Sermons on “Erbarmen”

Septuagesimä – „70 Tage vor Ostern“ 2023: Dein sehr großer Lohn.

Als unser Herr die Menschenmenge sieht, setzt er sich auf den Berg. Wie Mose vor langer Zeit ist unser Erlöser gekommen, um zu lehren, damit sie hören und glauben, dass Gott ihre Not gesehen, ihre Schreie gehört und ihre ewige Erlösung durch das Opfer seines Sohnes gewollt hat. Und es ist nicht der Berg Sinai, auf dem der Heiland sitzt. Das Gesetz kam durch Mose, aber die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesus Christus gekommen.

Der Erlöser fängt an, seine Jünger zu lehren. Die Worte, die wir heute Morgen hören, sind die sogenannten Seligpreisungen. Diese Worte sind nur die Einleitung zur Bergpredigt Jesu, einer Predigt, die drei ganze Kapitel lang ist. Um die Bergpredigt zu verstehen, muss man die Seligpreisungen kennen. Denn hier klingt der Sohn Davids wie König David. Der hatte geschrieben:

„Selig ist der Mann, der Lust hat am Gesetz des HERRN!“ (Ps 1).

Ja, selig ist der, der Freude an Gottes Tora, seiner Unterweisung, seinem Gesetz und seinem Evangelium hat. Eine solche Seligkeit wünscht sich der Erlöser für dich. Deshalb öffnet er seinen Mund, um zu lehren. Deshalb haben wir uns heute Mor-gen versammelt, um zu hören.

Die Welt lehnt die Seligpreisungen Christi als Schwäche und unpraktisch ab. Solche Worte wer-den wir nie in der Rede eines Politikers hören oder bei unseren Politikern entdecken. In den Augen der Welt ist keine der Seligpreisungen Christi groß und sie werden auch niemanden in den Augen der Welt groß machen. Die Welt strebt mehr nach Größe als nach Rechtschaffenheit. Die Welt will Macht, hungert nach körperlichen Freuden, dürstet nach Ruhm, will Rache und prahlt mit ihrem Dreck. Die Welt versteht die Seligpreisungen nicht und damit auch nicht die Bergpredigt, weil sie Jesus nicht versteht.

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11. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“

Nachdem Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hatte, führte er sie durch Mose zum Berg Sinai. Dort gab er ihnen sein Gesetz und schloss einen Bund mit ihnen. Nach der Wanderung zum verheißenen Land, dem Zweifel der Israeliten an Gottes Treue, der vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste, kommt es schließlich zum Einzug der zweiten Generation in das Land Kanaan.

Unter Josua wird das Land im Auftrag Gottes erobert. Doch in den folgenden Jahrhunderten zersplittert das Volk Israel in seine zwölf Stämme. Die Menschen fallen von Gott ab, werden bestraft und kehren wieder um. Das Muster, das sich schon bei der Wüstenwanderung fand, wiederholt sich auch hier immer wieder. Trotz aller guten Erfahrungen mit Gott, trotz seiner Zusagen, finden wir mehr Zweifel, Abfall, Unglauben und Götzendienst im auserwählten Volk Gottes als Glauben und heiliges Leben.

Und so lässt Gott es zu, dass immer wieder Feinde in das Land Kanaan einfallen, sein Volk unterdrücken, ausrauben und quälen. Zur Zeit Samuels, kommt es nun einmal mehr zu einer Umkehr zu Gott. Am Ende dieses Ereignisses steht ein Satz, den wir als Thema über unsere heutige Predigt stellen wollen: Bis hierher hat uns der Herr geholfen.

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4. Advent 2020 – Wir belauschen das Gespräch zwischen Gabriel und Maria

Unser Leben ist voller Gespräche. Jeden Tag reden wir mit Familienmitgliedern und Freunden, mit Arbeitskollegen und Nachbarn, Klassen- und Spielkameraden. Die Themen, um die es dabei geht, sind meistens vorhersehbar. Wir reden über das Wetter, über unsere Kinder, Enkel oder Urenkel. Es geht um die Arbeit, die Schule oder um die Politik. Auch die Gesundheit ist immer ein Thema. Heute würden wir wohl Corona, Weihnachtspläne und Ausgangssperren hinzufügen. Die meisten dieser Gespräche haben eines gemeinsam, schon am nächsten Tag erinnern wir uns höchstens noch daran, dass wir sie geführt haben, wissen aber längst nicht mehr, worum es dabei eigentlich ging.

Doch es gibt auch andere Gespräche; Gespräche, an die wir uns sehr wohl erinnern, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Das letzte Gespräch mit unserem Vater oder unserer Mutter, vor ihrem Tod. Das lange Gespräch mit deinem zukünftigen Ehepartner, ehe er oder sie ja gesagt hat. Es gibt Gespräche, die dazu geführt haben, dass jemand noch einmal einen völlig neuen Beruf erlernt oder ein Studium begonnen hat; die Wahl unseres Wohnortes oder der Name unseres Kindes. Diese Art von Gesprächen bleibt uns im Gedächtnis. Wir könnten sie nicht einmal dann vergessen, wenn wir es wöllten. Sie haben unser Leben für immer verändert.

Im Mittelpunkt unserer heutigen Predigt steht ebenfalls ein Gespräch und ganz sicher gehört es zur zweiten Art, der Art von Gesprächen, die sich dem Gedächtnis einprägen. Hier ist ein einfaches Mädchen vom Land, ein Teenager, im Gespräch mit einem mächtigen Boten Gottes. Und der Evangelist Lukas, berichtet am Anfang seines Buches, dass er genau nachgeforscht hat über die Ereignisse, von denen er berichtet. So hat er sicher auch mit Maria gesprochen, die ihm von diesem Gespräch berichtet hat. Lasst uns dieses Gespräch belauschen, das Gespräch zwischen dem Engel Gabriel und der Jungfrau Maria.

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1. Advent 2020 – Reserviert für den König.

„Ein gesegnetes neues Jahr!“ wünsche ich Euch. Nein, ich habe nicht aus Versehen den Anfang einer falschen Predigt hierher kopiert, einer Neujahrspredigt. Heute ist zwar erst der 29. November, aber wir feiern trotzdem „Neujahr“! Denn wir beginnen heute ein neues Kirchenjahr.
Weil heute der 1. Sonntag in der Adventszeit ist, beginnt dieses neue Jahr, das wir auch das „Jahr des Herrn“ nennen. Und jedes Jahr an diesem Sonntag hören wir das einzige Evangelium im Verlauf dieses Jahres, dass später noch einmal auftauchen wird, am Palmsonntag: „Der Einzug Jesu in Jerusalem.“
Ist das nicht eigenartig? Wieso hat die Kirche ausgerechnet in der Adventszeit, vier Wochen vor Weihnachten, eine Lesung gewählt, die uns mitnimmt an den Anfang der Karwoche, die im Karfreitag und Ostersonntag gipfelt, der Kreuzigung und Auferstehung Jesu?
Doch genau darum geht es. So wird gleich am Anfang deutlich, worum es im Kirchenjahr geht. Das Zentrum, die Mitte ist das, was uns zum Kreuz und zum leeren Grab führt. Dazu kam Jesus in die Welt, er wurde als Mensch geboren, um zu sterben und auferweckt zu werden – für dich und mich. Er wollte den Sieg über Sünde, Tod und Teufel erringen, den wir so dringend brauchten und der heutige Sonntag richtet sofort den Blick darauf.

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8. Sonntag nach Trinitatis 2020 – Gott gibt uns nicht auf

Manchmal sind schlechte Nachrichten schlimmer als das Böse, von dem sie uns berichten. Vielleicht kennen sie das auch, wenn eine Nachricht nach der anderen hereinkommt und jede ist schlimmer als die letzte, oder fühlt sich zumindest so an, einfach, weil wir uns so sehr gute Nachrichten wünschen, aber es kommen einfach nur noch mehr schlechte.

Das macht auch die – sprichwörtlich gewordenen – Hiobsbotschaften so furchtbar. Abgesehen von ihrem Inhalt ist schon die Tatsache, das eine unmittelbar auf die andere folgt, so schrecklich. Hiob hätte sich wohl nichts sehnlicher gewünscht als eine gute Nachricht oder wenigstens eine Pause von den schlechten Nachrichten. Doch unaufhaltsam folgte eine Katastrophe auf die nächste.

Ganz ähnlich geht es uns, wenn wir die Berichte über die Plagen in Ägypten hören. Auch wenn wir nicht direkt betroffen sind, ist doch diese scheinbar nie endende Folge von Katastrophen und schlechten Nachrichten ermüdend. Wir fühlen uns wie ein Marathonläufer – am Ende unserer Kräfte – aber noch nicht am Ende der Strecke, angekommen. Doch genau darin liegt auch eine Absicht, und eine Erkenntnis, wie hart das menschliche Herz ist, wie lange es dauert, bis Pharao nachgeben muss – und zugleich dürfen wir hier auch Gottes Gnade und Liebe erkennen. Gott gibt uns nicht auf!

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2. Sonntag nach Ostern: Miserikordias Domini – „Die Güte des Herrn“ – 2020: Der auferstandene Heiland gibt dir seine Gaben.

Vielleicht kennen sie die Werbung um ein bestimmtes Ei, wo Kinder ihre Mutter um ein Mitbringsel vom Einkauf bitten: »Etwas Spannendes, etwas zum Spielen UND Schokolade.« Und dann folgt die Antwort: »Drei Dinge auf einmal, das geht nun wirklich nicht.« Doch beim Einkaufen entdeckt die Mutter dann besagtes Ei, denkt an ihre Kinder daheim, und kann ihnen ihre drei Wünsche doch noch erfüllen.

Der 23. Psalm ist auch so eine Art Osterei. Und er enthält nicht nur drei, sondern sogar vier Gaben, die wir zu Ostern bekommen. Der Psalm nutzt dabei Bilder aus dem alltäglichen Leben im Alten Testament, um uns zu zeigen, was wir als Christen bekommen. Das wollen wir heute gemeinsam betrachten: Der auferstandene Heiland gibt dir seine Gaben.

1. Er ist dein Hirte.

2. Er ist dein Weggefährte.

3. Er ist dein Gastgeber.

4. Er ist dein Zuhause.

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3. Sonntag in der Passionszeit – Okuli – „Meine Augen sehen stets auf den Herrn“ – 2020: Seht die herrliche Gnade Gottes für uns Sünder!

Heute feiern wir den Sonntag Okuli: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn“, so haben wir es im heutigen Eingangspsalm gesungen. Doch da gibt es ein Problem. Unsere Augen in dieser Welt sind getrübt. Oft scheint das, was wir sehen, erleben und erfahren, nicht zu dem zu passen, was Gott uns verspricht. Oft verstehen wir auch nicht, was wir sehen.

Deshalb ist es nötig, dass wir immer wieder lernen, unseren Augen zu schließen und mit unseren Ohren zu hören. Es ist nötig, dass wir immer wieder lernen, dass Gott anders ist und denkt als wir. Gott ist Gnade, und diese Gnade übersteigt unseren menschlichen Verstand. So wollen wir uns heute einmal mehr die Augen für Gottes Gnade öffnen und uns trösten lassen. Wir betrachten heute: Die herrliche Gnade Gottes für Sünder.

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20. Sonntag nach Trinitatis 2019: Warum gibt Gott sich mit den falschen Leuten ab?

Warum gibt sich Gott mit den falschen Leuten ab? – Wie ich auf diese Frage komme? Nun, wenn wir die Evangelien lesen, dann fällt uns recht schnell auf, dass Jesus in kein Schema passte. Viele ärgerten sich über ihn, über seine Worte oder über seine Taten. Sie ärgerten sich, wenn er den Mund aufmachte oder wenn er schwieg. Sie ärgerten sich, wenn er Wunder tat, und wenn er keine tat.

Stellen wir uns einmal vor, Jesus hätte – wie berühmte Leute und Politiker heute – eine Pressestelle gehabt mit einem Pressesprecher und Mitarbeitern, die ihn gegenüber der Öffentlichkeit und der Presse vertreten hätten. Jeder Tag mit der Aufgabe Leiter der Pressestelle von Jesus zu sein, wäre teilweise eine Komödie, teilweise ein Albtraum gewesen. Dieser Mann war ohne jedes Gespür für Politik und deren Sprache auf die Welt gekommen.

Da war zuallererst die Auswahl seiner Freunde, die es zu bemängeln galt. Einschlägiges Beispiel: die Juden verachteten, ja hassten, die geldgierigen, hinterhältigen, verräterischen Steuerschwindler, aber Jesus geht einfach zu einem dieser Verräter hin und sagt: „Folge mir nach!“ Er hieß einen Zeloten in seinem innersten Kreis willkommen, obwohl diese Typen das antike Gegenstück zu einheimischen Terroristen bildeten. Er hatte Umgang mit einer Frau aus dem Prostitutionsgewerbe, mit samaritischen Irrlehrern, aussätzigen Ausgestoßenen und anderen Schurken der Gesellschaft. „Wenn du dich mit Hunden abgibst, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du Flöhe bekommst.“ Wenn diese Aussage richtig ist, dann muss Jesus über und über mit Flöhen bedeckt gewesen sein. Vielen hätten ihren Eindruck von Jesus wohl mit dem folgenden Sprichwort zusammengefasst: „Gleich und gleich gesellt sich gern.“

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14. Sonntag nach Trinitatis

Im Hebräerbrief stehen die Worte: „Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ (Hebr 9,27). Jeder Geburtstag bringt uns dem Tag unseres Todes einen Schritt näher. Und schließlich verlischt unser Lebenslicht, wenn wir unseren letzten Atemzug tun. Es ist der Punkt ohne Wiederkehr. Aber eigentlich ist er kein Punkt, der Tod, meine ich, denn Tag für Tag, Stunde um Stunde, Augenblick für Augenblick sterben wir ständig oder Stück für Stück.

Selbst eine kleine Erkältung erinnert uns daran, dass unser sterblicher Leib eines Tages kalt in der Erde liegen wird. Die Tage unseres Lebens – sie zählen 70 Jahre oder manchmal auch 80 Jahre – und wir kennen den ein oder anderen, dem ein noch längeres Leben geschenkt wurde. Aber wir wissen auch, wie diese Worte Moses weitergehen:

Ps 90,10: „…und wenn es köstlich gewesen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es eilt schnell dahin, als flögen wir davon.“

Die Tage unseres Lebens, sie vergehen wie im Flug. Wir fliegen zum Richterstuhl Gottes. Dort müssen wir vor dem Einen erscheinen, der alles weiß, vor dem nichts verborgen ist: keine Tat, auch wenn wir ganz allein waren, als wir sie begangen haben; kein Wort, auch wenn kein menschliches Ohr es gehört hat; ja, nicht einmal die Gedanken, die wir sorgfältig vor anderen Menschen verbergen. Unser ganzes Leben liegt wie ein aufgeschlagenes Buch vor dem, der alles weiß. Meinen wir wirklich, dass wir vor ihm irgendetwas verbergen könnten?

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