Sermons on “Erlösung”

22. Sonntag nach Trinitatis 2024: Freu dich, weil dein Name im Himmel angeschrieben steht.

Vielleicht kennt ihr das Gefühl vollkommen machtlos zu sein – wenn ihr z.B. im Krankenhaus, neben dem Bett eines lieben Menschen steht, der leidet. Vielleicht bist du dann auf den Gedanken gekommen, dass du so ziemlich alles geben würdest, wenn du mit ihm dem Platz tauschen könntest, damit du an seiner Stelle leidest. Und dann hast du gemerkt: so läuft es nicht. Wir haben nicht die Macht eine derartige Veränderung herbeizuführen.

Oder wenn wir Nachrichten schauen und sich der Eindruck verfestigt, dass es mit unserem Land und unseren Mitmenschen nur bergab zu gehen scheint. Alles scheint im Chaos zu versinken, Kinder werden missbraucht und ermordet, nicht irgendwo auf der Welt, sondern in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Ja, es gibt auch gute Menschen, sie widersprechen, sie geben Mut, sie tun, was sie können, aber oft genug sieht es so aus, als wären die Guten machtlos und am Ende würden sowieso die Bösen gewinnen.

Oder wenn wir die neuesten Statistiken hören und erkennen müssen, dass immer mehr Menschen der Kirche den Rücken zukehren. Jedes Jahr treten Hunderttausende aus den beiden großen Kirchen in unserem Land aus. Im Westen ist ein Drittel aller Menschen, im Osten sind es sogar zwei Drittel aller Menschen, die zu keiner Kirche mehr gehören wollen.

Und wenn wir auf unsere eigene Gemeinde und Kirche schauen, gab es die letzten 50 Jahre nur eine Richtung, nämlich die nach unten. Als der alte Pastor Lerle nach dem Krieg Gemeindeglieder sammelte, waren es Hunderte, die in unserer Gegend kamen, um Gottes Wort zu hören. Heute sind es weniger als hundert und noch viel weniger, können sich dazu durchringen, zu kommen, um Gottes Wort zu hören. Was früher mehrere Gemeinden waren, ist heute eine einzige, kleine Gemeinde, die unterstützt werden muss, weil sie nicht mehr dazu in der Lage ist, ihren Pastor aus eigener Kraft zu bezahlen. Und wir fühlen uns machtlos.

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12. Sonntag nach Trinitatis 2024: Der Herr ist unser rechter Krieger, der sein Ziel erreicht.

Wie reden wir von Gott? Oder genauer: Mit welchen Namen oder Titeln reden wir über ihn? Jesus, Herr, Heiland fallen uns vielleicht als erstes ein. Schöpfer, Vater, Retter und Erlöser. Freund und Bruder? Aber wären wir, wie die Israeliten am Schilfmeer auf „Kriegsmann“, also „Krieger“ oder „Soldat“ gekommen? Was für einen Gott hast du? Er ist ein Krieger? Das scheint nicht zu „unserem“ Bild vom „lieben“ Gott zu passen. Doch genau diesen Namen finden wir in Gottes Wort, in einem Loblied über den gewaltigen Sieg, den Gott für sein Volk errungen hat. Auch wir gehören zu Gottes Volk. Schauen wir uns also diesen Namen und seine Bedeutung genauer an. Unser heutiger Text zeigt uns: Der Herr ist unser rechter Krieger, der sein Ziel erreicht.

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3. Sonntag nach Trinitatis 2024: Gott zeigt uns unseren Zustand und seine Lösung.

Es gibt eigentlich alltägliche Dinge und Ereignisse, die wir zwar als gegeben hinnehmen, aber nicht begreifen können, es sei denn, sie werden uns erklärt. Was Blitz und Donner sind, warum wir atmen oder essen müssen – und viele weitere Dinge – das können wir erst dann richtig verstehen, wenn es uns jemand erklärt hat. Das Menschen ohne Luft ersticken, bzw. ohne Nahrung und Wasser elend umkommen, können wir sehen. Doch die Gründe dahinter, das „Warum?“ und „Wie?“ muss uns erst jemand erklären. Gleiches gilt für Blitz und Donner.

Ähnlich geht es uns auch mit Gottes Wort. Gottes Wort zieht den Vorhang zurück. Es erklärt uns Dinge, die wir allein nicht erkennen oder verstehen können. Auch die Plagen, die Gott über Ägypten brachte, fallen darunter. Hier zeigt uns Gott unseren Zustand und seine Lösung.

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Karfreitag 2024: Alles

Im Hebräischen heißt es kol, im Griechischen pas, in Latein omnis, todos in Spanisch und „alles“ im Deutschen. Doch ganz gleich, welche Sprache wir sprechen oder verwenden, es ist das schönste Wort überhaupt. Wie lautet es? A-L-L-E-S, alles. Zu seinen Geschwistern gehören völlig, ganz, voll-ständig usw.

Es ist das beste, wichtigste und schönste Wort für die wichtigste, beste Stelle im ganzen Alten Testament, die wir heu-te als Epistellesung gehört haben: das 4. Knechtgotteslied im Buch des Propheten Jesaja. Dieser Knecht, dieser Diener Gottes ist etwas ganz Besonderes, denn er hatte alles.

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Karfreitag 2023: Jesus wird für uns am Kreuz erhöht.

Bei uns gibt es keine Todesstrafe mehr. Wir kennen sie nur noch aus Filmen, Fernsehserien oder Büchern. Einer der Gründe, aus dem heute so viele Menschen gegen die Todesstrafe sind, liegt darin, dass man ein Todesurteil nicht ungeschehen machen kann. Ein unschuldig Verurteilter, der doch unschuldig war, kann nicht wieder zum Leben erweckt werden.

Heute geht es um ein Todesurteil und wir wollen uns fragen, was wir vor Augen haben, wenn wir an Hinrichtungen denken? Für gewöhnlich ist die Rede von den Opfern von Hinrichtungen. Die Staatsgewalt hat zugeschlagen. Ein Verbrecher wurde dingfest gemacht. Nach dem Gerichtsurteil sitzt er im Gefängnis und wird dann hingerichtet. Dabei wird er zu einem Opfer, jemand, der all diese Dinge über sich ergehen lassen muss. Er hat keine Kontrolle mehr über sein Leben.

Doch das Johannesevangelium zeigt uns, dass es im Fall Jesu ganz anders war. Jesus war kein hilfloses Opfer. Hier am Kreuz auf Golgatha geschah nur das, was die Schrift und was er selbst von sich vorhergesagt hatte.

Joh 10,17f: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, dass ich’s wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen.“

Jesus ist kein Opfer eines Justizirrtums, ein Opfer der Staatsgewalt, die ihre Macht rücksichtlos missbraucht. Er ist auch nicht das wehrlose Opfer, das am Ende den Machenschaften seiner Feinde unterliegt. Nein! Jesus geht freiwillig ans Kreuz. Bis ans Ende behält er das Heft des Handelns fest in der Hand. Er geht den Weg ans Kreuz freiwillig, um dort erhöht zu werden, für uns. Er nutzt menschliche Bosheit, Machenschaften und Pläne, um seinen Plan zur Rettung der Menschen umzusetzen. Anhand von drei Gruppen von Menschen unter dem Kreuz wollen wir das heute gemeinsam betrachten. Jesus wird für uns am Kreuz erhöht.

1. Er siegt durch Pilatus über seine Feinde.

2. Er erfüllt die Schrift durch die Soldaten.

3. Er kümmert sich um die Seinen.

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Heiligabend 2022: „Geboren von der Jungfrau Maria.“

„Geboren von der Jungfrau Maria“, so bekennt die christliche Kirche seit über 2.000 Jahren. Hier liegt das Herz von Weihnachten und doch …? Fragen wir einen Gynäkologen, bekommen wir eine medizinische Antwort, Theologen reden vom Fehlen eines irdischen Vaters und der fehlenden Erbsünde. Die meisten Menschen unserer Zeit – auch viele Christen – werden sich über dieses „fromme Märchen“ lustig machen oder ganz vernünftig fragen, ob es denn eine Rolle spiele?

Der Evangelist Matthäus gibt uns eine andere Antwort, die Antwort Gottes, eine scheinbar einfache Geschichte, mit Verweis auf die große Geschichte mit seinem Volk, eine Antwort, die schon ein Prophet mit Namen Jesaja gegeben hatte. „Geboren von der Jungfrau Maria“ – hier ist die Weihnachtsgeschichte. In ihr spielen mit: ein dummer König, zwei wütende Feinde, ein tollwütiger Hund und eine junge Frau.

Matthäus erweist uns einen großen Dienst, denn er verweist uns zurück zu einem Propheten, der voller Antworten steckt. Dieser Mann heißt Jesaja. Er erklärt uns, warum Marias Jungfräulichkeit so wichtig ist. Obwohl es direkt in der Bibel steht, ist es nicht die typische Art und Weise, wie wir die Jungfrauengeburt erklärt bekommen.

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20. Sonntag nach Trinitatis 2022: „Die Großzügigkeit Gottes.“

Es ist die letzte Woche vor Jesu Tod, die Karwoche. Wie Wellen in Sturm, die gegen den Strand oder einen Felsenabhang anbranden, branden die Angriffe der Pharisäer, Schriftgelehrter und Priester gegen Jesus an. Wieder und wieder versuchen sie ihn zu Fall zu bringen, während sie es nicht wagen, Jesus zu verhaften, aus Angst vor dem Volk. In dieser Zeit erzählt Jesus dieses Gleichnis, einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen sich gleichgültig, ängstlich oder offen feindselig von ihm abwandten. Es ist auch ein Gleichnis für unsere Zeit, ein Gleichnis über die Großzügigkeit Gottes, und was geschieht, wenn man sie verachtet.

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5. Sonntag nach Trinitatis 2022: Das Leben in dieser gegenwärtigen, bösen Welt.

Aufstehen, Anziehen, Frühstücken, Arbeiten, Essen, Trinken, Autofahren, Gartenarbeit, Lesen, Musik hören, Fernsehen, Freude, Trauer, Leid, Schmerz, Spielen, Ausziehen, Schlafengehen – mit diesen Worten könnte man – grob gesagt – die meisten unserer Tage, mit wenigen Worten beschreiben. Dabei spielt es, oberflächlich betrachtet, zunächst auch keine Rolle, ob ein Mensch Christ ist, ob er an Jesus glaubt, zu Jesus gehört, oder nicht. In sehr vielen Dingen unterscheidet sich das Leben eines Christen nicht von dem eines Nichtchristen: beide essen, beide trinken, beide schlafen, beide werden krank, beide werden gesund, beide werden alt, beide sterben.

Und doch gibt es Unterschiede und zwar nicht nur unter der Oberfläche, wo sie erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind oder da, wo sie nur Gott sehen kann. Nein, unser Verhalten untereinander, als Glaubensgeschwister, unser Verhalten gegenüber anderen Menschen soll sich deutlich von dem unserer Umwelt abheben.

Dabei geht es um die Gründe, aus denen wir bestimmte Dinge tun, nämlich aus Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen, weil Gott unser Leben auf seine gute Art und Weise geordnet hat. Es geht aber auch darum, Dinge zu tun und zu sagen, die unsere Umwelt nicht versteht, weil sie allem entgegenlaufen, was sie glaubt oder für richtig hält.

Der Apostel Petrus beschäftigt sich in seinem ersten Brief an die verfolgten Christen in Kleinasien, der heutigen Türkei, viel mit diesen Dingen. Unser Predigttext steht am Ende der so genannten Haustafel, wo Petrus sich mit einzelnen Gruppen in der Gemeinde beschäftigt hat: Männer, Frauen, Sklaven, Kinder. Nun, am Ende der Haustafel, wendet er sich wieder an alle Christen. Er redet von den Dingen, die alle angehen. Und es geht ihm um das Leben in dieser gegenwärtigen, bösen Welt.

1. Tut das Gute!
2. Leidet bereitwillig!

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Gründonnerstag: Die Einsetzung des heiligen Abendmahls 2021 – Jesus ist der Gott, der sich die Hände schmutzig macht.

Es gibt einen Brauch in der katholischen Kirche, der wohl vielen Menschen in den Sinn kommt, wenn sie diese Worte aus dem Johannesevangelium hören – auch wenn dieser Brauch zu den letzten beiden Osterfesten ausfallen musste: Der Papst geht ins Gefängnis und wäscht Gefangenen die Füße. Das ist wohl das Erste, was vielen Menschen einfällt, wenn sie diesen Text hören. Das macht aber auch die große Gefahr deutlich, die mit diesem Text verbunden ist.

Was ist die große Gefahr bei Bibeltexten wie dem Evangelium des heutigen Festtages? Die große Gefahr solcher Texte besteht darin, dass wir sie zu einer Moralerzählung umdeuten. Unser Blick richtet sich nur noch und ausschließlich auf das, was wir tun sollen. Jesus sagt, dass er uns ein Beispiel gegeben hat. Nun ist das nicht falsch. Denn genau das hat Jesus ja gesagt. Nachdem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, auch dem widersprechenden Petrus und dem verräterischen Judas, erklärt er es seinen Jüngern noch einmal eindeutig. Er wird von ihnen Herr und Meister genannt – und das zu Recht. Und ja, Jesus ist tatsächlich unser Vorbild, wenn es darum geht, wie wir hier in dieser Welt leben sollen.

Doch wenn wir nur noch darauf schauen, wenn wir nur noch fragen, wie wir als Kinder Gottes in dieser Welt zu leben haben, dann wird es verkehrt. Dann verwandeln wir die gute Nachricht dieses Tages, die frohe Botschaft der Heiligen Schrift, in eine Last, ein Gesetz, die es zu tragen, das es zu erfüllen gilt. Und so wollen wir zuallererst den Blick auf Jesus richten, um zu sehen, was er für uns tut, denn Jesus ist der Gott, der sich die Hände schmutzig macht.

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Judika: „Schaffe mir Recht, Gott“ 2021 – Nicht sich dienen lassen, sondern dienen.

Manche Dinge ändern sich nie. Ganz gleich wieviel Zeit vergeht, ganz gleich wie sehr sich die Lebensumstände geändert haben – manche Dinge ändern sich nie. Menschen altern und sterben. So ist der Lauf der Dinge in dieser Welt. Seit mit Adam und Eva die Sünde in die Welt gekommen ist, sterben wir Menschen, denn der Tod ist der Lohn für unsere Sünde. Die Abfolge von Leben und Tod gehört zu den Gesetzmäßigkeiten unserer Welt.

Manche Dinge ändern sich nie. Seit es Schulen und Schüler gibt, versuchen Schüler mit möglichst wenig Anstrengung ihr Ziel zu erreichen. D. h. Abschreiben, Betrügen und Abkürzungen gehören zur Schule und zu Schülern, seit es Schulen gibt. Die Methode, die Themen und die Mittel verändern sich ständig, von Wachstäfelchen über Schiefertafeln über Papier hin zu Tabletts oder PCs, der Wunsch möglichst wenig lernen und arbeiten zu müssen, bleibt – Kinder versuchen zu schummeln.

Das gilt auch für andere Dinge, von denen unser Text eines anspricht. Im Römischen Reich gab es, schon lange vor den Kaisern, eine Ämterlaufbahn. D. h. um für die höchsten Ämter in Rom gewählt oder bestimmt zu werden, musste man unten anfangen und sich nach oben vorarbeiten. Vom Militärtribun bis hin zum Konsul war es ein langer und teurer Weg. Aber die Menschen gingen ihn und dieser Weg wurde auch außerhalb der Hauptstadt Rom nachgeahmt, z. B. in der römischen Kolonie Philippi. Der Apostel Paulus nimmt in seinem Brief an die Christen dort Bezug darauf.

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