Sermons on “Lukasevangelium”

Ewigkeitssonntag 2019: Wir sehen Jesus, und zwar Jesus allein.

„Bin ich im falschen Film?“, so hat sich vielleicht mancher von Euch gerade gefragt, als er den Predigttext gehört hat. „Ist das nicht ein Text für Karfreitag? Aber ich hab‘ doch im Laden noch gar keine Osterhasen gesehen? Steht nicht gerade alles voller Weihnachtsnaschereien? Feiern wir nicht nächsten Sonntag den 1. Advent?“ Ja, ihr habt recht. Aber gerade deswegen ist es gut und sinnvoll, diesen Text heute, am Ewigkeitssonntag einmal näher zu betrachten, weil sich unser Blick am Karfreitag auf ganz andere Dinge richtet, bzw. weil wir den Text aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.

Natürlich soll es auch heute um Jesus und sein Kreuz gehen, denn er ist der Mittelpunkt der ganzen Heiligen Schrift. Jede Seite redet über Jesus, wer er ist und was er für uns getan hat. Doch am heutigen Ewigkeits- oder Totensonntag wollen wir die Ereignisse am Karfreitag und ihre Bedeutung für uns einmal von dieser Seite aus betrachten, dem Blickwinkel der Ewigkeit oder des ewigen Lebens und der neuen Schöpfung.

Denn dieses ewige Leben, die neue Welt Gottes hat ihren Anfang an jenem Freitag vor 2.000 Jahren genommen, auf einem kleinen, unscheinbaren Hügel vor den Toren Jerusalems: Golgatha! Was sehen wir, wenn wir dort auf das Kreuz schauen? Wir sehen Jesus, und zwar Jesus allein:

1. in seinem Spott seine Herrlichkeit,

2. in ihm selbst sein Reich,

3. in seinem Tod seinen Sieg.

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Buß- und Bettag 2019: Unser Hirte führt uns zur Umkehr.

Bestimmte Abschnitte der Bibel sind wie alte Freunde oder Bekannte. Sie begleiten uns so lange wir uns erinnern können. Ganz gleich ob wir nun Tage voller Freude und Lachen erlebt haben oder aber das Gefühl hatten an unserer Trauer zu ersticken und in unseren Tränen zu ertrinken, sie waren immer an unserer Seite. Sie waren unsere ständigen Begleiter. Sie sind schon so lang Teil unseres Lebens, dass wir sie in- und auswendig kennen. Wie bei manchen unserer menschlichen Freunde oder Bekannten. Wenigstens denken wir das.

Doch dann, eines Tages, erzählen uns unsere Freunde eine Geschichte über sich selbst, die wir noch nie zuvor gehört haben. Sie teilen auf einmal ein Geheimnis mit uns, über das sie noch nie zuvor mit uns gesprochen haben. Und plötzlich merken wir, dass dieser alte Freund, diese alte Bekannte doch in Teilen immer noch ein Fremder für uns ist, jemand den wir immer wieder neu kennenlernen.

Da ist der Freund, der uns von seiner ersten Ehe erzählt, die in durch seine Schuld in die Brüche gegangen ist, weil er meinte, das Gras auf der anderen Seite des Zauns wäre grüner und so kam es zu einem Seitensprung, zu einer schnellen Affäre und seitdem war für ihn alles anders. Oder da ist die gute Bekannte, die uns plötzlich mit Tränen in den Augen erzählt, dass sie als junges Mädchen zweimal hat abtreiben lassen, weil ihr damaliger Freund und ihre Familie sie dazu gedrängt haben und sie ja sowieso noch viel zu jung sei, um Mutter zu werden. Und plötzlich sehen wir diese so vertrauten Menschen, die wir so gut zu kennen meinten, mit ganz anderen Augen.

Manchmal geht es uns auch mit vertrauten Bibelstellen so. Wir kennen diese „alten Freunde“ so gut, dass wir sie auswendig aufsagen können. Ja, bei manchen können wir uns wahrscheinlich gar nicht mehr an eine Zeit erinnern, in der wir sie nicht kannten. Dann, eines Tages, zeigt uns ein Pastor oder Lehrer, ein Freund oder Bekannter, ein Buch oder ein Artikel eine ganz andere, uns bisher unbekannte oder verborgen gebliebene Seite dieser Bibelstellen. Wir erfahren etwas, das man im Deutschen nicht so leicht erkennen kann, dafür umso klarer im Hebräischen oder im Griechischen. Wir lernen eine Geschichte oder ein Geheimnis kennen, die diese „alten Freunde“ uns nie zuvor erzählt haben.

Hier ist eine solche Geschichte aus dem 23. Psalm, diesem lebenslangen Freunde so vieler Christen, dieser Bibelstelle, die so viele Kinder Gottes lieben und schätzen. Dieser verborgene Schatz zeigt uns, dass wir, ganz gleich wie gut wir diesen Psalm zu kennen meinen, immer noch mehr darin entdecken können.

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Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr 2019: Die Zeichen der Endzeit.

„Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da“ so singen die Kinder in einem Kinderlied. Nun könnte man fragen: „Woher wollt ihr das wissen? Woher wollt ihr wissen, dass es wirklich Herbst geworden ist?“ Würde ich diese Frage stellen, ihr würdet mich wahrscheinlich verständnislos anschauen, denn die Zeichen dafür sind nicht zu übersehen. Die Blätter an den Bäumen sind nicht mehr grün, sondern vor kurzem waren sie noch bunt, jetzt sind sie gelb, braun – und immer mehr Bäume sind ganz kahl geworden. Die Zugvögel haben uns schon vor Wochen verlassen und die lange Reise in den warmen Süden angetreten. Auch die Temperaturen sprechen eine deutliche Sprache. Sie zwingen uns zu langen Hosen, Pullovern und dicken Jacken. Ja, die Zeichen sind eindeutig: „Der Herbst ist da.“ Der Winter kommt und spätestens der Blick auf den Kalender macht uns eindeutig klar, dass wir keinen Sommer mehr haben. Ja, so Gott will, werden wir in zwei Wochen den ersten Advent und in reichlich sechs Wochen Weihnachten feiern.

Was für die Jahreszeit oder bestimmte Feiertage gilt, das gilt auch für unser Leben ganz allgemein. In der Zeit am Ende des alten und am Anfang eines neuen Kirchenjahres stehen die so genannten „letzten Dinge“ besonders im Mittelpunkt unserer Betrachtungen. Wir denken an den Tod und die Auferstehung, an das kommende Gericht und die kommende Erlösung. Wir reden darüber, dass unser Heiland sichtbar wiederkommen und die Erlösung der Schöpfung – und auch unsere Erlösung – sichtbar und herrlich vollenden wird. Auch dafür gibt es Zeichen und Jesus nennt sie uns in unserem Text.

Jesus redet von den großen Zeichen am Himmel, von Zeichen an Sonne, Mond und Sternen; er redet aber auch von Streit, falscher Lehre, Verfolgungen, Kriegen und Naturkatastrophen. Nun haben viele Christen im Lauf der Zeit unseren Text – und ähnliche Texte in der Bibel – dazu benutzt herauszufinden, wann Christus wiederkommen wird. Doch dazu sind sie nicht gedacht und Jesus macht das auch in unserem Text deutlich. Diese Zeichen sind keine Hinweise darauf, wann Jesus wiederkommen wird, sondern dass er kommt. Das ist die große Gefahr für uns Christen, dass wir es uns gemütlich machen. Trotz aller Zeichen meinen wir, dass das Ende nicht kommt. Doch unser Herr wird herrlich wiederkommen, um die Toten und die Lebenden zu richten. Das wird ganz gewiss geschehen. Wann das sein wird, wissen wir nicht. Aber dass es geschieht – das wissen wir ganz gewiss. Ja, es gab die ganze Zeit über Anzeichen dafür. Jesus zeigt sie uns in unserem heutigen Predigttext. Er zeigt sie uns, um uns bereitzumache, um uns vorzubereiten auf seine Rückkehr und um uns zu ermutigen, in der Zeit und an dem Ort, wo wir leben. So lautet unser Thema heute: Die Zeichen der letzten Zeit.

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Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr 2019: Christus schenkt uns die leibliche Auferstehung von den Toten.

Kinder bekommen es von ihren Eltern zu hören, vielleicht können wir uns an ähnliche Situationen erinnern. Die Tochter oder der Sohn ist mit der Herde mitgelaufen. Alle haben zusammen einen Streich ausgeheckt, der einem Mitschüler gespielt wurde. Und am Ende wurden sie alle verwarnt, sie haben einen Tadel bekommen, dem Verweis von der Schule sind sie nur knapp entgangen. Am nächsten Tag, als das Kind Zuhause versucht, seinen Eltern zu erklären, was passiert ist, beendet seine Mutter das Gespräch mit folgenden Worten: „Wenn alle anderen in einen Abgrund springen, würdest du das auch tun?“

So zu argumentieren ist bis heute weit verbreitet, gerade wenn es um den christlichen Glauben geht. Wenn Menschen an nichts glauben, ist es leicht den Glauben, der auf der Bibel ruht, ins Lächerliche zu ziehen. „Warum betest du nicht einfach?“, fragt ihn seine Schwester, wenn er ihr erzählt, dass er Probleme in seiner Ehe hat. „Und wenn du schon dabei bist“, sagt sie mit einem bitteren Unterton, „bete doch für die hungernden Kinder in Indien und die Tiere, die sterben, weil wir Plastik in die Ozeane kippen. Und ich bete darum, eine Million Euro zu gewissen. Ja, bete doch auch darum. Schließlich hat das mit dem Beten so wunderbar funktioniert, als Mama an Krebs gestorben ist. Geh doch einfach und bete um all diese Dinge.“ Nimm ein Thema, an das du nicht glaubst – Gebet, Schöpfung, Wunder, böse Geister, Hölle usw. – und zeige dann, wie lächerlich es ist, um das Gleiche zu erreichen, wie die Sadduzäer damals bei Jesus: wenn etwas so offensichtlich lächerlich und absurd ist, dann kann es ja nicht wahr sein.

So gehen die Sadduzäer hier bei Jesus vor. Sie leugnen die Auferstehung der Toten am Jüngsten Tag. Oder moderner gesagt: „Mit dem Tod ist alles aus!“ So würden heute die meisten Menschen, auch viele Christen, sagen und diesen Satz unterschreiben und zu ihrem Bekenntnis machen. In den Auseinandersetzungen der jüdischen Führer in den Tagen vor Jesu Tod und seiner Auferstehung kommen nun die Sadduzäer, eine Gruppierung, zu der vor allem Priester gehörten und versuchen ihrerseits Jesus in eine Falle zu locken, nachdem die Pharisäer und Schriftgelehrten damit gescheitert sind.

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20. Sonntag nach Trinitatis 2019: Warum gibt Gott sich mit den falschen Leuten ab?

Warum gibt sich Gott mit den falschen Leuten ab? – Wie ich auf diese Frage komme? Nun, wenn wir die Evangelien lesen, dann fällt uns recht schnell auf, dass Jesus in kein Schema passte. Viele ärgerten sich über ihn, über seine Worte oder über seine Taten. Sie ärgerten sich, wenn er den Mund aufmachte oder wenn er schwieg. Sie ärgerten sich, wenn er Wunder tat, und wenn er keine tat.

Stellen wir uns einmal vor, Jesus hätte – wie berühmte Leute und Politiker heute – eine Pressestelle gehabt mit einem Pressesprecher und Mitarbeitern, die ihn gegenüber der Öffentlichkeit und der Presse vertreten hätten. Jeder Tag mit der Aufgabe Leiter der Pressestelle von Jesus zu sein, wäre teilweise eine Komödie, teilweise ein Albtraum gewesen. Dieser Mann war ohne jedes Gespür für Politik und deren Sprache auf die Welt gekommen.

Da war zuallererst die Auswahl seiner Freunde, die es zu bemängeln galt. Einschlägiges Beispiel: die Juden verachteten, ja hassten, die geldgierigen, hinterhältigen, verräterischen Steuerschwindler, aber Jesus geht einfach zu einem dieser Verräter hin und sagt: „Folge mir nach!“ Er hieß einen Zeloten in seinem innersten Kreis willkommen, obwohl diese Typen das antike Gegenstück zu einheimischen Terroristen bildeten. Er hatte Umgang mit einer Frau aus dem Prostitutionsgewerbe, mit samaritischen Irrlehrern, aussätzigen Ausgestoßenen und anderen Schurken der Gesellschaft. „Wenn du dich mit Hunden abgibst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du Flöhe bekommst.“ Wenn diese Aussage richtig ist, dann muss Jesus über und über mit Flöhen bedeckt gewesen sein. Vielen hätten ihren Eindruck von Jesus wohl mit dem folgenden Sprichwort zusammengefasst: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“

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Reformationsfest 2019 – Wir feiern Reformation, denn Gott macht uns neu.

Heute wollen wir gemeinsam das Reformationsfest feiern; doch was gibt es heute eigentlich zu feiern? Vor zwei Jahren war dieser Tag ein landesweiter Feiertag, denn es gab ein rundes Jubiläum zu begehen: 500 Jahre Reformation. Heute ist für die meisten Menschen in unserem Land einfach nur ein arbeitsfreier Tag, der in diesem Jahr besonders günstig liegt. Mit nur einem zusätzlichen Urlaubstag hat man ein schönes langes Wochenende: vier Tage frei. Immer weiter verbreitet sich Halloween, ein Feiertag, der aus den USA zu uns gekommen ist. Besonders Kinder lieben diesen Tag, bietet er doch die Möglichkeit ein zweites Faschingsfest zu feiern und viele Extrasüßigkeiten zu ergattern.

Doch wir feiern Reformationsfest. Aber was feiern wir eigentlich? Nun die Geschichte ist vertraut, aber deswegen nicht weniger wichtig. Heute vor 502 Jahren schlug der Augustinermönch und Theologieprofessor im nahen Wittenberg 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Diese Tür war zugleich das schwarze Brett der Universität. Jeder, der über ein bestimmtes Thema eine öffentliche Diskussion führen wollte, konnte es nutzen. Luthers Thesen richteten sich gegen den Ablasshandel innerhalb der römisch-katholischen Kirche und den Missbrauch dieser Einrichtung.

Viele Menschen kauften Ablassbriefe nicht länger um sich von den zeitlichen Sündenstrafen der Kirche zu befreien, sondern im festen Glauben daran, sich aus der Hölle freikaufen zu können. Aus diesem unbedeutenden Ereignis: ein kleiner Theologieprofessor an einer unbedeutenden Universität – sie war erst ein paar Jahre vorher gegründet worden – in einer winzigen Stadt am Rand des großen römischen Kaiserreiches deutscher Nation, der 95 Thesen zur Diskussion stellte. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das, was an jenem 31. Oktober 1517 begann zu einem Flächenbrand, der weite Teile Deutschlands und Europas erfasst hatte: Die Reformation oder Wiederherstellung.

Was feiern wir also heute? Viel ist in den vergangenen Jahren über die Bedeutung der Reformation geredet, geschrieben und berichtet worden: ihre Bedeutung für die Deutschen; für die deutsche Sprache (Luthers Bibelübersetzung), für die Freiheit, als Anfang unserer modernen Zeit usw. Auch ihre Schattenseiten wurden dabei nicht ausgespart. Und all diese Dinge hängen mehr oder weniger auch mit der Person Luthers und der Reformation, die er und seine Mitarbeiter angestoßen und teilweise mitgetragen haben zusammen. Doch, liebe Festgemeinde, wenn wir nur davon reden, dann brauchen wir den heutigen Tag nicht mehr als Feiertag, denn dann fehlt ihm jede christliche Bedeutung.
Die große Bedeutung der Reformation liegt darin, dass Gott durch sie das Evangelium wieder ans Licht gebracht hat, dass vorher verdunkelt und versteckt oder sogar verloren gegangen war. Insofern ist die Reformation tatsächlich eine Wiederherstellung. Die Botschaft, dass Christus unser Bruder geworden ist, um uns zu erlösen, um uns freizukaufen von unserer Sünde und unserer Schuld, die war in weiten Teilen der Christenheit verloren gegangen. Verborgen und versteckt unter z. T. jahrhundertealten menschlichen Traditionen und Ansichten, die menschliche Gedanken über Gott und unsere Rettung in den Mittelpunkt stellten. Heute wollen wir anhand unseres Textes, der eher kein typischer Reformationstext ist, genau darüber nachdenken. Was ist Reformation und was bedeutet sie für uns heute? Was ist das Evangelium und was schenkt es uns?

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18. Sonntag nach Trinitatis 2019

Überschriften sind wichtig. Sie zeigen uns, was auf uns wartet. Hat z. B. ein Buch einen spannenden Titel, der mich neugierig auf den Inhalt macht, dann stehen die Chancen gut, dass ich dieses Buch auch lese. Doch Überschriften können auch gefährlich sein. Sie beeinflussen, wie wir etwas verstehen, denn für gewöhnlich fassen sie kurz zusammen, was ich dann im Buch, im Kapitel oder im darauffolgenden Abschnitt lesen werde.

Das gilt nicht nur für den nächsten Roman, den ich zu kaufen plane. Das gilt auch für die Bibel. In den meisten Bibelübersetzungen stehen Überschriften. Sie stehen über den einzelnen Abschnitten der Heiligen Schrift. Das kann sehr hilfreich sein, weil es uns dabei hilft, Bibelstellen zu finden und den großen Gedankengang zu erkennen. Aber manchmal sind solche Überschriften sehr unglücklich gewählt. Dann können sie uns in die Irre führen oder sie werden sogar gefährlich, weil sie uns in eine Richtung weisen, die Gottes Wort nicht beabsichtigt hat. Vergessen wir nicht, die Überschriften gehören – wie Verse und Kapitel – nicht zum eigentlichen Bibeltext dazu.

Das gilt z. B. für Gleichnisse. Ist es das Gleichnis vom verlorenen Sohn oder sind es nicht zwei verlorene Söhne oder wäre es am Ende nicht besser vom liebevollen Vater und seinen beiden verlorenen Söhnen zu reden? Noch ein zweites Beispiel: Reden wir von den Arbeitern im Weinberg oder doch lieber vom großzügigen Arbeitgeber? Das Gleiche gilt auch für unseren heutigen Predigttext, das Gleichnis, das wir am Anfang des 18. Kapitels bei Lukas finden. In den meisten Bibelübersetzungen wird dieses Gleichnis mit unterschiedlichen Überschriften versehen, die sich für gewöhnlich auf einen der beiden Hauptpersonen des Gleichnisses konzentrieren: „Das Gleichnis von der ausdauernden Witwe“ oder: „Das Gleichnis vom ungerechten Richter“. Eine Übersetzung kann sich nicht zwischen den beiden entscheiden und deshalb lesen wir dort: „Der skrupellose Richter und die beharrliche Witwe.“

Diese Titel sind verständlich, denn sie richten unseren Blick auf einen der beiden oder auf beide Hauptfiguren. Aber ich würde sie eher als „wenig hilfreich“, bzw. vielleicht sogar „irreführend“ einordnen. Warum? Warum sind diese Überschriften für unseren Text „weniger hilfreich“ oder sogar „irreführend“? Die Frage ist, worauf wir achten bzw. hören oder worauf wir nicht achten bzw. hören. Deswegen wollen wir uns heute einmal an einer eigenen Überschrift versuchen, die zu unserem ganzen Text passt, dem Gleichnis und den Versen, die dazugehören und folgenden Satz herausgreifen und als Überschrift darüberschreiben: „Gott wird seinen Auserwählten Recht verschaffen, die zu ihm rufen Tag und Nacht.“

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17. Sonntag nach Trinitatis 2019

In unserem heutigen Predigttext ist Jesus immer noch auf dem Weg nach Jerusalem, auf dem Weg ans Kreuz. Auf den ersten Blick scheinen die Worte, die er an seine Jünger und Apostel richtet, nicht wirklich zusammenzugehören, sondern einfach nur lose aneinander gereiht zu sein: es geht darum, andere nicht zur Sünde zu verführen; gegenseitige Vergebung unter Glaubensgeschwistern; eine Zunahme im Glauben und schließlich unwürdige Knechte, die nur ihre Pflicht tun. Doch ein zweiter, genauerer Blick ermöglicht uns vielleicht doch, Zusammenhänge zu erkennen. Jesus schenkt uns Glauben, um in der Gemeinschaft zu leben.

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Erntedankfest 2019

Es gibt viele Dinge, für die wir Gott dankbar sein können. Wir alle erinnern uns an die zwei langen Listen, die Luther im kleinen Katechismus aufzählt, wenn er den 1. Artikel und die vierte Bitte des Vaterunsers erklärt: „Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne alle mein Verdienst und Würdigkeit. Für das alles ich ihm zu danken … schuldig bin.“

„Gott gibt tägliches Brot zwar auch ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er’s uns erkennen lasse und mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot. Was heißt denn »tägliches Brot«? Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gutes Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, treue Nachbarn und dergleichen.“

Auch die Gaben, die wir zum heutigen Erntedankfest hier vorn in der Kirche aufgestellt haben, wollen uns daran erinnern, dass wir dankbar sein können, denn sie sind ja nur ein kleiner Ausschnitt all der Dinge, die Gott uns geschenkt hat, eine sichtbare Erinnerungshilfe für das, was Luther im Katechismus aufzählt, was wir oft als selbstverständlich hinnehmen und für das wir doch danken wollen.

Unser heutiger Predigttext zeigt uns noch etwas, für das wir Gott danken können und macht uns damit dankbar. Wir wollen diesen Text unter folgendes Thema stellen: Danke, dass du dankbar bist.

1. Sagt ein gebender Heiland.
2. Hört ein geheiltes Volk.
3. Lebt eine dankbare Kirche.

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14. Sonntag nach Trinitatis

Im Hebräerbrief stehen die Worte: „Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ (Hebr 9,27). Jeder Geburtstag bringt uns dem Tag unseres Todes einen Schritt näher. Und schließlich verlischt unser Lebenslicht, wenn wir unseren letzten Atemzug tun. Es ist der Punkt ohne Wiederkehr. Aber eigentlich ist er kein Punkt, der Tod, meine ich, denn Tag für Tag, Stunde um Stunde, Augenblick für Augenblick sterben wir ständig oder Stück für Stück.

Selbst eine kleine Erkältung erinnert uns daran, dass unser sterblicher Leib eines Tages kalt in der Erde liegen wird. Die Tage unseres Lebens – sie zählen 70 Jahre oder manchmal auch 80 Jahre – und wir kennen den ein oder anderen, dem ein noch längeres Leben geschenkt wurde. Aber wir wissen auch, wie diese Worte Moses weitergehen:

Ps 90,10: „…und wenn es köstlich gewesen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es eilt schnell dahin, als flögen wir davon.“

Die Tage unseres Lebens, sie vergehen wie im Flug. Wir fliegen zum Richterstuhl Gottes. Dort müssen wir vor dem Einen erscheinen, der alles weiß, vor dem nichts verborgen ist: keine Tat, auch wenn wir ganz allein waren, als wir sie begangen haben; kein Wort, auch wenn kein menschliches Ohr es gehört hat; ja, nicht einmal die Gedanken, die wir sorgfältig vor anderen Menschen verbergen. Unser ganzes Leben liegt wie ein aufgeschlagenes Buch vor dem, der alles weiß. Meinen wir wirklich, dass wir vor ihm irgendetwas verbergen könnten?

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