauen, die ein Christ tut. Um nur ein Beispiel herauszugreifen, wie es dieser Sonntag und andere Sonntage tun: Christen beten. Beten ist Reden mit Gott, das Gespräch der Gläubigen Seele mit Gott, daran kann man einen Christen erkennen.
Aber, dieses Kennzeichen ist nicht eindeutig, denn es beten viele Menschen: Moslems, Hindus, Buddhisten, sogar Menschen, die von sich behaupten, an nichts und niemanden zu glauben, beten manchmal, weil sie meinen, es könne zumindest nichts schaden. Wer weiß schon, ob es nicht doch einen Gott oder ein höheres Wesen gibt, dass meine Gebete hört.

Es reicht also nicht zu fragen, was wir tun. Viel wichtiger ist die Frage nach dem „Warum?“. Warum tun wir das, was wir als Christen tun? Was sind unsere Beweggründe? Warum beten? Warum beten wir zu dem dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist? Und damit kommen wir zur eigentlichen Frage: Warum sind wir Christen? Warum bist du Christ?

Was antworten wir uns selbst? Was antworten wir unseren Mitmenschen: Freunden, Familienmitgliedern, Arbeitskollegen, Bekannten, Schulkameraden, Kindergartenfreunden? Nun, ich muss gestehen, die Antwort, die unser Text gibt, wäre nicht die erste Antwort gewesen, die mir in den Sinn kommt. Auch wenn unser Text sich nicht zuerst mit der Frage nach dem Gebet beschäftigt, beantwortet er doch unsere Frage nach dem „Warum?“.

Die Antwort, die mir sicherlich nicht als erste in den Sinn gekommen wäre – vielleicht geht es euch ja ähnlich – lautet: „Weil Jesus mein Freund ist“. Normalerweise würde ich anfangen zu erklären, was es bedeutet, ein Christ zu sein. Fragt mich ein Freund oder Bekannter, warum ich bete, dann versuche ich ihm zu erklären, was wir glauben. Doch vielleicht habe ich vergessen, über etwas viel Wichtigeres zu sprechen. Ich habe ihm nicht gesagt, dass „Jesus mein Freund ist“.

Warum denke wir oft nicht in diesen Begriffen? Ja, warum erscheint es uns schon beinahe seltsam, so von Jesus, so von Gott zu reden

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